Israel und seine Nachbarn – Assyrien
Einleitung
Im Rahmen der mehrteiligen Serie „Israel und seine Nachbarn“, werfen wir einen Blick auf Nachbarvölker Israels und Völker denen Israel in der alttestamentlichen Überlieferung begegnet: Moab oder die Philister, um zwei „kleinere“ Völker zu nennen, aber auch Großreiche wie Ägypten. Eine solche Betrachtung kann helfen, die Geschichte des biblischen Gottesvolkes im Kontext dieser Völker besser einzuordnen und manche Zusammenhänge mehr zu verstehen. Dabei kann natürlich nicht alles abgedeckt werden, was es zu dem jeweiligen Volk und seinen Begegnungen mit Israel zu sagen gäbe. So werden einige Aspekte näher beleuchtet, andere bleiben dagegen unerwähnt. Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Reich Assyrien (o.a. „Assur“). Dabei leiten uns nun wenige grobe Fragen: Wer, wann und wie waren die Assyrer? In welcher Beziehung bzw. Auseinandersetzung stand Israel mit Assyrien? Welche theologische Bedeutung hat Assyrien für die Geschichte Israels und für Christen heute?
Assyrien stellt neben Ägypten eine der ersten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte dar. Geographisch lag es im Gebiet des heutigen Iran und Irak, doch es breitete sich in seiner Geschichte immer wieder deutlich darüber hinaus aus. Das Kernland, das in Mesopotamien lag, unterschied sich in dessen geographischen Bedingungen im Vergleich zu Ägypten stark. So lag das Ägyptische Reich relativ gut geschützt im Nordosten des afrikanischen Kontinents, umgeben von lebensfeindlichen Wüsten und abgetrennt durch das Rote Meer. Den einzig wirklichen Zugang fanden andere Völker über die Sinaihalbinsel und das Nildelta. Ägypten wurde selten aus dem Westen oder Süden (beides Wüstenland) angegriffen. Assyrien hingegen lag in der Ebene der Flüsse Euphrat und Tigris. Dieses Gebiet wird auch „Fruchtbarer Halbmond“ genannt, aufgrund dessen guter Bedingungen für die antike Landwirtschaft. Forscher sehen die guten Bedingungen als einen der Hauptgründe, dass die ersten großen Zivilisationen der Menschheit dort ihren Ursprung haben. Entsprechend war Mesopotamien auch attraktiv für viele umliegende Völker. Angriffsmöglichkeiten gab es aus nahezu jeder erdenklichen Himmelsrichtung. Das führte somit zu häufigeren Machtwechseln, mehr Kriegen, andererseits aber auch für regen Austausch, Handel und Bewegung in den Bereichen von Kultur und Wirtschaft. Mesopotamien wurde über der Zeit von einer Vielzahl von Völkern und Gruppen erobert und besiedelt. Vor den Assyrern spielten beispielsweise die Sumerer, Akkader, Amurriter und Kassiten eine Rolle. Währenddessen und später erhoben auch die Hurriter, Aramäer, Perser, Griechen, Parther und Sasaniden Anspruch auf das Land.
Bei diesen „Namen“ muss selbstverständlich immer im Einzelnen betrachtet werden, inwiefern eine Ethnie oder ein Volk gemeint ist, oder ein politisch-militärisches Reiche. So bestand das Reich der Assyrer nicht nur aus „Assyrern“. Die Geschichte Mesopotamiens ist äußerst vielfältig und die Grenzen verschoben sich immer wieder.
Wirtschaft, Kultur, Religion, Organisation der Assyrer
Wirtschaftlich florierte das assyrische Reich durch den ausgiebigen Fernhandel und eine technisch ausgefeilte Optimierung der Landwirtschaft. Dazu zählten zum Beispiel Tunnelsysteme und Aquädukte. Das zeigt, das Assyrien wohl über fähige Ingenieure verfügte.
In Bibliotheken verwahrten die Assyrer große Teile ihrer Literatur. Texte wurden in der Keilschrift angefertigt, die damals in Mesopotamien vorherrschende Schrift. Mit den ägyptischen Hieroglyphen ist sie eine der zwei ersten bekannten Schriften der Menschheitsgeschichte. Im Vergleich zu den Ägyptern schrieb man weniger auf Papyrus, dafür mehr auf Steinwänden und steinernen Stelen. Darüber hinaus errichteten die Assyrer Palastanlagen, Gärten und gestalteten mit der Flachbildkunst Reliefs an Wänden und auf Stelen.
Die Religion der Assyrer war nicht trennscharf zu anderen in Mesopotamien. In der Forschung wird die babylonische und die assyrische Religion meist als überwiegend einheitlich verstanden. Aufgrund des bereits erwähnten regen Wechsels in Mesopotamien kam auch in die Religiosität der Völker viel Bewegung durch immer wieder neue Einflüsse. So ist der oberste Gott Assyriens, Assur, mit dem höchsten babylonischen Gott, Marduk, gleichzusetzen. Assur war vorrangig ein Kriegsgott, der die Expansion des Reiches einerseits beauftragte und andererseits für dessen Gelingen sorgte. Auch Prophetien waren in der assyrischen Kultur und Religion üblich.
Kriegerisch waren die Assyrer häufig anderen Stämmen und Volksgruppen überlegen, da sie neueste Entwicklungen in der Militärtechnik verwendeten, darunter den Streitwagen und gut ausgestattete Reiterstaffeln. Während vieler Eroberungszüge waren sie für brutalste Vorgehensweisen bekannt. Feindliche Bevölkerungen wurden getötet oder misshandelt, bis hin zu Folterungen, Schändungen und Verstümmelungen, teils bei lebendigem Leibe. Resultierend aus einem solchen Image ergaben sich viele Städte und Fürstentümer freiwillig, wenn die assyrischen Streitkräfte nahten.
Geschichte
Mit einer Zeitspanne von 1200 Jahren, über die Assyrien existierte, gilt es also als eines der Reiche, das Mesopotamien recht lange beherrschen konnte. Der Name „Assyrien“ leitet sich vom Gott „Assur“ und der gleichnamigen Stadt ab, die lange das Zentrum des Reiches war. Später wurde Ninive die Hauptstadt. Auch das Assyrische Reich lässt sich in Epochen einteilen. Die in der Übersicht stehenden Daten sind als ungefähre Jahreszahlen zu verstehen. Wann das assyrische Reich seinen Anfang hat, ist nicht eindeutig festzumachen. Zu Beginn der Geschichte Assyriens gibt es zunächst die Stadt Assur. Bevor von einer assyrischen Kontrolle gesprochen werden kann, wird Assur zuvor zeitweise von anderen Reichen beherrscht, sowohl von den Akkadern als auch den Sumerern. Für die Geschichte des biblischen Israels ist vor allem die Epoche der Neuassyrischen von Bedeutung.
Zeitspanne | Epoche |
ab ~3000 – 2000 v. Chr. | Frühassyrische Zeit |
2000 – 1700 v. Chr. | Altassyrische Zeit |
1700 – 1400 v. Chr. | Zwischenzeit (Kassiten Hurriter) |
1400 – 912 v. Chr. | Mittelassyrische Zeit |
911 – 612/605 v. Chr. | Neuassyrische Zeit |
Zeitepochen des Assyrischen Reiches. Fett: Für die Geschichte Israels relevante Zeitepoche.
Altassyrische und Mittelassyrische Zeit
Ab circa 2000 v. Chr. bricht die Altassyrische Zeit an. Doch bis 1800 v. Chr. ist es schwer nachzuzeichnen von wem und wie Assur regiert wurde. Es gibt assyrische Königsliste, jedoch ist es aus Forschungsperspektive schwer zu sagen, welche Herrscher zu welcher Zeit gelebt haben und ob nicht einige von ihnen mythologischer Natur sind. Der erste, im Hinblick auf die erste größere territoriale Ausbreitung des Reichs relevante, Herrscher war Šamši-Adad I., da er mehrere Fürstentümer in Obermesopotamien vereinte. Dieses war deutlich größer als das ursprüngliche Kerngebiet um die Stadt Assur herum. Die Lebenszeit von Šamši-Adad I. ist nicht eindeutig datierbar. Seine Geburt wird auf frühestens 1813 v. Chr. datiert; 1680 v. Chr. wird sein spätester Tod vermutet. Assyrien errichtete Handelsposten im Norden Mesopotamiens und trieb regen Handel mit den umliegenden Ländern und Völkern.
Nachdem die Söhne von Šamši-Adad I. das Reich nicht nachhaltig sichern konnten, wurde Assur zeitweise fremdbeherrscht. In dieser Zeit, etwa bis 1400 v. Chr., konnte sich das Reich der Mittani im Bereich Assurs behaupten; ebenso konnten die Hetither in Kleinasien ihr Reich ausbreiten. Das Mittanische Reich erstreckte sich im Bereich des heutigen Syriens und des Iraks, auch die assyrische Hauptstadt Assur. Es konnte sich vor allem im 15. Und 14. Jahrhundert vor Christus behaupten. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung, konnten dessen Herrscher vermutlich bis nach Palästina und in den Osten der Türkei vordringen. So Auf diesem Gebiet der heutigen Türkei waren wiederum die Hetither hauptsächlich ansässig. Zwischenzeitlich konnten auch sie nach Palästina vordringen und führten unter anderem Kriege mit Ägypten. Die Hethiter lassen sich etwa in die Zeitspanne vom 20. bis ins 13. Jahrhundert vor Christus datieren.
Mit der endgültigen Durchsetzung gegen die Mittani, begründete Assur-uballit I. (1354-1318 v. Chr.) das Mittelassyrische Reich. Mit dem neu gewonnenen Gebiet der Mittani errichtete Assur-uballit I. einen zusammenhängenden und flächendeckenden assyrischen Staat. Aus dieser Zeit fanden Forscher einen archäologischen Nachweis, in dem Assur spezifisch als Land bezeichnet wurde („māt Aššur“). Dies bestätigt die territoriale Ausbreitung. Die nachfolgenden Könige konnten Assyrien weiter vergrößern. In der Regierungszeit von König Tukulti-Ninurta I. (1234-1197 v. Chr.) erreichte das Reich seine bis dato größte Ausdehnung. Noch größere militärische und territoriale Erfolge konnte Tilgat-Pileser I. (1114-1076 v. Chr.) erzielen, der das Assyrische Reich so sehr vergrößerte, dass es bis ans Mittelmeer und an den Van-See (östliche Türkei) reichte. Erstarkende Aramäerstämme ließen das Reich der Assyrer schließlich wieder zusammenschrumpfen.
Neuassyrische Zeit und Konfrontationen mit Israel (geteiltes Reich)
Ausführlicher ist die Neuassyrische Zeit zu betrachte, schließlich ist diese für die Geschichte des alttestamentlichen Israels besonders relevant. Ab etwa 1000 v. Chr. wurde diese dritte wichtige assyrische Epoche eingeleitet. Mehrere Könige konnten die assyrische Wirtschaft stärken und Gebiete zurückerobern. Nach schrittweisen Expansionen erreichte Assurnasirpal II. (884-859 v. Chr.) erneut das Mittelmeer (wie zuvor Tilgat-Pileser I. in der Mittelassyrischen Zeit) und setzte unter den phönizischen Küstenstädten eine Tributpflicht durch. Sein Sohn und Nachfolger Salmanassar III. (859-824 v. Chr.) führte in Syrien zahlreiche Kriege. Das Nordreich Israels, was unmittelbar an Syrien grenzte, gerat zunehmend in Bedrängnis. So beteiligte es sich unter Ahab (871-852 v. Chr.) an einer militärischen Koalition gegen Assyrien (853 v. Chr. Schlacht von Qarqar), die nur mittelfristigen Erfolg hatte, aber durchaus einen außenpolitischen Erfolg Ahabs darstelle. Der israelische König Jehu (843-815 v. Chr.) wurde unter der assyrischen Vorherrschaft tributpflichtig. Eine bei Ausgrabungen gefundene assyrische Tafel zeigt Jehu, wie er vor dem assyrischen König niederfällt.
Israel konnte ausschließlich unter Jerobeam II. (787-747 v. Chr.) etwas Ruhe genießen und genoss dazu eine wirtschaftliche Blüte. Leider hielt dies nicht lange, denn ein weiterer assyrischer König sollte dem Nordreich erneut das Leben schwer machen. Tilgat-Pileser III. (745-727) regierte ein Assyrien, das zu seiner Zeit von Ägypten bis tief in die Berge des heutigen Iran reichte. Er nahm einige Neuerungen in der Verwaltung vor. Der Druck auf die beiden israelischen Reiche (Nordreich, Samarien; Südreich, Juda) nahm massiv zu. Das Nordreich sowie viele weitere kleinere Fürstentümer und Stadtstaaten waren tributpflichtig. In assyrischen Tributlisten wird der nordisraelische König Menachem (746-737 v. Chr.) aufgeführt. In diese Zeit fällt auch der syrisch-ephraimitische Krieg. In diesem belagerten der syrische König Rezin und der nordisraelische König Pekach die Hauptstadt des Südreichs, Jerusalem, um den dortigen König Ahas (742-727 v. Chr.) zu stürzen, da dieser, ihrer Meinung nach, nicht genug gegen die assyrische Expansionspolitik unternahm. Das Blatt wendete sich allerdings unerwartet, da Tiglat-Pileser III. die Hauptstadt des syrischen Königs und seines Reiches, Damaskus, belagerte. Rezin musste nun zurück, um schnellstmöglich sein Reich vor dem Untergang zu bewahren. Tiglat-Pileser III. nahm Damaskus ein und auch das Nordreich ließ er zusammenschrumpfen. Letztlich bedrängte er auch Ahas, sodass das Südreich fortan Tribut zahlen musste. Ab 733 v. Chr. verkleinerte jener assyrische König das Gebiet und deportierte einen ersten Teil der israelitischen Oberschicht ins assyrische Exil (vgl. 2Kön 15,29). Kurz nachdem der letzte König des Nordreichs, Hoschea, die Tributzahlungen an Assyrien eingestellt hatte, fielen dessen Truppen endgültig ein, zerstörten Samarien und deportierten weitere Teile der Bevölkerung. Die Existenz Nordisraels war von hier an endgültig Geschichte.
Zeit (v. Chr.) | König | Dynastie |
926–906 | Jerobeam I. | Jerobeam |
906–905 | Nadab | |
905–882 | Bascha | Bascha |
882–881 | Ela | |
881 | Simri | Simri |
881-870 | Omri | Omriden |
870-852 | Ahab | |
851-850 | Ahasja | |
850-845 | Joram | |
843-815 | Jehu | Nimschiden |
815-801 | Joahas | |
801–787 | Joas | |
787–747 | Jerobeam II. | |
747 | Secharja | |
747 | Schallum | Schallum |
747-737 | Menachem | Menachem |
737–734 | Pekachja | |
734-732 | Pekach | Letzte Könige Israels |
732-723 | Hoschea | |
722 v. Chr. – Eroberung des Nordreichs durch Assyrien unter Salmanassar V./Sargon II. |
Liste der israelitischen Könige des Nordreichs, deren Regierungszeiten und ihren Zuordnungen in Herrscherdynastien.
Sanherib (705-681 v. Chr.), regierte Assyrien aus der neuen Hauptstadt Ninive. Im Jahr 701 v. Chr. musste er sich gegen eine militärische Koalition wehren, die vom Südreichkönig Hiskia (725-696 v. Chr.) angeführt wurde. Nach der Auseinandersetzung wurde Juda tributpflichtig und es blieb kaum mehr als die Stadt Jerusalem übrig. An diesem Punkt in der Geschichte enden die Berührungspunkte und Auseinandersetzungen zwischen Israel und Assyrien.
Sowohl das babylonische als auch das persische Reich erstarkte und zog zum Krieg gegen Assyrien. Dabei standen beide Großmächte vereint gegen den gemeinsamen Feind. Schritt für Schritt wurden Territorien erobert, bis Ninive schließlich im Jahr 612 v. Chr. fiel. Der letzte assyrische König Assuruballit II. floh nach Haran. Als Babylonien Haran eroberte, endete das Assyrische Reich.
Konsequenzen der assyrischen Eroberungen
Geschichtlich betrachtet war Assyrien, vor allem zur Zeit des geteilten Israels, der bestimmende große Feind Israels. Die Ereignisse und Erfahrungen rund um die Jahre 733, 722 und 701 v. Chr. müssen für das damalige Volk traumatisch und zerstörerisch gewesen sein. Besonders im Nordreich musste die Bevölkerung viel Leid erfahren. Dieses Leid fand womöglich in den Eroberungen und Deportationen seinen Höhepunkt. Die Umbrüche durch die kriegerischen Handlungen Assyriens und die anschließende Vasallenpolitik waren enorm. Wirtschaftlich profitierte Juda möglicherweise von den Fernhandelsrouten. Spätestens als es eine massive Einwanderungswelle aus dem Norden in Richtung Jerusalem einsetzte, kam es zu Spannungen. Jerusalem wuchs in diesen Jahren um das Zehnfache. Manche Forscher glauben, dass das theologische Motiv des „Fremdlings“ zu diesem Zeitpunkt relevant wurde. Außerdem kam es besonders zu Spannungen, da religiöse Gepflogenheiten des Nordreichs in die religiösen Traditionen des Südreichs überschwappten. Beispielsweise wurde Bethel, ein Heiligtum des Nordreichs, zu Juda zugehörig.
Theologisches und Assyrien in der Bibel
Die biblischen Autoren deuteten Assyrien überwiegend als ein Mittel Gottes zur Strafe. Alle Könige des Nordreichs wurden für unwürdig bzw. nicht gottesgemäß befunden, sodass aus jüdischer Sicht eine Bestrafung Gottes logisch scheint (vgl. Jes 10,5ff) Letztlich bestraft Gott aber auch das gottlose Assyrien. So berichtet beispielsweise das Prophetenuch Nahum:
„Deine Hirten schlafen, König von Assyrien! Deine Mächtigen sind tot. Dein Volk ist auf den Bergen zerstreut, und niemand führt es wieder zusammen. 19 Keine Heilung gibt es für deinen Bruch, von diesem Schlag erholst du dich nie! Jeder, der die Nachricht hört, klatscht vor Freude in die Hände. Denn wen traf deine ständige Bosheit nicht?“ – Nah 3,18-19 (NeÜ)
Das ganze Buch Nahum widmet sich ausschließlich der Zerstörung der assyrischen Stadt Ninives. Diese Verse 18 und 19 kündigen die Zerstörung Ninives als Racheakt an. Der Grund ist die jahrhundertelange, eiserne Herrschaft Assyriens über Israel – und über andere Völker. In den Versen wird die enorme Wucht der assyrischen Herrschaft deutlich und es zeigt womöglich auch, welcher barbarische Ruf Assyrien vorauseilte.
Besonders interessant erscheint eine Stelle in Jesaja, in der Assyrien neben Ägypten, bekehrt werden wird und sie gemeinsam mit Israel zu Gottes Volk werden sollen.
„(22) Jahwe wird die Ägypter zwar schlagen, hilft ihnen aber wieder auf. Sie werden zu ihm umkehren, und er wird ihre Gebete erhören und sie heilen. (23) Zu der Zeit wird es eine Straße von Ägypten nach Assyrien geben. Die Völker werden sich gegenseitig besuchen und gemeinsam Jahwe dienen. (24) Dann wird Israel der Dritte im Bund sein und – zusammen mit Assyrien und Ägypten – ein Segen für die ganze Erde. (25) Denn Jahwe, der allmächtige Gott, wird sie segnen mit den Worten: „Gesegnet sei mein Volk Ägypten! Gesegnet sei Assyrien, das Werk meiner Hände! Gesegnet sei Israel, mein Eigentum!“ – Jes 19,22-25 (NeÜ)
In dieser Prophetie, in der Reihe verschiedener Fremdvölkersprüche, wird ein Szenario gezeichnet, in dem es zwar primär um Ägypten geht, doch interessanterweise taucht auch Assyrien hier auf. Nachdem Jahwe zunächst verspricht Ägypten gerecht zu bestrafen, wechseln die letzten Verse des Kapitels in eine Rettungsbotschaft. Der Gott Israels, was nach wie vor sein „Eigentum“ ist (V. 25) wendet sich in nahezu gleicher Weise auch den Völkern Ägyptens und Assyriens zu. Sie sollen auch hinaufziehen, um Jahwe ultimativ die Ehre zu erweisen. Er will, dass beide Reiche zum Segen werden, wo doch all die Jahrhunderte Gottlosigkeit und Schrecken von ihnen ausging.
Theologisch sind diese Verse sicherlich steil. Es ist nicht der Anspruch dieses Artikels eine abschließende Deutung dieser Verse vorzunehmen. Und dennoch zeigt sich hierin die große Liebe des israelitischen Gottes Jahwe, dass er sich selbst den kriegerischsten Völkern erbarmt. Damit macht die alttestamentliche Überlieferung, sowohl an dieser als auch an vielen weiteren Stellen, deutlich, dass sich der Gott Israels fundamental unterscheidet von anderen Göttern. Jahwe ist treu, Jahwe ist barmherzig und gerecht.
Quellen
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