Krieg gegen Israel – Schweigen verboten! Ein fassungsloser und persönlich betroffener Kommentar von Kristina Weisman
Teil 1: Zum Geschehen
Fassungslosigkeit. Entsetzen. Sorgen. Diese Gefühle überrollten mich, als mich mein Mann am Samstagmorgen aufweckte und mir erzählte, dass sein Heimatland Israel im Krieg ist. Als Israeli hatte er durch die Medien seiner Heimat viel früher sehr genauere Informationen, als die deutschen Medien bereitstellen konnten. Und so verfolgten wir hilflos die Ereignisse, die sich wie ein groteskes Schauspiel aus einem viel zu brutalen Film im jüdischen Staat abspielten, der gerade erst in diesem Jahr sein 75. Jubiläum gefeiert hatte.
Was wissen wir? In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 2023 waren viele Menschen im ganzen Land am Feiern. Warum? Es war Simchat Torah, das Fest der Freude über die Gabe der Torah durch Gott an Mose auf dem Berg Sinai. Es schließt sich jedes Jahr direkt an das achttägige Laubhüttenfest (Sukkot) an. In diesem Jahr kam noch hinzu: Es war Wochenende, Shabbat. Zahlreiche Israelis waren bei ihren Familien, machten Ausflüge, es fanden Parties statt, sogar das große Supernova Festival in der Negev – wie sich bald herausstellte viel zu nah an der Grenze zum Gazastreifen. Am frühen Morgen (Netanyahu gibt als Zeitpunkt 6 Uhr an)1Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247880974/Israel-Zahl-der-Toten-in-Israel-steigt-auf-ueber-700-Netanjahu-ruft-Kriegszustand-aus.html (Stand 10.10.2023) beginnt die Hamas mit einer Kriegserklärung ihres führenden Terroristen Mohammad Deif den Krieg gegen Israel unter dem Namen „Operation Al-Aqsa-Flut“. Es heißt, die Aufnahme, die zu diesem Zeitpunkt gesendet wurde, sei nicht live, sondern bereits aufgenommen gewesen. Deif sprach davon, dass man israelische Siedlungen mit allen Mitteln angreifen solle. Es habe eine „ehrenvolle Geschichte“ begonnen.2Vgl. https://www.tagesspiegel.de/internationales/schusse-raketen-uberall-blut-hamas-kampfer-uberrennen-grenze–das-erlebten-israelis-in-den-ersten-stunden-des-uberfalls-10586401.html (Stand 11.10.2023)
Innerhalb kürzester Zeit wurden mehr als 3.200 Raketen auf einen breiten Streifen des israelischen Staatsgebietes gefeuert. Betroffen waren Ortschaften zwischen Hod haSharon als nördlicher Punkt, Domina im Süden und Jerusalem als Ostgrenze. Dachten zu diesem Zeitpunkt noch die meisten, dass es sich um einen Raketenangriff handelte, wie man viele schon in Israel erlebt hatte, überstieg die Zahl der Raketen schnell das Erwartete und überlastete das Sicherheitssystem Iron Dome. Da Militär, Politiker und Bewohner von dem massiven Beschuss abgelenkt waren, konnten fast unbemerkt weit mehr als 1.000 Terroristen die Grenze vom Gazastreifen nach Israel durchdringen – einige kamen über den Wasserweg, andere mit Paraglidern durch die Luft. Doch diese sollten wohl nur eine Ablenkung sein für die hohe Zahl der Terroristen, die den Grenzzaun an vielen Orten zerstörten und schwer bewaffnet mit Fahrzeugen nach Israel eindrangen. Auf den Videos, die Hamas und palästinensische Menschen selbst online stellten, sind jedoch nicht nur Menschen als Terroristen zu erkennen, sondern zugleich hunderte palästinensische Zivilisten zu sehen, die auf das Staatsgebiet Israels vorrückten.
Das israelische Militär reagierte viel zu spät. Dies lag daran, dass Hamas-Kämpfer zuerst zwei Militärstützpunkte ausschalteten. Wie genau die zahlreichen Terroristen so dicht an den gut bewachten Grenzzaun an verschiedenen Orten mit Fahrzeugen und Waffen auftauchen konnten, ohne dass Notrufe abgesandt wurden, ist bisher noch weitgehend unklar. Den Terroristen scheint es gelungen zu sein, die ferngesteuerten Überwachungsposten mit Kamikazedrohnen (laut Hamas 35 an der Zahl) auszuschalten. Während des Ablenkungsfeuer durch den Raketenhagel andauerte, gelang eine Zerstörung des ersten militärischen Grenzstützpunktes Ma´avar Erez. Dabei wurden Soldaten ermordet und als Geiseln genommen. Im Anschluss gelangten die ersten Terroristen nach Sderot. In dieser ersten Welle wurden insgesamt acht Außenposten des IDF im Grenzgebiet mit ihren Überwachungs-, Waffen- und Kommunikationssystemen ausgeschaltet, oftmals durch gelegte Brände. Dieses Vorgehen hat anscheinend die Kommunikationsfähigkeit des Militärs in der Gegend unterbrochen, hat eine schnelle Reaktion unterbunden und weiteren Wellen von Terroristen das Eindringen ermöglicht. Doch nicht nur dies: Auch zahlreiche palästinensische Zivilisten begannen, mit Bulldozer und anderen Fahrzeugen die Grenzzäune zu zerstören und auf israelisches Gebiet zu gelangen.3Vgl. https://www.ynet.co.il/news/article/byj4jpcl6 (Stand 11.10.2023)
Erst Stunden später, nachdem schon zahlreiche Notrufe aus dem israelischen Grenzgebiet eingegangen waren, erkannte das Militär die ganze Lage: Über 21 Ortschaften, darunter zumeist Moshawim und Kibbuzim, waren von Terroristen eingenommen worden. Viele hundert Israelis wurden massakriert, andere als Geiseln genommen. Auch das große Musikfestival, auf dem auch eine junge deutsch-israelische Besucherin war, fand ein jähes Ende: 260 Menschen wurden von den Terroristen niedergemacht. Doch die Terroristen zogen weiter, richteten Blutbäder in zahlreichen Wohnsiedlungen an und entführten zahlreiche Geiseln nach Gaza.
Warum gerade jetzt? Der Zeitpunkt für den Krieg ist von der Führung der Hamas und seinen Unterstützern wohl nicht willkürlich ausgewählt worden. Zum einen handelte es sich um einen doppelten Feiertag – Simchat Torah und Shabbat. Wir wissen aus der Geschichte, dass Israel feindlich gesinnte Gruppierungen gerne jüdische Feiertage auswählen, um das Land in den Krieg zu ziehen (man betrachte den Jom Kippur Krieg sowie die zahlreichen Ausschreitungen, die Palästinenser an jüdischen Feiertagen in Israel und von Gaza aus jährlich vom Zaun brechen). Zum anderen ist 2023 das Jahr des 75jährigen Staatsjubiläums Israels. Doch jährt sich nicht nur dieser besondere Tag: Am 6. Oktober, also einen Tag, bevor die Hamas Israel angriff, gedachte man des 50. Jahrestages des Jom-Kippur-Krieges. Obwohl damals verschiedene arabische Nachbarländer Israel vereint an verschiedenen Fronten angegriffen hatten, während es in diesem Jahr „nur“ die Terrororganisation Hamas war, zogen viele schnell Parallelen zum Jom-Kippur-Krieg: So wie damals wurde Israel überraschend und unvorbereitet getroffen, so wie damals starben viel zu viele israelische Soldaten in den ersten Zügen des Krieges. Doch schnell stellte sich in diesen Tagen der neuerlichen Katastrophe heraus: Dieser Krieg, den die Hamas gegen Israel begonnen hat, ist mit nichts zu vergleichen. Denn die Terroristen zielten vor allem auf die Zivilbevölkerung ab. Ziel waren keine militärischen Auseinandersetzungen, sondern Massaker an ganz normalen Bürgern.
Ein anstachelnder Faktor für die Terroristen war wohl auch die Situation innerhalb des Landes: Innerpolitische Streitigkeiten, die Zerrissenheit der Bürger, der jüngste Streik vieler Soldaten und Reservisten gegen Netanyahu, fehlbesetzte Posten in der aktuellen Regierung. Das alles schien Israel als wehrhaften Gegner in den Augen der Hamas geschwächt zu haben.
Mittlerweile werden Erkenntnisse gemeldet, dass die Hamas und die unterstützenden Organisationen sich seit einigen Wochen vorbereitet haben: Es gab vermehrte Aufstände auf palästinensischer Seite an der Grenze zum Gazastreifen. Der israelische Journalist Ron Ben-Ishai4Für weitere Informationen zu seiner Person siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Ron_Ben-Yishai (Stand 11.10.2023) geht davon aus, dass dies Ablenkungsmanöver waren, um die Bomben für die Sprengung der Grenzanlage unbemerkt anzubringen. Im Vorhinein wurden auch Übungen von der Terrororganisation Islamischer Dschihad im Gazastreifen bekannt. Die Organisation bekennt ihre Beteiligung an dem Angriff auf Israel5Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Islamischer_Dschihad_in_Palästina (Stand 11.10.2023) und gab Geiselnahmen noch am 7. Oktober bekannt.6Vgl. https://www.ynet.co.il/news/article/byj4jpcl6 (Stand 11.10.2023)
Das Zurückschlagen Israels. Als das Militär endlich Gegenreaktionen einleitete, waren schon Militärstationen überrannt, zwei Polizeistationen eingenommen und die Terroristen strömten im Grenzgebiet in zahlreiche Wohngebiete, Dörfer, Kibbuzim. Dann endlich kam Stunden nach dem Eindringen der Hamas die Meldung von Netanyahu: „Bürger Israels, wir sind im Krieg!“7Zitiert nach Tagesschau: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/gaza-israel-angriff-102.html (Stand 10.10.2023) In denselben Stunden wurde angekündigt, dass eine Notstandsregierung mit der Opposition gebildet werden soll, um die Situation zu stabilisieren. Im selben Augenblick wurde die Gegenoperation „Eiserner Schwerter“ gestartet. Netanyahu sprach eine Warnung an die Bewohner des Gazastreifens aus, sich in Sicherheit zu bringen, da nun mit allen Mitteln gegen die Hamas vorgegangen werde. Mittlerweile hat das israelische Militär zahlreiche Ziele in Gaza beschossen, führende Terroristen gefangen genommen und geht weiter gegen die Hamas vor. Ziel sei es, die Terrororganisation Hamas komplett zu zerschlagen.8 Vgl. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/israel-hamas-angriffe-gazastreifen-bodenoffensive-100.html (Stand 11.10.2023)
Der Verteidigungsminister Joav Galant ordnete die vollständige Abriegelung Gazas an, was bedeutet, dass es keinen Strom, keine Lebensmitteltransporte und keine Lieferung von Treibstoff mehr gibt.9Vgl. https://www.juedische-allgemeine.de/israel/abriegelung-des-gazastreifens-beschlossen/ (Stand 10.10.2023) Auch dies ist etwas, was viele selbsternannte Israelkritiker oft vergessen: Obwohl Gaza seit langem von der Terrormiliz regiert wird, liefert Israel dennoch all diese Dinge nach Gaza, um den Zivilisten ein einigermaßen anständiges Alltagsleben zu ermöglichen.10Eine wenn auch etwas anti-israelisch gefärbte Darstellung liefert https://de.wikipedia.org/wiki/Gazastreifen#Trinkwasserversorgung (Stand 10.10.2023) Dann in der Frühe des 11.10.2023 kam die Meldung, dass der Treibstoff für das einzige Kraftwerk im Gazastreifen nur noch für wenige Stunden reichen würde. Im frühen Nachmittag dieses Mittwochs werde es einen Blackout geben.11Vgl. https://www.blick.ch/ausland/live-ticker-eskalation-zwischen-israel-und-hamas-id19017998.html (Stand 11.10.2023)
Das schreckliche Klettern der Zahlen. Als wir hier in Deutschland am Samstagmorgen nur von den Raketenangriffen und einem Todesopfer durch ebendiese wussten, da berichteten die israelischen Medien schon längst von der Infiltration des israelischen Gebiets durch hunderte Terroristen sowie mindestens 40 Todesopfern durch die Massaker. Seit Samstag stiegen stündlich die Zahl der Todesopfer und der Verletzten an. Mittlerweile ist laut israelischem Militär bekannt, dass der Krieg bisher über 1.300 Todesopfer forderte.12Vgl. https://www.maariv.co.il/news/military/Blog-1044338/#blog-post-0 (Stand 12.10.2023) Nachdem alle Ortschaften nun von Terroristen befreit wurden, werden zunehmend mehr Leichen gefunden. Allein auf dem Musikfestival Supernova wurden 260 Besucher vor Ort massakriert.13Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Reʿim#:~:text=Am%207.%20Oktober%202023%20kam,der%20Region%20Eschkol%20ermordet%20wurden. (Stand 11.10.2023) In einem Kibbuz nahe am Gazastreifen wurden 108 Leichen gefunden, darunter 40 Kinder, die auf brutalste Weise hingerichtet wurden.14https://www.blick.ch/ausland/108-leichen-geborgen-blutbad-im-kibbuz-be-eri-id19025835.html (Stand 11.10.2023) Unter den zahlreichen Todesopfern ist auch eine 22jährige Deutsche, die ihren Freund in einem Kibbuz besuchte, in dem er gerade arbeitete.15https://www.juedische-allgemeine.de/israel/deutsche-touristin-22-von-der-hamas-getoetet/ (Stand 10.10.2023) Die Zahl der Verletzten stieg auf ungefähr 3.300 Verletzte, von denen immer noch viele in Lebensgefahr schweben.16Vgl. https://www.maariv.co.il/news/military/Blog-1044338/#blog-post-0 (Stand 12.10.2023). Mittlerweile wird die Zahl der Verschleppten Menschen, unter denen auch einige Deutsche und Amerikaner sind, auf 200 geschätzt.17Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247950300/Israel-Liveticker-Israels-Armeechef-Halevi-raeumt-Versaeumnisse-ein.html (Stand 12.10.2023)
Auch eine andere Zahl stieg in schwindelerregende Höhen: Bisher wurden 1.500 Leichen von Terroristen in Israel gezählt, die in Auseinandersetzungen getötet wurden.18Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247911596/Nach-Hamas-Angriff-Israel-reagiert-mit-Gegenschlaegen-im-Gazastreifen.html (Stand 11.10.2023) Eine beängstigend hohe Zahl, denn sie führt vor Augen, wie viele Terroristen beinahe unbemerkt in kurzer Zeit nach Israel eindringen konnten – und wie stark die Hamas mit der Zeit geworden ist.
Doch eine weitere, sehr traurige Zahl klettert weiter: Bei israelischen Gegenschlägen wurden mittlerweile über 1.400 Palästinenser getötet.19Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247950300/Israel-Liveticker-Israels-Armeechef-Halevi-raeumt-Versaeumnisse-ein.html (Stand 12.10.2023)
Terror nicht nur vor Ort. Während sich die Politik (siehe unten) weltweit recht zügig zum von der Hamas begonnenen Krieg äußert, lassen wichtige Reaktionen an einem anderen Ort erschreckend lang auf sich warten. Erst kürzlich benannte der Terrorismusforscher Ahmad Mansour während seines Vortrags auf der Konferenz „Antisemitismus heute“ (Beitrag folgt in Kürze) am 25. September 2023 die Social-Media-Plattformen als Hauptwerkzeug für Meinungsbildung: Hier würden antisemitische und israelfeindliche Meinungen um sich greifen, Bilder in falsche Kontexte gesetzt, um Stimmung gegen den jüdischen Staat zu machen.
Doch scheinen Personen diese Plattformen nicht nur zur Stimmungsmache gegen Israel zu nutzen, sondern auch als Forum für Psychoterror im derzeitigen Krieg. Geschockt erzählt mir mein Mann von genau diesem Vorgehen, vor dem schnell auch die israelischen Nachrichtensender warnen: Als Israelis in Angst und Sorge Posts veröffentlichen, in denen sie um Hinweise auf den Aufenthaltsort von Familienangehörigen und Freunden bitten, folgen zahlreiche Kommentare, doch nicht alle sind mit dem Wunsch zu helfen gepostet. Viele arabische Accounts kommentierten mit Lach-Emojies oder hasserfüllten und verächtlichen Sätzen. Doch manche gingen noch weiter und posteten in ihren Kommentaren Videos von Entführungen und Bilder von Leichen aus den Massakern in den Kommentaren.
Doch auch aggressive, gewaltverherrlichende und antisemitische Post haben massiv zugenommen. Die israelische Website mako etwa gibt den Bürgern Anweisungen, wie man diese Posts melden kann, um den Social Media Kanälen zu helfen, gegen diese vorzugehen.20Vgl. https://www.mako.co.il/nexter-guide/Article-548a248a8231b81026.htm (Stand 11.10.2023) Auf der Website sind Beispiele zu sehen von verschiedenen Arten von Posts. Ein Post von „eye.on.palestine“ wird als aufgeführt, auf dem die Leichen israelischer Bürger auf einer Straße gezeigt werden.
Wie ist die Lage jetzt, am 12. Oktober 2023? Die Antwort ist einfach: Sehr ungewiss. Bis zum Montag waren sieben bis acht Ortschaften umkämpft, in denen sich Terroristen der Hamas eingeigelt hatten. Aber auch, wenn die Befreiung nur eine Frage der Zeit war, blieb man misstrauisch: Gibt es noch weitere terror- und gewaltbereite Kämpfer, die sich bisher im Landesinneren im Chaos versteckt halten konnten und die darauf warten, zuschlagen zu können, sobald es ruhiger wird? Es herrscht noch große Ungewissheit.
Auch der Raketenbeschuss aus Gaza geht weiter: Obwohl Israel massiv gegen die Hamas im Gazastreifen vorgeht, ist die Zahl der Hamasraketen, die auf israelisches Gebiet geschossen wurden und viel Schaden angerichtet haben, laut des hochrangigen Offiziers Daniel Hagari auf über 5.000 gestiegen. Daneben wurden 15 Raketen von der Hisbollah (im Libanon) auf israelisches Gebiet geschossen und sechs aus Syrien, von denen aber einige ihr Ziel nicht erreichten.21https://news.walla.co.il/break/3615213 (Stand 11.10.2023) Es drangen seit Montag nun auch immer wieder Terroristen aus Libanon nach Israel ein.22https://www.juedische-allgemeine.de/politik/bewaffnete-verdaechtige-aus-libanon-nach-israel-eingedrungen/?fbclid=IwAR3KKL6ugQsOKqIAhefc2qXVKwSNBtflQ8DQTWMO1RMSO6eL_HKPj1-XRtk (Stand 10.10.2023) Auch an dieser Frontlinie war das israelische Militär im Einsatz. Mittlerweile hat die Regierung erlassen, dass in Israel 360.000 Reservisten mobilisiert werden können.23https://www.kan.org.il/content/kan-news/defense/561550/ (Stand 11.10.2023) Israelische Transportflugzeuge der Luftwaffe flogen Israelis für den Militärdienst in die Heimat. Nachdem nun die Ortschaften an der Grenze zu Gaza evakuiert wurden, wurde die gesamte Bevölkerung angeordnet, einen Vorrat an Wasser, Essen und Medikamenten zusammenzustellen, mit dem sie bis zu 72h in den Schutzräumen überleben können.24https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-krieg-gaza-bodenoffensive-hamas-1.6282843 (Stand 11.10.2023) Experten vermuten, dass das Militär einen Großeinsatz im Gaza-Streifen vorbereitet.25Vgl. etwa https://www.zdf.de/nachrichten/politik/israel-hamas-angriffe-gazastreifen-bodenoffensive-100.html und https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-krieg-gaza-bodenoffensive-hamas-1.6282843 (Stand 11.10.2023)
Zur Unterstützung des jüdischen Staates traten die USA an dessen Seite: Unter der Biden-Regierung wurde nun bereits innerhalb weniger Tage die zweite Kampfflotte bestehend aus Flugzeugträgern mit Begleitschiffen in das östliche Mittelmeer verlegt.26Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247950300/Israel-Liveticker-Israels-Armeechef-Halevi-raeumt-Versaeumnisse-ein.html (Stand 12.10.2023) Sie soll zunächst zur Abschreckung der Feinde Israels vor Ort dienen, im Notfall aber auch bereit sein, militärisch einzugreifen. Am 9.10. kam die Meldung, dass Biden als Präsident der USA, nachdem er Netanyahu seine Unterstützung für die Sicherheit Israels zugesagt hatte, eine Warnung aussprach, dass keine der Parteien Vorteile aus der aktuellen Situation schlagen solle.27https://news.walla.co.il/item/3614300 (Stand 11.10.2023)
Bewegend. Herzzerreißend. Schockierend. In all dem Terror, den Israel gerade erlebt und an dem mein Mann und ich als israelisch-deutsches Paar Anteil haben, gibt es erstaunlich wunderbare Momente, die mir den Atem stocken lassen. Nachdem das Land durch die innerpolitischen Entwicklungen länger zerrissen war und von Instabilität gerüttelt wurde, kommt mit einem Mal ein in Frage zu stellender Zusammenhalt auf, wie ich ihn in Deutschland noch nie gesehen habe. Die Israelis, die nun vor den Terroristen geflohen sind und nachträglich evakuiert wurden, werden ohne Zögern im Rest des Landes aufgenommen und versorgt. Aus dem Kibbutz, in dem meine Schwägerin mit ihrer Familie lebt und das nicht von den Angriffen betroffen war, herrscht ein beeindruckender Zusammenhalt und Liebe zu Land und Mitbürgern: Viele fuhren in den Süden und in das Grenzgebiet, um vor Ort helfen zu können. Manche wollten bei der psychologischen Betreuung behilflich sein, andere wollten versuchen, die Menschen irgendwie „zu trösten“ und abzulenken, andere wollten einfach nur mit anpacken. Meine Schwägerin, selbst sehr bewegt von dem Zusammenhalt, schrieb an meinen Mann in einer Nachricht: „Was für ein Volk!“
Auch sammelte man Versorgungsgüter für die zahlreichen Reservisten, die freiwillig zum Dienst fuhren: Obwohl es vorher große Probleme zwischen Militär und aktueller Regierung gab, traten abertausende Freiwillige ihren Dienst an, um ihre Familie und ihre Heimat zu schützen. Die Autos stauten sich auf den Autobahnen, als die bisher über 300.000 Reservisten zu ihren Einsatzorten fuhren. So viele meldeten sich freiwillig, dass etwa der Lebensgefährte einer in Haifa lebenden Freundin wieder nach Hause geschickt wurde, weil er noch Verletzungen von einem kürzlichen Autounfall hatte.
Doch gegen Liebe und Zusammenhalt wiegt die andere Seite der Situation schwer: Über 1.200 Menschen wurden brutal aus dem Leben gerissen. Alte Menschen, Familienväter, Frauen, Jugendliche, Kinder, Babies. Im Schlaf. Am Essenstisch. In Schutzräumen. Auf Parties. Auf der Straße. Mehr und mehr Einzelschicksale kommen an die Öffentlichkeit, die einem den Schlaf rauben wollen: Eltern, die ihre Babies im Schrank verstecken und dann erschossen werden. Enthauptete Kleinkinder. Misshandelte Frauen. Ermordete Männer, die zurückblieben, um ihren Frauen die Flucht zu ermöglichen. Holocaust-Überlebende, die als Geiseln nach Gaza gebracht wurden. Hingerichtete und gefolterte Soldaten. Als mein Schwiegervater mit einem Taxi zu einem Supermarkt fuhr, um sich, wie das Militär angeordnet hatte, mit Vorräten auszustatten, erzählte ihm der Taxifahrer, dass er gerade erst zwei Offiziere zu den Familien zweier Opfer gefahren hatte. Im Gespräch brach der Fahrer in Tränen aus in Trauer um die beiden jungen Männer, die ihre Leben lassen mussten, und die Familien, die nun mit dem Schock leben müssen.
Die Videos, die die Hamas und palästinensische Accounts noch am selben Tag des 7. Oktobers und in den Folgetagen online stellten, in dem sie selbst ihre Gräueltaten als Erfolg und Sieg feierten, können weltweit nur Übelkeit und Entsetzen hervorrufen. Zumindest sollte es so sein – wie im folgenden Beitrag erläutert wird, fallen zahlreiche Reaktionen leider unangemessen anders aus. Doch die Bilder von blutenden und misshandelten Menschen, verdrehte Körper von halbnackten Frauen, die im Gazastreifen als Trophäen durch die Straßen gefahren werden, alte Menschen, die mit Waffen in der Hand fotografiert werden, Bilder von verstümmelten Leichen… Dieser Anblick erinnert mich an die Berichte von Pogromen durch arabische Mobs in der Zeit vor der Staatengründung Israels. Einer Zeit vor all den Entwicklungen, die der Staat Israel in das heutige Land eingebracht hat. In einer Zeit, in der viele arabische Menschen vor Ort noch ohne Bildung, Demokratie, gute Versorgung im damaligen Palästina lebten. In einer Zeit vor und um den Zweiten Weltkrieg und Holocaust, in dem verschiedene palästinensische Führer gegen Juden hetzten und mit Erfolg Pogrome lostraten, in denen viele Juden bei lebendigem Leib von bloßen Händen zerrissen und verstümmelt wurden. Aber heute, im Jahr 2023, kann es so etwas noch geben? Kann so etwas noch gerechtfertigt werden? Kann so etwas politisch ohne Konsequenzen bleiben? Mein Verstand und Herz sagen nein. Doch die bisherigen Reaktionen zeigen etwas anderes, wie Sie im folgenden Beitrag lesen können.
- 1Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247880974/Israel-Zahl-der-Toten-in-Israel-steigt-auf-ueber-700-Netanjahu-ruft-Kriegszustand-aus.html (Stand 10.10.2023)
- 2Vgl. https://www.tagesspiegel.de/internationales/schusse-raketen-uberall-blut-hamas-kampfer-uberrennen-grenze–das-erlebten-israelis-in-den-ersten-stunden-des-uberfalls-10586401.html (Stand 11.10.2023)
- 3Vgl. https://www.ynet.co.il/news/article/byj4jpcl6 (Stand 11.10.2023)
- 4Für weitere Informationen zu seiner Person siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Ron_Ben-Yishai (Stand 11.10.2023)
- 5Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Islamischer_Dschihad_in_Palästina (Stand 11.10.2023)
- 6Vgl. https://www.ynet.co.il/news/article/byj4jpcl6 (Stand 11.10.2023)
- 7Zitiert nach Tagesschau: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/gaza-israel-angriff-102.html (Stand 10.10.2023)
- 8Vgl. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/israel-hamas-angriffe-gazastreifen-bodenoffensive-100.html (Stand 11.10.2023)
- 9Vgl. https://www.juedische-allgemeine.de/israel/abriegelung-des-gazastreifens-beschlossen/ (Stand 10.10.2023)
- 10Eine wenn auch etwas anti-israelisch gefärbte Darstellung liefert https://de.wikipedia.org/wiki/Gazastreifen#Trinkwasserversorgung (Stand 10.10.2023)
- 11Vgl. https://www.blick.ch/ausland/live-ticker-eskalation-zwischen-israel-und-hamas-id19017998.html (Stand 11.10.2023)
- 12Vgl. https://www.maariv.co.il/news/military/Blog-1044338/#blog-post-0 (Stand 12.10.2023)
- 13Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Reʿim#:~:text=Am%207.%20Oktober%202023%20kam,der%20Region%20Eschkol%20ermordet%20wurden. (Stand 11.10.2023)
- 14https://www.blick.ch/ausland/108-leichen-geborgen-blutbad-im-kibbuz-be-eri-id19025835.html (Stand 11.10.2023)
- 15https://www.juedische-allgemeine.de/israel/deutsche-touristin-22-von-der-hamas-getoetet/ (Stand 10.10.2023)
- 16Vgl. https://www.maariv.co.il/news/military/Blog-1044338/#blog-post-0 (Stand 12.10.2023)
- 17Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247950300/Israel-Liveticker-Israels-Armeechef-Halevi-raeumt-Versaeumnisse-ein.html (Stand 12.10.2023)
- 18Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247911596/Nach-Hamas-Angriff-Israel-reagiert-mit-Gegenschlaegen-im-Gazastreifen.html (Stand 11.10.2023)
- 19Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247950300/Israel-Liveticker-Israels-Armeechef-Halevi-raeumt-Versaeumnisse-ein.html (Stand 12.10.2023)
- 20Vgl. https://www.mako.co.il/nexter-guide/Article-548a248a8231b81026.htm (Stand 11.10.2023)
- 21https://news.walla.co.il/break/3615213 (Stand 11.10.2023)
- 22https://www.juedische-allgemeine.de/politik/bewaffnete-verdaechtige-aus-libanon-nach-israel-eingedrungen/?fbclid=IwAR3KKL6ugQsOKqIAhefc2qXVKwSNBtflQ8DQTWMO1RMSO6eL_HKPj1-XRtk (Stand 10.10.2023)
- 23https://www.kan.org.il/content/kan-news/defense/561550/ (Stand 11.10.2023)
- 24https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-krieg-gaza-bodenoffensive-hamas-1.6282843 (Stand 11.10.2023)
- 25Vgl. etwa https://www.zdf.de/nachrichten/politik/israel-hamas-angriffe-gazastreifen-bodenoffensive-100.html und https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-krieg-gaza-bodenoffensive-hamas-1.6282843 (Stand 11.10.2023)
- 26Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247950300/Israel-Liveticker-Israels-Armeechef-Halevi-raeumt-Versaeumnisse-ein.html (Stand 12.10.2023)
- 27https://news.walla.co.il/item/3614300 (Stand 11.10.2023)
Quellen:
https://www.welt.de/politik/ausland/article247950300/Israel-Liveticker-Israels-Armeechef-Halevi-raeumt-Versaeumnisse-ein.html (Stand 12.10.2023)
https://www.welt.de/politik/ausland/article247880974/Israel-Zahl-der-Toten-in-Israel-steigt-auf-ueber-700-Netanjahu-ruft-Kriegszustand-aus.html (Stand 10.10.2023)
https://www.ynet.co.il/news/article/byj4jpcl6 (Stand 11.10.2023)
https://en.wikipedia.org/wiki/Ron_Ben-Yishai (Stand 11.10.2023)
https://de.wikipedia.org/wiki/Islamischer_Dschihad_in_Palästina (Stand 11.10.2023)
https://www.ynet.co.il/news/article/byj4jpcl6 (Stand 11.10.2023)
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/gaza-israel-angriff-102.html (Stand 10.10.2023)
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/israel-hamas-angriffe-gazastreifen-bodenoffensive-100.html (Stand 11.10.2023)
https://www.juedische-allgemeine.de/israel/abriegelung-des-gazastreifens-beschlossen/ (Stand 10.10.2023)
https://de.wikipedia.org/wiki/Gazastreifen#Trinkwasserversorgung(Stand 10.10.2023)
https://www.blick.ch/ausland/live-ticker-eskalation-zwischen-israel-und-hamas-id19017998.html (Stand 11.10.2023)
https://news.walla.co.il/item/3615189 (Stand 11.10.2023)
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https://en.wikipedia.org/wiki/2023_Israel%E2%80%93Hamas_war (Stand 12.10.2023)
- 1Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247880974/Israel-Zahl-der-Toten-in-Israel-steigt-auf-ueber-700-Netanjahu-ruft-Kriegszustand-aus.html (Stand 10.10.2023)
- 2Vgl. https://www.tagesspiegel.de/internationales/schusse-raketen-uberall-blut-hamas-kampfer-uberrennen-grenze–das-erlebten-israelis-in-den-ersten-stunden-des-uberfalls-10586401.html (Stand 11.10.2023)
- 3Vgl. https://www.ynet.co.il/news/article/byj4jpcl6 (Stand 11.10.2023)
- 4Für weitere Informationen zu seiner Person siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Ron_Ben-Yishai (Stand 11.10.2023)
- 5Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Islamischer_Dschihad_in_Palästina (Stand 11.10.2023)
- 6Vgl. https://www.ynet.co.il/news/article/byj4jpcl6 (Stand 11.10.2023)
- 7Zitiert nach Tagesschau: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/gaza-israel-angriff-102.html (Stand 10.10.2023)
- 8Vgl. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/israel-hamas-angriffe-gazastreifen-bodenoffensive-100.html (Stand 11.10.2023)
- 9Vgl. https://www.juedische-allgemeine.de/israel/abriegelung-des-gazastreifens-beschlossen/ (Stand 10.10.2023)
- 10Eine wenn auch etwas anti-israelisch gefärbte Darstellung liefert https://de.wikipedia.org/wiki/Gazastreifen#Trinkwasserversorgung (Stand 10.10.2023)
- 11Vgl. https://www.blick.ch/ausland/live-ticker-eskalation-zwischen-israel-und-hamas-id19017998.html (Stand 11.10.2023)
- 12Vgl. https://www.maariv.co.il/news/military/Blog-1044338/#blog-post-0 (Stand 12.10.2023)
- 13Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Reʿim#:~:text=Am%207.%20Oktober%202023%20kam,der%20Region%20Eschkol%20ermordet%20wurden. (Stand 11.10.2023)
- 14https://www.blick.ch/ausland/108-leichen-geborgen-blutbad-im-kibbuz-be-eri-id19025835.html (Stand 11.10.2023)
- 15https://www.juedische-allgemeine.de/israel/deutsche-touristin-22-von-der-hamas-getoetet/ (Stand 10.10.2023)
- 16Vgl. https://www.maariv.co.il/news/military/Blog-1044338/#blog-post-0 (Stand 12.10.2023)
- 17Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247950300/Israel-Liveticker-Israels-Armeechef-Halevi-raeumt-Versaeumnisse-ein.html (Stand 12.10.2023)
- 18Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247911596/Nach-Hamas-Angriff-Israel-reagiert-mit-Gegenschlaegen-im-Gazastreifen.html (Stand 11.10.2023)
- 19Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247950300/Israel-Liveticker-Israels-Armeechef-Halevi-raeumt-Versaeumnisse-ein.html (Stand 12.10.2023)
- 20Vgl. https://www.mako.co.il/nexter-guide/Article-548a248a8231b81026.htm (Stand 11.10.2023)
- 21https://news.walla.co.il/break/3615213 (Stand 11.10.2023)
- 22https://www.juedische-allgemeine.de/politik/bewaffnete-verdaechtige-aus-libanon-nach-israel-eingedrungen/?fbclid=IwAR3KKL6ugQsOKqIAhefc2qXVKwSNBtflQ8DQTWMO1RMSO6eL_HKPj1-XRtk (Stand 10.10.2023)
- 23https://www.kan.org.il/content/kan-news/defense/561550/ (Stand 11.10.2023)
- 24https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-krieg-gaza-bodenoffensive-hamas-1.6282843 (Stand 11.10.2023)
- 25Vgl. etwa https://www.zdf.de/nachrichten/politik/israel-hamas-angriffe-gazastreifen-bodenoffensive-100.html und https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-krieg-gaza-bodenoffensive-hamas-1.6282843 (Stand 11.10.2023)
- 26Vgl. https://www.welt.de/politik/ausland/article247950300/Israel-Liveticker-Israels-Armeechef-Halevi-raeumt-Versaeumnisse-ein.html (Stand 12.10.2023)
- 27https://news.walla.co.il/item/3614300 (Stand 11.10.2023)