Kommentar zur aktuellen Eskalation der Gewalt in Israel

Erneut wird Israel durch Terror erschüttert. Die ganze Welt schaut zu und wartet angespannt, was nun weiterhin geschehen wird: In den letzten Wochen kam es wiederholt zu Terroranschlägen und Angriffen von Palästinensern auf jüdische Israelis. Die israelischen Sicherheitskräfte reagierten gewohnt konsequent. Vorläufiges Ergebnis der Konflikte: über 100 Tote und ungefähr 1.000 Verletzte – hauptsächlich auf palästinensischer Seite.

Tempelberg und Klagemauer - für Muslime und Juden heiliges Gelände

Tempelberg und Klagemauer – für Muslime und Juden heiliges Gelände

Die Situation eskalierte dieses Jahr um Rosch Haschana, das jüdische Neujahrsfest, herum. Wie bei der Zweiten Intifada im Jahr 2000 war auch hier wieder die muslimische „Souveränität“ über den Tempelberg der Auslöser der Unruhen. Inzwischen hat sich die Lage dramatisch verschärft. Das Auswärtige Amt hat für Teile Israels eine Reisewarnung ausgesprochen:

„Es kann zu weiteren Angriffen und Anschlägen oder gewalttätigen Auseinandersetzungen in Jerusalem, an Checkpoints, im Umfeld von Flüchtlingslagern und in den größeren Städten des Westjordanlands kommen.“

Immer wieder gehen Palästinenser – vor allem Jugendliche und junge Erwachsene – mit Messern und Pistolen auf Juden los oder basteln Brandbomben zusammen, um Attentate zu verüben. Die israelische Polizei und das Militär sind in höchster Alarmbereitschaft. Sie zögern nicht, auch von der Waffe Gebrauch zu machen. Einige palästinensische Angreifer wurden sofort erschossen, andere konnten „verhältnismäßig gewaltfrei“ verhaftet werden. Das Problem ist: Die Angreifer haben keine Angst und scheuen sich nicht, auch ihr eigenes Leben zu opfern, um Juden zu töten.

Die Terrororganisation Hamas ermutigt Jugendliche auf ihren Websites, über das Fernsehen, das Radio und durch Flugblätter, sich in den bewaffneten Kampf zu stürzen: Wer dabei sterbe, den erwarte das Paradies. Die Hamas befürwortet ausdrücklich Terroranschläge und Selbstmordattentate, um den „heiligen Felsendom“ vor den Juden „zu schützen“. Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hat dementsprechend alle Sicherheitskräfte zum Kampf gegen Attentäter mobilisiert: Sogar ihre Häuser sollen zerstört werden, um potenzielle Nachfolgetäter abzuschrecken. Mittlerweile ist die Situation so zugespitzt, dass auch schweres Kriegsgerät eingesetzt werden muss, um weiteren Eskalationen vorzubeugen. Aus dem Gazastreifen wurden verstärkt Raketen auf Israel abgeschossen; Israel reagierte daraufhin mit einem Luftangriff auf Hamas-Stützpunkte – der allerdings erfolglos gewesen zu sein scheint, da er nach palästinensischen Angaben lediglich unbeteiligte Bürger getötet habe.

Der PLO-Vorsitzende Mahmud Abbas und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beschuldigen sich gegenseitig, den Konflikt begonnen zu haben. Die erste Gewaltanwendung, da sind sich alle Seiten einig, ging von Palästinensern aus. Doch Beobachter fragen: Hat Netanjahu nicht zuerst provoziert? Die Meinungen sind diesbezüglich geteilt und sie werden es wohl auch bleiben, je nachdem, aus welcher Perspektive und „Ideologie“ man die Situation betrachtet. Vielleicht ist es auch gar nicht so entscheidend, wer oder was der letzte Auslöser der Konflikte gewesen sein mag. Es gab schon immer Hass und gegenseitige Antipathie auf beiden Seiten. Für manche Beobachter war es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Hass erneut in Gewalt umschlägt.

Westliche Medien reagieren schockiert auf die eskalierende Gewalt, die Gegengewalt und die vielen Toten. Die meisten deutschen Berichterstatter sehen die israelische Gewaltanwendung als unverhältnismäßig an, oftmals aber, ohne die brisante Lage vor Ort wirklich sachgerecht zu verstehen. Journalistische Ahnungslosigkeit schürt in der Wahrnehmung nicht selten Vorurteile und führt zu eklatanten Fehlurteilen und abstrusen Vorverurteilungen der Reaktionen Israels:

„Raketen gegen Messer … Gut ausgebildete Soldaten und Polizeikräfte gegen Teenager mit Küchenmessern und selbst gebauten Brandsätzen – es ist eine Spirale der Gewalt mit ungleich verteilten Mitteln“,

kommentiert beispielsweise „Spiegel online“ in einem Artikel, der sich allerdings nicht gerade durch eine große Sachkenntnis der tatsächlichen Lage auszeichnet. Denn der Journalist übersieht, dass es nicht Israelis sind, die im Bus oder in der Straßenbahn plötzlich mit Messern auf ihre Sitznachbarn einstechen. Die „Teenager mit Küchenmessern“ sind nicht harmlos; wenn sie die nötigen Mittel hätten, würden sie sicherlich mit mehr als nur Küchenmessern auf ihre jüdischen Mitmenschen losgehen. Natürlich macht jede Seite Fehler; vielleicht wäre mancher Tod zu verhindern gewesen, wenn israelische Polizisten nicht direkt scharf geschossen hätten. Aber es ist durchaus nachvollziehbar, wie die Polizei reagierte: Wenn in diesen Tagen ein Polizist auf einmal ein „Allahu akbar“ hinter sich vernimmt, zuckt seine Hand von selbst zur Waffe. Wenn es nicht so wäre, gäbe es auch auf israelischer Seite viel mehr Tote zu beklagen. Aber auch die palästinensischen Angreifer kann man in gewisser Weise verstehen: Sie fühlen sich – ob das berechtigt ist oder nicht – von Israel bedrängt, unterdrückt und angefeindet. Wenn nun noch die Souveränität des Tempelberges (aus ihrer Sicht, denn echte juristisch verbriefte Souveränität gibt es dort eigentlich nicht) angegriffen wurde, ist es nach ihrer muslimisch-orientalischen Mentalität nur logisch, dass sie die Messer wetzen. Und wenn ein Jugendlicher von israelischen Soldaten erschossen wurde, weil er Juden angegriffen hat, ist es klar, dass seine Brüder in ihrem Hass auf Israel nur bestätigt werden. Eine potentielle Eskalation ist nahezu vorprogrammiert.

Die „Spiegel online“-Überschrift „Raketen gegen Messer“ ist faktisch falsch. Sie polarisiert und zündelt zusätzlich an der Lunte der „Judenfeinschaft“. Der israelische Luftangriff (mit Luft-Boden-Raketen) auf den Gazastreifen hat nichts mit den Messerangriffen der letzten Zeit zu tun, sondern ist eine Reaktion auf Raketenangriffe der Hamas.

Die Gewalt eskaliert inzwischen weiter. Manche sprechen bereits von einer „Dritten Intifada“. Bislang konnte die israelische Polizei die Lage unter Kontrolle halten. Wie wird es morgen sein? Wird Israel einen regelrechten Bürgerkrieg zwischen Israelis und Palästinensern erleben? Werden andere Staaten eingreifen? Wird sich der Konflikt auf den gesamten Nahen Osten ausweiten?

Friedenswunsch auf dem Boden des Garten Gethsemane

Friedenswunsch auf dem Boden des Garten Gethsemane

Sorgen und Ängste auf beiden Seiten der Zivilbevölkerung sind groß – allerdings überwiegt momentan noch der Hass gegen Juden und entsprechend die Selbstschutzmaßnahmen Israels dagegen. Wie also kann dieser Konflikt jemals zu einem Ende kommen? Kein Mensch kennt die Antwort. Niemand weiß, was morgen passieren wird. Es steht jedoch zu hoffen, dass die Angst vor Krieg zu neuen Friedensverhandlungen führen wird. Und wir übrigen in der Welt, wir können immerhin im vertrauensvollen Gebet unsere Sorgen, Ängste und Anliegen vor Gott ablegen und IHN um Seine gute Lösung für den Nah-Ost-Konflikt bitten und anflehen.

sg

Quellen:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/gewaltausbrueche-in-israel-kerry-mahnt-zur-deeskalation-a-1057212.html

http://www.israelnetz.com/sicherheit/detailansicht/aktuell/sicherheitslage-weiterhin-kritisch-93623/

http://www.deutschlandfunk.de/nahost-konflikt-die-zeichen-stehen-auf-gewalt.1818.de.html?dram:article_id=332966

http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/IsraelSicherheit.html

 

Bilder:

sg@privat

 

Zurück