Verfälscht das Gesundheitsministerium von Gaza ihre Opferzahlen?

In einem Artikel im Tablet Magazine vom 07. März 2024 argumentiert Abraham Wyner, ein Professor für Statistik und Datenwissenschaft an der Wharton School, dass das Gesundheitsministerium von Gaza, das von der Hamas kontrolliert wird, ihre Opferzahlen verfälschen würde. Bemerkenswert daran ist, dass zum Beispiel Präsident Biden selbst auf diese Zahlen zurückgreift und diese erwähnt, die das Gesundheitsministerium von Gaza bereitgestellt hat. Demnach soll die Zahl der Todesopfer bei 30 000 liegen. Wyner argumentiert, dass sich jedoch Fehler in den gelieferten Zahlen und Statistiken befinden könnten und dies ließe sich unter anderem dadurch herausfinden, indem man die Zahlen genauer untersucht. Bestimmte Zahlen würden dementsprechend korrelieren und zusammenhängen. Im Wesentlichen führt er drei Argumente an, er beruft sich dabei auf Daten, die das Gesundheitsministerium von Gaza ab dem 26. Oktober bis zum 10. November 2023 veröffentlicht hat. Diese beinhalten die täglichen Opferzahlen als Gesamtzahl, sowie einer Spezifizierung von Frauen und Kindern.

 

Argument 1 – Die Opferzahlen steigen zu konstant

Wyner behauptet, dass die Abweichung des täglichen Anstiegs der Opferzahlen viel zu gering sei. Kurzgesagt: Die Opferzahlen steigen zu konstant. Die täglich gemeldete Zahl der Opfer in diesem Zeitraum beträgt durchschnittlich 270 plus oder minus etwa 15 %. Das sei auffallend wenig Variation. Nach Wyner sollte es Tage mit dem Doppelten des Durchschnitts oder mehr und andere mit der Hälfte oder weniger geben.

 

Argument 2 – Die Opferzahlen der Kinder und Frauen müssten korrelieren

 

Des Weiteren führt er auf, dass es eine Korrelation zwischen den Opferzahlen der Kinder und Frauen geben müsse, da dies eine grundlegende statistische Tatsache über die Zufallsvariabilität darstelle. Dementsprechend dürfte es an den Tagen mit vielen weiblichen Todesopfern auch viele Opfer unter den Kinder geben, und an den Tagen, an denen nur wenige Frauen getötet wurden, sollten auch nur wenige Kinder gemeldet werden. Jedoch lässt sich dieser Zusammenhang nicht in den Daten des Gesundheitsministeriums von Gaza auffinden.

 

Argument 3 – Die Opferzahlen der Männer und Frauen müssten korrelieren

Auch die Opferzahlen der Männer und Frauen stehen in Korrelation, das sei ebenfalls aufgrund der Art und Intensität des Krieges zu erwarten. Das erhöhte oder verringerte Aufkommen der Bombenanschläge und Angriffe Israels sollte dazu führen, dass sich die Tageszählung annähert. Aber das zeigen die Daten nicht. Es gibt nicht nur keine positive Korrelation, sondern auch eine starke negative Korrelation, die für Wyner überhaupt keinen Sinn ergibt und vermuten lässt, dass die Zahlen verfälscht sind.

Schlussfolgerung

 

Wyner schlussfolgert folgendermaßen: „Es scheint so, als ob sich das Hamas-Ministerium willkürlich auf eine Tagessumme geeinigt habe. Wir wissen das, weil die täglichen Gesamtwerte zu konstant ansteigen, um real zu sein. Dann ordneten sie etwa 70 % der Gesamtzahl Frauen und Kindern zu und teilten diesen Betrag nach dem Zufallsprinzip von Tag zu Tag auf. Dann trugen sie die Anzahl der Männer entsprechend der vorgegebenen Gesamtzahl ein. Dies erklärt alle beobachteten Daten“

Eine weitere Auffälligkeit stellt der Fakt dar, dass die Hamas am 15. Februar erklärt haben, dass sie 6 000 Kämpfer verloren haben, was jedoch mehr als 20% der Todesopfer darstellen würde. Daraus ließe sich schlussfolgern, dass, wenn 70% der Opfer Kinder oder Frauen wären, dann würde das bedeuten, dass Israel entweder keine nicht kämpfenden Männer getötet hätte oder dass fast alle Männer in Gaza für die Hamas kämpfen würden.

Die Zahlen wirken jedenfalls verdächtig und deuten auf Fälschung hin, doch beweisen kann man es anhand dieser Argumente nicht. Wyner bemerkt abschließend, dass die Kriegsführung Israels insgesamt bemerkenswert sei, da es darum geht unnötige Verluste an Menschenleben im Kampf gegen einen unversöhnlichen Feind zu verhindern, der sich durch Zivilisten schützt. Insgesamt lässt sich festhalten, dass in diesem schnelllebigen Zeitalter mit Social Media und co., besonders Zahlen eine starke Wirkung auf uns haben können. Wenn sich diese nicht verifizieren lassen, ist der Umgang damit durchaus kompliziert.

 

Quellen

https://www.tabletmag.com/sections/news/articles/how-gaza-health-ministry-fakes-casualty-numbers?fbclid=IwAR2qArCpCx6O2b-HXUmcTr6qyrP9SQKxXTow1fU9_ABrc3jiuwHsjH6cy3I_aem_AaEyOXMaB0wQx_b607cU_trxD6eZG0QHOXdYukiOdR78og5SQw2_BtIeDQBYAsbsOcE

https://www.washingtoninstitute.org/media/7168?disposition=inline

https://cdn.sanity.io/images/z2aip6ei/production/ef1bd6044cc680ac1ba75baddfbb1b0985293191-1403×1162.jpg

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