Egmond Prill: Knackpunkt – Israel in den Medien

8. November 2013

 

In seinem Seminar zur Darstellung Israels in den Medien geht Egmond Prill, Journalist, Theologe und stellvertretender Geschäftsführer des christlichen Medienverbundes KEP e.V., auf das Phänomen der oftmals pro-palästinensischen Berichterstattung über Israel in den Medien ein.

Er berichtet, wie Israel zunehmend ins Unrecht gesetzt wird, wenn es zum Beispiel um Todesfälle im Nahostkonflikt geht: Überschriften wie „Israelische Soldaten töten Palästinenser“ finden sich häufig über Artikeln, in denen – wenn überhaupt – nur beiläufig die Todesopfer auf israelischer Seite sowie die Gründe der Tat genannt werden. Das Prinzip „Aktion-Reaktion“, das jedem Journalisten in Bezug auf militärische Vorfälle bekannt sein sollte, würde damit umschifft und mit der Tatsache gespielt, dass viele Zeitungsleser nicht mehr als die Überschriften und Bildunterschriften lesen.

Besonders besorgniserregend sind dem Journalisten zufolge falsche Darstellungen, die besonders häufig in Bildbeschreibungen auftauchen. Er zeigt ein Foto, auf dem ein Mann einen anderen herunterdrückt. Die internationale Nachrichtenagentur Associated Press hatte dieses mit „Israelischer Polizist und Palästinenser auf dem Tempelberg“ betitelt. Schon das Schild einer Tankstelle im Hintergrund deutet aber darauf hin, dass die Ortsangebe nicht korrekt ist. Als sich einen Tag darauf der Vater des auf dem Foto heruntergedrückten jungen Mannes meldet, ein amerikanischer Jude, der angibt, sein dort abgebildeter Sohn sei zum Studium nach Israel gekommen, wird klar: Hier werden entweder Menschen bewusst hinter‘s Licht geführt oder aber es wird sehr schlechte Recherche betrieben.

Problematisch ist bei solchen Vorfällen stets, dass anschließende Korrekturen wenig Auswirkungen haben, da das Bild im Zusammenhang mit der Überschrift sich sofort in den Köpfen festsetzt. Dabei fügt der KEP-Journalist an, er wolle keiner Zeitung unterstellen, dass sie judenfeindlich sei – nicht mal der SZ mit ihrer antisemitisch anmutenden Karikatur vom Juli 2013. Problematisch sei vielmehr, dass über die einseitige Berichterstattung und die Verwendung von antisemitischen Stereotypen nicht mehr nachgedacht werde und sich diese deshalb wie ein schleichendes Gift verbreiten könne.

Medien haben Macht, betont Prill immer wieder. Sie erzeugen Vorurteile und bestätigen diese und sind immer noch Hauptfaktor für die Meinungsbilder vieler Bürger hierzulande zu dem, was im Nahen Osten geschieht. Deshalb sei es wichtig, mediale Zusammenhänge zu verstehen und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Der Vertreter des Medienbundes KEP erläutert drei wichtige Prinzipien bei der Berichterstattung, die man kennen muss, um zu wissen, wie Medien funktionieren:

1. „Was ist neu?“ Hierbei handelt es sich um die leitende Frage bei jeder Meldung, die vergegenwärtigt, warum ein getöteter Palästinenser eher einen Bericht wert ist, als die zu manchen Zeiten fast täglich abgefeuerten Raketen aus dem Gazastreifen nach Israel.

2. „Bad news are good news.“ Wie bei jeder anderen Thematik sei für Medien eine positive Nachricht (beispielsweise von einem israelischen Krankenhaus, das Palästinenser aufnimmt) nicht so relevant wie eine negative.

3. Die Frage der Perspektive. Diese werde von Medien gezielt genutzt. So kann in einem interessanten Seminar mit 300 Hörern der eine, der einschläft, fotografiert werden, um die Botschaft zu transportieren, dass der Redner seine (also die 229 restlichen aufmerksamen Zuhörer ebenso) gelangweilt habe. Ein anderes Beispiel ist das häufig wiederkehrende Motiv eines vermummten palästinensischen Steinewerfers, den man durch die Nahaufnahme inmitten einer gefährlichen Straßenschlacht glaubt – eine andere Perspektive würde zeigen ,dass ein paar Meter weiter andere in Seelenruhe ihre Falafeln essen.

Bilder sagen nie die ganze Wahrheit. So möchte Prill zufolge das sonst farbenfrohe SZ-Magazin mit einer in schwarz-weiß gehaltenen Fotoreportage über den als „Todesstreifen“ titulierten Gazastreifen bewusst Erinnerungen an die Berliner Mauer und ihre Todesstreifen aufkommen lassen, obwohl es im Gazastreifen keinerlei Selbstschussanlagen und Minen gebe, wie dies in der DDR der Fall war. Die düsteren Bilder zeigen ein tristes Bild der in Gaza lebenden Bevölkerung – Prill dazu: „Man hätte auch schöne Gärten mit blühenden Tomatensträuchen zeigen können.“ Die gebe es dort nämlich auch, genauso luxuriöse Villen oder Menschen, die ihren Eisbecher genießen.

Zur bildlichen Darstellung erwähnt Prill zudem die kulturellen Unterschiede zwischen Juden und Arabern, die zur Folge haben, dass grausame Bilder von getöteten Zivilisten beispielsweise öfter auf der palästinensischen Seite auftauchen, da in Israel mit solchen Darstellungen von Leid und Tod anders umgegangen werde.

Neben den oben genannten Prinzipien weist Prill auf die linke Prägung vieler großer Zeitungen hin: Für ihn kommt diese Ideologie aus der DDR, in welcher der Zionismus als Speerspitze des Imperialismus das größte Übel war und weswegen in vielen Köpfen bis heute ein anti-imperialisitischer Kampf gegen Kapitalismus und Weltjudentum zu führen sei. Geführt werde diese Weltanschauung unter anderem von europäischen Intelektuellen, die zu einer schleichenden öffentlichen Deligimation Israels beitragen. Prill zitiert den berühmten Autor Henning Mankell, für den Israel als Apartheidsstaat kein Existenzrecht mehr hat, sowie Jostein Gaarder („Sofies Welt“), in dessen Augen der Staat Israel wegen Rassismus und Verbrechen gegen die Menschlichkeit Geschichte ist. Dazu komme, dass viele Journalisten nicht unabhängig berichten dürften und der Ausrichtung ihrer Zeitung folgen.

Was also tun? Egmond Prill gibt in seinem Seminar die folgenden Tipps, um gegen einseitige Berichterstattung vorzugehen:

1. Kritisch bleiben und zurückfragen. Man solle als mündiger Bürger nicht alles glauben, nur weil es in der Zeitung steht und sich, wenn möglich, 15 Minuten täglich mit der Thematik beschäftigen. Wenn beispielsweise mitgeteilt werde, dass die Mauer 1200 km lang sei, solle man sich fragen, wie dies in einem Land, das von Norden bis Süden 470 km misst, möglich sei. Oder wenn Gaza als „größtes Gefängnis der Welt“ bezeichnet wird, weil es mit 4000 Einwohnern pro Quadratkilometer die höchste Bevölkerungsdichte der Welt – ähnlich Mumbai oder Manhattan – habe, könnte ein wenig Recherche nicht schaden. Dann fünde man heraus, dass in London die Zahl bei 5100 liegt, in Tel Aviv bei 7445, in Kalkutta bei 24.000 und in Mumbai bei 27.366 Personen pro Quadratmeter.

2. Sich von Organisationen wie dem Israelnetz helfen lassen, das gut recherchiert Argumentationshilfen geben möchte: www.israelnetz.de

3. Sich bei Werken wie der christlichen Medienakademie KEP aus- oder fortbilden lassen, damit mehr Menschen mit gutem Wertefundament in die Medien gelangen.

4. Leserbriefe schreiben. Prill ist überzeugt, dass wir andere Medien hätten, wenn wir uns mehr zu Wort melden würden. Mit Leserbriefen hätte man die Möglichkeit, den eigenen Standpunkt ins öffentliche Bewusstsein und ins Bewusstsein der betreffenden Redaktion zu bringen, unkorrekte Darstellungen zu korrigieren bzw. zu ergänzen sowie als Verband oder Interessengruppe kostenlos öffentlichkeitswirksam aufzutreten. Solche Briefe würden gelesen und sehr aufmerksam wahrgenommen. Als der Chefredakteur einer Zeitung die Evangelisationsveranstaltung Pro Christ trotz ihrer Größe ungeachtet gelassen hatte, gingen Beschwerden beim Innenministerium ein, woraufhin der Redakteur entlassen wurde. Wichtig sei jedoch, dass man auch schreibt, wenn etwas gut dargestellt und recherchiert wurde. Mit den folgenden Tipps zur Verfassung eines Leserbriefes schließt Egmond Prill sein informatives und Mut machendes Seminar:

  • In der Kürze liegt die Würze: Je kürzer der Brief, desto eher wird er abgedruckt.
  • Vorsicht vor frommem Vokabular: Ein mit Bibeltexten oder Insider-Formulierungen gespickter Brief wirkt abstoßend, weltfremd und ist schwer lesbar bis unverständlich.
  • Sachlich bleiben: Auch bei berechtigter Kritik sind Polemik und Beleidungen nicht hilfreich.
  • Aktualität wahren: Auf Zeitungsmeldungen und TV-Sendungen muss schnell reagiert werden, damit der Brief nicht unter den Tisch fällt.
  • Keine anonymen Briefe: Der Schreiber muss zu dem, was er geschrieben hat, stehen. Obwohl es sich um eine persönliche Reaktion handelt, kann aber eine gemeinsame konzertierte Aktion angestoßen werden.

 

(jp)

 
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