Judentum auf dem Kirchentag – endlich?!

Nach vielen Jahren, in denen jüdischen Menschen in Deutschland und dem Staat Israel kaum bis gar kein Raum auf den Kirchentagen der beiden großen Kirchen gegeben wurde, sondern eher israel-kritischen oder sogar israel-ablehnenden Gruppierungen wie BDS, scheint sich das Blatt endlich zu wenden. Der Evangelische Kirchentag, der vom 7.-11. Juni 2023 stattfand, bot das erste Mal Raum für jüdische Vertreter. Beispielsweise hielt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland eine Podiumsdiskussion zum Thema „Antisemitismus: Geht mich das was an?“ zusammen mit anderen bekannten Persönlichkeiten aus der jüdischen Szene und mit dem Antisemitismusbeauftragten des Bundes, Felix Klein. Besonders spannend waren Veran-staltungen sein, die auf den jüdisch-christlichen Dialog ausgerichtet waren: So stellten in einer Veranstaltung eine Rabbinerin und eine Referentin des Zentralrats christlichen Theologen ihre bohrenden Fragen zum Christentum. Es wurden auch einige Infos rund um den Staat Israel geben sowie Veranstaltungen zu jüdischer Literatur.

Die alte Nürnberger Synagoge wurde von den Nationalsozialisten noch vor der Reichskristallnacht abgerissen. Dabei hatte das alte Nürnberg eine reiche jüdische Geschichte.

Zusätzlich konnten Führungen im Jüdischen Museum Franken genutzt werden, um die jüdische Geschichte der Gegend besser kennenzulernen, und auch die Jüdische Gemeinde hieß Besucher willkommen. Anlässlich des Kirchentages wurde ein jüdischer Gottesdienst an dem Ort gefei-ert, an dem 1938 die imposante Synagoge Nürnbergs von den Nationalsozialisten niedergeris-sen worden war. Der Gottesdienst fand am Samstag, den 10. Juni statt und wurde auf Hebrä-isch gehalten. Allen Interessierten sei an dieser Stelle ein kommentierender Beitrag im Sonn-tagsblatt empfohlen, in dem der Autor den Leser mit hineinnimmt in die jüdische Geschichte Nürnbergs und die Events auf dem Kirchentag, an denen seiner Meinung nach durchaus Kritik zu üben war. Den Artikel finden Sie hier.
Schade, wenn auch bezeichnend war es dennoch, dass zum wiederholten Mal im Vorfeld allen messianisch-jüdischen Initiativen von den Veranstaltern die Teilnahem am Kirchentag verboten worden war. Im Grund ein Skandal. Da sich allerdings insgesamt der Ev. Kirchentag durch viele Veranstaltungen stark einseitig und politisch ideologisiert präsentierte, fern vom Wesen des christlichen Glaubens, ist es nicht verwunderlich, dass die theologische Urteilsbildung der Entscheidungsträger insgesamt verzerrt geprägt gewesen ist.

 

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