Herzliche Worte der EU-Kommissionspräsidentin stoßen auf palästinensische Kritik

Als deutsche EU-Kommissionspräsidentin ist man fast schon von Amtswegen und moralisch verpflichtet, Stellung zu nehmen zum 75. Jubiläum der Staatsgründung Israels. Ursula von der Leyen ist dem nachgekommen und hat in ihrer Rede nicht nur dem Staat und Volk Israel gratuliert, sondern auch das Statement formuliert, dass Israel „die Wüste buchstäblich“ habe „blühen lassen“.1Zitiert nach dem Artikel in der Jüdischen Allgemeinden, siehe Quellenangaben. Dabei griff von der Leyen nicht nur geschickt Formulierungen aus dem Tanach (Altes Testament) auf, der zu den wichtigsten Schriften des Judentums zählt, indem sie ein Bild aus antiker jüdischer Tradition reflektierte, sondern sie hob auch die kulturellen, gesellschaftlichen und technologischen Errungenschaften der jüdischen Einwanderer seit Ende des 19. Jahrhunderts heraus, die das Land Israel nicht nur unter harten Bedingungen und mit zahlreichen Opfern urbar machten, sondern den Staat auch zu einer bedeutenden „StartUp-Nation“ machten. Diese Errungenhschaften habe die Politkerin selbst bei einem Besuch im vergangenen Jahr sehen dürfen.

Doch was Israelkennern, seriös-sachkundigen Historikern und Politikern schlicht als Tatsache und weniger als politisches Statement erscheint, wird von der (pro-)palästinensischen Politik als politische Propaganda kritisiert. Die palästinensische Autonomiebehörde in Ramallah forderte prompt eine Entschuldigung von Frau von der Leyen, da diese Art von pro-israelischer Wertschätzung, so der Sprecher, das palästinensische Volk auslösche und die reiche Geschichte und Zivilisation dieses Volkes verfälsche. Außerdem würden diese „Narrative“, die von der Leyen in ihrer Rede mit „anti-palästinensischer Rhetorik“ aufgegriffen habe, die „rassistische Leugnung“ des palästinensischen Volkes unter israelischer Besatzung unterstützen. Der Sprecher wies auch darauf hin, dass die EU der bedeutendste Geldgeber und politischer Unterstützer der Autonomiebehörde sei.

Beurteilt die palästinensische Autonomiebehörde Letzteres tatsächlich auf diese Weise, dann hat sie sich im Ton vergriffen – was auch das Büro von Frau von der Leyen bewertet: Von dort wird deshalb eine Entschuldigung von der Autonomiebehörde für die unangemessene Reaktion und nicht hinnehmbare Anschuldigung eingefordert. Doch eine Entschuldigung ist bisher wohl noch nicht eingetroffen.

 

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    Zitiert nach dem Artikel in der Jüdischen Allgemeinden, siehe Quellenangaben.

 

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    Zitiert nach dem Artikel in der Jüdischen Allgemeinden, siehe Quellenangaben.