Offener Antiisraelismus im Theater?

Erst im vergangenen November ist es aus dem Programm genommen worden, weil die Jüdische Studierendenunion Deutschland und der Verband jüdischer Studenten in Bayern darin eine gesellschaftliche Gefahr sahen: Das Theaterstück „Vögel“ von dem libanesisch-kanadischen Schriftsteller Wajdi Mouawad transportiere israelbezogenen Antisemitismus sowie eine Relativierung des Holocaust. Nun soll „Vögel“ jedoch unter der Regie von Jochen Schölch wieder auf die Bühne kommen, da er dies als wichtig für die Demokratie erachtet. Das Stück behandle nicht das Judentum, sondern den Nahostkonflikt – er selbst sehe es aber nicht politisch, so Schölch. Für ihn gehe es nur um den inszenzierten Familienkonflikt der jüdischen und arabischen Hauptpersonen.

Der Nahostkonflikt als Thema eines Stücks, das jedoch nicht politisch sein will – wie dies zusammenpassen soll, bleibt völlig schleierhaft. Das geht ja gar nicht. Und dem Stück wird diese ihm inhärente Brisanz auch kaum genommen, wenn gerade mal eine Handvoll viel kritisierter Sätze herausgenommen werden. Darunter etwa die Frage, die die Figur des jüdischen Genetikers seinem Großvater stellt: »Wenn Traumata Spuren in den Genen hinterließen, die wir unseren Kindern vererben, glaubst du, unser Volk ließe dann heute ein anderes die Unterdrückung erleiden, die es selbst erlitten hat?« Oder die zynische Bemerkung einer jüdischen Großmutter in dem Stück, dass ihr Mann leider nicht im Holocaust verstorben sei, sonst müsse sie ihn jetzt nicht mehr ertragen. 

Vom 26. März bis zum 12. April sind insgesamt zwölf Aufführungen des Stücks geplant, das man wohl durchaus als geschmacklos verstehen darf. Es ist tragisch, dass solche Inhalte als „Kunst“ auf deutschem Boden ohne kritisch-aufklärende hinweise dazu aufgeführt werden dürfen.

 

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