Benjamin Berger: Hauptvortrag

Mit Geburtswehen wird ein männlicher Sohn geboren. Dein Name soll nicht mehr Jakob heißen. Israel ist dein Name.

Benjamin Berger

8. November 2013

 

Benjamin Berger vor seinem Vortrag

Auf den Vortrag von Benjamin Berger, dem bereits im Vorhinein als Hauptredner angepriesenen messianischen Juden aus Ein Kerem bei Jerusalem, hatten viele mit Spannung gewartet. Bergers Vortrag ist vielmehr ein Appell als eine thematische Abhandlung oder ein Vortrag. Ihm liegt auf dem Herzen, den anwesenden deutschen Israelfreunden neu die Bedeutung von Israel und die Wichtigkeit ihres Auftrages am jüdischen Volk vor Augen zu malen – und so stellt der schwer deutbare Titel eine Art Potpourri aus den von ihm dafür ausgewählten Bibelstellen dar.

Berger berichtet zunächst aus seinem Leben, in dem er immer wieder Gottes zeichenhaftes Handeln entdeckt: So kamen Benjamin und Ruben Berger 1971 nach Betanien, wo sie eine Wohnung in der Nähe des Lazarus-Grabes fanden. Diese Episode ihrer Biographie interpretieren sie als Zeichen der Auferstehung des Volkes Israel, zu welcher Gott sie gebrauchen wolle. Immer wieder fällt in Bergers Rede das Wort „Gnadenzeit“: In einer solchen Zeit, in der Gott etwas Bestimmtes erwartet, befänden wir uns aktuell, und müssten wachsam sein, damit wir sie nicht verpassen, wie sein Volk dies bereits in der Geschichte getan habe. „Wir wollen nicht spekulieren“, mahnt Berger, „aber es ist eine besondere Zeit.“ Gott möchte Neues schaffen und habe dabei „einen besonderen Plan für Deutschland und Israel“.

Nun führt er seine These anhand des biblischen Bildes der schwangeren Frau, die um der vor ihr liegenden Freude Schmerzen aushält, aus (siehe z. B. Joh 16,21). Bergers Haupttext ist Offb 12,1ff.:

1 Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen. 2 Und sie war schwanger und schrie in Kindsnöten und hatte große Qual bei der Geburt. 3 Und es erschien ein anderes Zeichen am Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen, 4 und sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor die Frau, die gebären sollte, damit er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind fräße.5 Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eisernem Stabe. Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Thron.

Diese Passage spricht Berger zufolge von der heutigen Zeit und nicht – so die verbreitete Auslegung – von der Geburt Jesu. Die Sonne, mit der die beschriebene Frau bekleidet ist, stehe für eine von Gott empfangene Gerechtigkeit. Der Mond unter ihren Füßen stehe für Israel, da die Juden einen Mondkalender besäßen. Ihre aus 12 Sternen bestehende Krone stehe sowohl für die Stämme Israels als auch für die Apostel. Dies führt den messianischen Redner zu dem Schluss, dass es sich bei der Frau um eine kollektive Größe handele, nämlich die aus Israel sowie den Nationen bestehende Priesterschaft: Menschen, die eine priesterliche Berufung haben und einheitlich fürbittend für das Volk Israel eintreten. Die Schwangerschaft ist für Berger keine buchstäbliche, sondern das Bild für eine Last, die diese Priesterschaft trägt: Die Last für das Volk Israel und seine Hinwendung zum wahren Gott. Folgt man dieser Deutung, dann steht der geborene Sohn für die Erlösung des jüdischen Volkes – dazu zitiert Berger Röm 11,15: „… was wird ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten?“

Benjamin Berger aus Jerusalem

Diese Erlösung habe bereits angefangen: So gab es, als Ruben und Benjamin 1971 ihre Arbeit unter den Juden begannen, weitaus weniger messianische Gemeinden als heute. Impliziert dies für Berger, dass mit seinem Dienst die Erlösung Israels eingeläutet wurde? Dennoch fehle die vollständige Erfüllung und darin bestehe der Schmerz Gottes, den die Priester mittrügen.

Aus dieser speziellen Deutung kommt der engagierte Redner zu seinem Aufruf: Zwar gebe es solche Priester aus Israel und den Nationen schon – dazu gehöre auch er selbst -, doch fehle es weiterhin an Menschen aus den Nationen, die diese Last tragen. Die kollektive Frau ist seines Erachtens noch nicht vollständig, Gott warte auf Einheit. Und hier kommt Deutschland ins Spiel, das für den messianischen Juden eine besondere Berufung hat. Berger lässt verlauten: „Es ist ein nationaler Ruf an euch, diese Last zu tragen!“ Diese Berufung sei wie eine Schwangerschaft Ehre und Schmerz zugleich, aber: „Es soll uns etwas kosten!“

Überhaupt spielt der Aspekt der Nationalität für Berger eine große Rolle: Da Gott immer national an Israel gehandelt habe (am Sinai, durch Jesus, während des Holocaust), werde auch dessen Erlösung nationaler Art sein. Diese wiederum habe aber aufgrund der Schlüsselrolle, die das Volk Israel spielt, Auswirkungen auf die ganze Welt – auch wenn vielen nicht gefalle, dass Israel so wichtig ist.

Benjamins Bergers Ausführungen führen ihn nun zur Geschichte von Jakobs Kampf am Jabbok, die für ihn eine prophetische Bedeutung hat und in diesem Sinne mit Offb 12 zusammenhängt. Auf den ersten Blick erkenntlich ist dieser Zusammenhang nicht unbedingt: Der kämpfende Jakob erhält von Gott im Anschluss an den Kampf einen neuen Namen („Israel“) – und Namen haben in der Bibel stets eine tiefe Bedeutung und enthalten eine Verheißung. Im Folgenden bezieht sich Berger damit allerdings vor allem auf den Namen, den Jakob dem Ort gab: Pniël, das heißt „Angesicht Gottes“.

Hierin liege der hermeneutische Schlüssel, der den Bezug zur Frau aus der Offenbarung herstellt: Jakob, also Israel, hat das Angesicht Gottes gesehen. Und wer das Angesicht Gottes sieht, wird gerettet. Da Jesus aber sagte: „Wer mich sieht, sieht Gott“ (Joh 12,45), kann man sagen, dass wer Jesus sieht, und damit erkennt, wer Gott ist und wer er selbst ist, gerettet wird. Nun trage aber Israel – wie damals Mose, der sein Angesicht verdeckte – einen Schleier vor den Augen, von dem es Zeit sei, dass er weggenommen wird. Wie also in 1. Mose 32 Israel Gottes Angesicht sieht, gehe es in Offb 12 auch um die Erlösung Israels.

Die Geschichte Israels – und hier nimmt Berger diesen Namen gleichzeitig für den Erzvater Jakob sowie für das jüdische Volk – ist ein Kampf mit Gott, weil es Jeschua nicht angenommen habe und deswegen in die Zerstreuung geschickt wurde. Und in dieser Diaspora, so der messianische Jude, habe Israel den Kampf deshalb weitergeführt, weil es von den Nationen schlecht behandelt und sogar verfolgt wurde. So sei die – von den Nationen erfundene – Ersatztheolgie die Wurzel aller Verfolgung, die im Holocaust mündete. Doch Gott habe sein Volk nicht aussterben lassen, weil er es liebt. Wenn deshalb, führt der Redner aus, Juden heute sagen, dass sie aufgrund der Shoah nicht an Gottes Liebe glauben könnten, entgegnet er, dass im Gegenteil das Überleben des jüdischen Volkes ein Zeichen von Gottes Liebe ist.

Zum Schluss wiederholt Berger eindringlich seinen Appell im Namen Gottes: Gott wolle, dass die Kongressteilnehmer ihre Berufung für Israel erkennen und diese an das deutsche Volk weitertragen. Er warte auf Einheit der Gläubigen im Einsatz für Israel und wir alle sollten – solange noch Gnadenzeit ist – bereit sein, die Wehen zu erleiden, damit die Erlösung Israels zustande kommt.

Interview mit Benjamin Berger

Lieber Benjamin,

wann hat die Gnadenzeit, in der wir uns befinden, begonnen und wann wird sie deiner Meinung nach enden? Und du hast von einem „nationalen Ruf“ Deutschlands und einem „besonderen Plan Gottes“ für Deutschland und Israel gesprochen. Siehst du dies in der Bibel verankert oder handelt es sich um dein persönliches Empfinden aufgrund der deutschen Geschichte?

Alles hat zu tun mit dem Wort Gottes und auch mit meiner Erfahrung in Deutschland, die eigentlich angefangen hat in 1978, als ich meinen Dienst in Deutschland angefangen habe. Durch viele Erfahrungen in Deutschland und auch durch die Führung vom heiligen Geist und auch wie ich das Wort Gottes verstehe, bin ich zu diesem Verständnis gekommen, das ich ausgedrückt habe im Bezug auf das Thema, das ich in Deutschland das letzte Mal gebracht habe. (Anmerkung: Das Interview wurde nach dem Kongress per Email geführt.)

Ich werde anfangen mit der ersten Frage, die mit der Gnadenzeit in Deutschland zu tun hat. An erster Stelle ist es klar, dass ist in der ganzen Geschichte Israels niemals so etwas Schreckliches geschehen ist, wie es damals in der Hitlerzeit gegen die Juden geschehen ist. Wir haben in unserer langen Geschichte viel gelitten durch die Nationen. Es war auch teilweise Gottes Gericht über uns, es hat aber niemals eine Nation gegeben – ob in der babylonische oder in der römischen oder in der griechische Zeit – , wo man probiert hat, das jüdische Volk total zu vernichten.

Dies ist nur zweimal in unsere Geschichte geschehen. Das erste Mal war in der Zeit von Ester. Haman, der ein Agagiter war, wollte das Volk auf eine totale Weise vernichten. Das zweite Mal in unsere Geschichte war in der jüngsten Geschichte, als Adolf Hitler auch diesen Plan gehabt hat, das jüdische Volk total zu vernichten. Die Grausamkeit des Holocaust war etwas einmaliges. Man würde denken, dass Gott dem deutschen Volk ferner stehen würde nach dieser schrecklichen Geschichte. Wir sehen aber, dass Gott ganz anders mit Deutschland gehandelt hat. Auch wenn es Gericht gegeben hat über Deutschland, so schlimm es war, wenn man die Grausamkeit der Nazis vergleicht mit dem Gericht, das über Deutschland gekommen ist, so sehen wir, dass das Gericht niemals so schlimm wie diese Grausamkeit war.

Nach dem zweiten Weltkrieg sehen wir, dass es sofort einen Anfang einer Bußbewegung in Deutschland gegeben hat. Es fing an mit einem Judenchristen namens Abraham Polyak und danach Gabis Mutter Basilea Schlink, die auch in der Nazi-Zeit über Israel verkündigt hat, obwohl sie wusste, dass es sehr gefährlich ist. Aber weil sie es aus der Heiligen Schrift so verstanden hat, hat sie es weiter getan. Nachdem Darmstadt bombardiert war, haben sie und Schüler aus ihrem Bibelkreis verstanden, dass Gott sie berufen hat, das, was wir heute „Kanaren“ nennen zu gründen. In der neuen Schwesternschaft haben Sie angefangen, die Botschaft von Israel in vielen Kirchen zu verkündigen. Sie hatten ein „Rufer-Spiel“, dass sie „Israel, mein Volk“ nannten, und das haben sie in ganz verschiedene Kirchen und Gemeinden gebracht. Es war ein Ruf, Buße über ganz Deutschland zu tun.

Damals fing etwas Neues an in Deutschland und langsam ging dieser Ruf weiter auf ganz verschiedene Weise. Es war klar, dass eine neue Zeit in Deutschland angefangen hat. Auch mit der Wiederaufbau Deutschlands und besonders nach der Gründung vom Staat Israel wurden manche in Deutschland erweckt und sie haben angefangen, die heilsgeschichtliche Bedeutung Israels zu erkennen, und haben auch langsam angefangen, ihre eigene Schuld in der Nazi-Zeit zu erkennen. Wenn wir bis 1995 kommen, und das war die Zeit, in der man sich an alles was in den Konzentrationslagern geschehen ist, erinnern kann, weil es 50 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz war, fingen manche an, auch in der Tiefe Buße zu tun. Das ist immer ein Zeichen von Gottes Gnade.

Wir sehen auch, dass Deutschland in der Wirtschaft viel stärker geworden ist und dann erleben wir etwas später, wie die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland fiel. Es ist ganz klar, dass der Herr eine Gnadenzeit für Deutschland gegeben hat. Es sind auch viele junge Leute inzwischen nach Israel gekommen, um irgendwie zu helfen – manche auch mit Holocaust-Überlebenden. So sehen wir, dass Gott sich über Deutschland erbarmt hat.

Wir wissen aber, dass in der Geschichte Gnadenzeiten immer einen bestimmten Anfang haben und auch zu einer bestimmten Zeit enden. In dieser Zwischenzeit wartet Gott, was geschehen wird. Die Frage ist auch: Wie wird Deutschland an der Seite Israels stehen, wenn die Zeiten noch kritischer werden. Wird Deutschland sich so verhalten wie die meisten Nationen sich verhalten werden, also gegen Israel stehen?

Gott handelt auch immer im Positiven, wenn es einen treuen heiligen Überrest gibt, wenn es Menschen gibt, die priesterlich vor ihm stehen in der Fürbitte für Israel und auch in Beziehung mit der messianischen Gemeinde in Israel sowie mit dem ganzen Volk Israel stehen. Das wird die große Prüfung sein und wir kennen die Geschichte von Sodom und Gommora: Hätte Gott nur zehn treue Menschen in diesen Städten gefunden, dann hätte er sie nicht vernichtet. Ich sehe die Situation heute auch so: Der Herr wartet auf Deutschland. Die Gnade ist etwas, das wir empfangen haben durch das Opfer unseres Herrn YeshuaHamashiach, weil er das ganze Gericht, dass wir hätten bekommen sollen, auf sich genommen hat. Das ist eine biblische Wahrheit und man muss immer die biblische Wahrheit mit der historischen Wirklichkeit vergleichen, um zu erkennen was das Handeln Gott in jeder Situation ist.

So denke ich, dass ich die zwei Fragen eigentlich im Kurzen beantwortet habe und es gibt uns auch zu verstehen, dass die jetzige Zeit eine sehr kritische Zeit ist. Wir werden sehen und wir beten, dass die Minderheit der Gläubigen in Deutschland diese Zeit erkennen und auch als Priester vor Gott stehen in der Fürbitte, im Flehen, dass der Herr sich barmherzig zeigt über Deutschland, und dass Deutschland wirklich seinen Platz in dieser Geschichte nicht versäumt und an der Seite Israel stehen wird.

Deiner Meinung nach steht die schwangere Frau von Offb 12 für „die Priester aus Israel und den Nationen“, die – allegorisch ausgelegt – „eine Last tragen“. Diese Last ist für dich die Sehnsucht nach einer geistlichen Auferstehung des jüdischen Volkes und die Bereitschaft, sich konkret daran zu beteiligen. Eine wörtlichere Auslegung – gestützt auf Ps 2 und Röm 9,4-5 – sieht in der Frau das Volk Israel und in dem Kind den Messias. Kann sich eine gesunde Israeltheologie, die sonst vor allegorischen Deutungen (z. B. der alttestamentlichen Verheißungen) warnt, eine solch allegorische Interpretation von Offb 12 erlauben?

Du hast gesagt, dass es etwas allegorisches ist. Ich möchte über das Thema Allegorie etwas sagen. Das Allegorische wird zu einem Problem, weil wir verstehen, dass die allegorische Auslegung der heiligen Schrift in der Zeit enstanden ist, in der sich die Ersatztheologie entwickelt hat. Damals hatte man ein Problem mit allen Prophezeiungen, die mit Israel zu tun haben – in der Zukunft, nämlich der Zeit vom messianischen Reich. Weil man es so verstanden hat, dass Israel keine Rolle mehr spielt in der Heilsgeschichte, konnte man diese Prophezeiungen nicht mehr buchstäblich erklären. Man hat es so erklärt, dass es keine wörtliche Erfüllung mehr hat, sondern dass man diese Prophezeiungen nur allegorisch verstehen kann, dass sie eine geistliche Bedeutung haben.

Das Bild in Offenbarung 12 ist überhaupt kein allegorisches Bild. Es zeigt uns etwas in Form eines Bildes, das eine buchstäbliche Bedeutung hat. Vieles in der Offenbarung wird uns auf diese Weise gezeigt, und alles, was in der Offenbarung steht, hat eine geschichtliche Erfüllung, die zu einer bestimmten Zeit in der Geschichte erfüllt wird.

Warum sehe ich diese Frau, die mit der Sonne gekleidet ist, als eine Frau die nicht nur eine Person ist, sondern auch eine, die aus einer Mehrheit besteht? Manche sehen sie als  Israel, weil sie diesen Kranz über ihrem Haupt hat, der aus zwölf Sternen besteht und sie erkläre, dass die zwölf Sterne die zwölf Stämme Israels sind. Andere sehen sie als die Gemeinde, die auch diesen Kranz trägt aus zwölf Sternen und dass die Sterne die zwölf Apostel symbolisieren. Ich denke, dass wenn wir es mit einer Prophezeiung zu tun haben, wir flexibler sein müssen, weil eine Prophezeiung auch eine doppelte Bedeutung haben kann. Damit meine ich, dass die zwölf Sterne die zwölf Stämme Israels und zur selben Zeit auch die zwölf Apostel bedeuten können, dass sie beides bedeuten können. Diese kollektive Frau ist mit die Sonne bekleidet – das bedeutet für mich, dass sie mit der Gerechtigkeit Gottes gekleidet ist. Sie steht nicht vor Gott in ihrer eigenen Gerechtigkeit. Der Mond unter ihren Füße kann zweierlei bedeuten: Entweder bedeutet es, dass der Mond unter ihren Füße ist, was heißt, dass der Mond ein negatives Symbol ist. Wir wissen, dass der Mond im Islam eine geistliche Bedeutung hat. Man kann aber den Mond auch als etwas Positives sehen und er kann ein Symbol für das Israel Gottes sein, weil Israel einen Mondkalender hat. Wie gesagt sehe ich diese Frau als eine kollektive Frau, die aus den Gläubigen aus Israel und den Gläubigen aus den Nationen besteht. Ich sehe sie so, weil Israel bis heute nicht mit der Sonne gekleidet ist. Israel hat noch seine eigene Gerechtigkeit.

Dass sie schwanger und in Geburtswehen ist, bedeutet, dass sie eine geistliche Last trägt, die man vergleichen kann mit Schwangerschaft und Geburtswehen. Der männliche Sohn: Es gibt in der heiligen Schrift eine gewaltige und direkte Parallele im zweiten Buch Mose. Als der König von Ägypten sah, dass die Kinder Israels sich sehr schnell vermehrten, hatte er Angst, dass sie sich eines Tages gegen ihn wenden und ihn bekämpfen. Zwischen Jesus und dem Volk Israel gibt es diese Parallelen. Der König von Ägypten hatte den Befehl gegeben, dass alle männliche Kinder die geboren werden, in den Fluss geschmissen werden, so dass sie ertrinken. Der König Herodes hat den Befehl gegeben, dass alle männlichen Kinder unter zwei Jahren, die in Bethlehem geboren werden, mit dem Schwert umgebracht werden.

Der zweite Vers hat mit das Wort aus Hosea 11,2 zu tun: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ Dieser Vers redet darüber, was Gott mit Israel getan hat, als er Israel aus Ägypten herausgerufen hat. Im Leben von unserem Messias erkennen wir, dass auch Jesus als Kind bei der Flucht mit seinen Eltern nach Ägypten gekommen ist. Nachdem Herodes gestorben ist, ruft der Herr Maria, Josef und das Kind zurück in das Land Israel. Wieder sehen wir die Parallele zwischen der Geschichte Israels und der Geschichte Jesu. Weiter sehen wir, dass Jesus in der Versuchung 40 Tage in der Wüste war und den Feind, der ihn versucht hat, überwunden hat. Israel war 40 Jahre in der Wüste, weil es ungehorsam gehandelt hat und es hat den Feind nicht überwunden. Mose war 40 Tage auf dem Sinaiberg . Wieder sehen wir die Zahl 40. Jesus hatte zwölf Jünger erwählt, in Israel gibt es zwölf Stämme – wieder eine gewaltige Paralelle.

In dieser nationalen messianischen Geburt Israels sehe ich, dass dieser kollektive männlicher Sohn Jesus ganz ähnlich sein wird. So ist das Ziel Gottes für die Erlösung Israels. Sicher steht der Drache vor dieser Frau – wie er immer steht, wenn etwas gewaltiges Heilsgeschichtliches geschehen wert. Wir lesen in Hosea 2, dass der Messias in Bethlehem geboren wird: „Darum wird er sie dahin geben, bis zur Zeit, in der eine Gebärende geboren hat und der Rest seiner Brüder zu den Söhnen Israels zurückkehrt.“ Ich verstehe das so, dass es eine Zwischenzeit gibt zwischen der Geburt des Messias und der Geburt von dem männlichen Sohn, von der wir hier in Micha lesen. Es kann auch eine 2000-jährige Zwischenzeit sein. Wir lesen, dass „der Rest seiner Brüder zu den Söhnen Israels zurückkehrt“. Die Frage ist: Wer ist Rest seiner Brüder, der zu den Söhnen Israels zurückkehrt? Sind es nicht die aus den Nationen, die eingefropft sind in den edlen Ölbaum Israel? Zuerst muss der edle Ölbaums Israel wieder inkardiniert werden, bevor die Brüder in diesen edlen Ölbaum eingepfropft werden können. Dieser Prozess ist jetzt im Gange.

Würdest du mit Mt 13,24ff. und 25,31ff. sagen, dass sich das Heil des einzelnen Christen daran entscheidet, wie er zu Israel steht bzw. dass an seinem Umgang mit den Juden erkennbar wird, ob jemand ein wahrer Christ ist?

Ich werde eine kurze Antwort auf die Frage geben, ob es für Christen wichtig ist, mit Israel verbunden und ob dies mit der Erlösung zu tun hat. In dieser letzten Zeit rückt Israel mehr und mehr in die Mitte, die ganze Weltgeschichte wird und ist schon mit Israel verbunden. Wenn die Christen in dieser Zeit nicht verstehen, was Gott mit Israel vorhat und tun wird, ist es so, wie es mehr und mehr in der Geschichte geschehen ist, dass die Christen verblendet geblieben sind. Wir haben schon in der Geschichte gesehen, dass die Christen in Verführung kommen werden, darum hat es alles mit der Erlösung zu tun.

In deinem Seminar hast du betont, dass „eine theologische Wahrheit Fleisch werden“ muss. Heißt das für dich, dass die Christen aus den Nationen, die ja nur in den Ölbaum eingepfropft wurden, die DNA des Baumes verinnerlichen müssen? Wenn ja, wie können sie das tun und wie wirkt es sich konkret aus?

Diese Frage hat zu tun mit dem edlen  Ölbaum und wie wir Christen Anteil an diesen Ölbaum haben können. Ich denke, dass ich diese Frage schon beantwortet habe.

Ich wünsche dir und euch Gottes reichlicher Segen. In Yeshua verbunden.

Herzlichen Dank für das Interview!

 

(jp)

 
Fotos:
 
Berger 1: privat; Berger 2: © 2013 Gemeinde und Israel ; Jakobs Kampf:wikimedia
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