‚Lecha Dodi‘ und die Schabbatbraut

Der Ausdruck ‚Kabbalat Schabbat‘ kann in zwei verschiedenen Varianten ausgelegt werden. Zum einen ‚Empfang‘ und zum anderen ‚Annahme‘ des Schabbats. Die Weisen sehen den Schabbat als begonnen an, wenn das Wort ‚Barchu‘ vom Vorbeter ausgerufen wurde. Von diesem Moment an ist jegliche Arbeit verboten, auch wenn der Vorbeter ‚Barchu‘ schon vor Sonnenuntergang ausgerufen hat. Der Halacha (‚gehen‘ – ‚wandeln‘) zufolge ist die letztere Auffassung die Vorherrschende.

Der Kabbalat Schabbat-Gottesdienst besteht aus drei Teilen:

1. Sechs Psalmenlieder, Psalm 95-99 und der 29. Psalm

2. Die Hymne ‚Lecha Dodi‘ (Auf mein Freund)

3. Psalm 92 für den Sabbat und Psalm 93

 

Die Hymne ‚Lecha Dodi‘ wurde vom Kabbalisten Rabbi Schlomo Ha-Levi Alkabetz (1505-1576) in Zefat (Stadt im Nordwesten Israels) verfasst. Die jeweiligen Anfangsbuchstaben der Strophen geben seinen Namen wieder. Dieses Vorgehen war eine damals übliche liturgische Form der Poesie. Der Refrain lautet: „Auf mein Freund der Braut entgegen, Königin Sabbat wollen wir empfangen.“ Nach jeder Strophe wiederholt sich der Refrain, in denen Verse aus dem Tanach in einem liturgischen Mosaik zusammengefügt sind. Die beiden ersten und die letzte Strophe sprechen über den Schabbat. Die anderen Verse beziehen sich auf die Erlösung Israels, den Wiederaufbau Jerusalems und von dem bevorstehendem kommen des Messias. In jeder einzelnen der sechs Strophen wird eine Phase der Erlösung beschrieben.

Die Worte des Refrain und die wiederholenden Worte „Kehre ein, Braut“ stammen aus dem Talmud. Nachdem Rabbi Chanina jeden Sabbat seine besten Kleider angezogen hatte, sprach er (Schabat 119a): „Kommt, lasst uns empfangen die Königin Sabbat.“ Auch Rabbi Janai handelte ebenso und sprach (Bava Kama 32b): „Kehre ein, Braut, kehre ein, Braut“.

Um die Schabbatbraut zu begrüßen, wird nicht mehr auf das Feld gegangen, sondern während der Liturgie dreht sich die gesamte Gemeinde am Ende der letzten Strophe des ‚Lecha Dodi‘ um und verkündet somit, zur Tür gewandt, den Anfang des Schabbat. Während man die Worte „Kehre ein, Braut“ verrichtet, verbeugt man sich leicht in Richtung Tür und ein zweites Mal nach dem Umdrehen in Richtung des Toraschreines.

Die letzte Strophe endet mit den Worten „Boi, Kalla!“, „Komm, Braut (Schabbat)!“ Manche Ausleger sind der Meinung, dass durch die Geste der persönliche Ausdruck der ‚Neschama jetera‘, der zusätzlichen Seele[1], die jeder Mensch über die Dauer des Schabbats erhält, zum Ausdruck kommt.

Durch den Vergleich des Schabbat mit einer Braut oder Königin assoziiert man etwas Schönes, etwas Heiliges. Es ist ein Ausdruck von Liebe, welches das jüdische Volk dem Schabbat entgegenbringt. Im Midrasch (Auslegung religiöser Texte) wird die intime Beziehung zwischen dem Volk Israel und dem Schabbat beschrieben, das von Gott gesegnete Verhältnis (Bereshit Raba 11,9). Daher kommt der Gebrauch der ‚Braut‘, deren rscheinung sehnsüchtig und voller Freude erwartet wird.

Es bestehen viele verschiedene Melodien von ‚Lecha Dodi‘, diese ist immer von der Art der Synagoge abhängig, also von der Denomination der Synagoge und Prägung des Kantors. An für sich ist es aber immer ein fröhlicher Gesang.

 

Hier anhören!

Lecha Dodi:

Auf, mein Freund, der Braut entgegen,
Das Angesicht des Shabath wollen wir empfangen!
Auf, mein Freund, der Braut entgegen,
Die Königin Shabath wollen wir empfangen!

Hüte und gedenke in einem Worte,
ließ der einzige Gott uns vernehmen.
einzig ist der Ewige und sein Name einzig,
zur Ehre und Herrlichkeit und zum Ruhm.

Dem Sabbat lasst uns entgegengehen,
Denn sie ist uns Quell, aus dem uns strömt der Segen,
Schon festgesetzt von Anbeginn,
Des Werkes Schluss, das erste auch in Will und Sinn.

O Stadt des Herrn o Prachtpalast,
Steh auf aus Trümmern du nach langer Rast!
Zu lang schon weiltest du irn Tal der Tränen:
Dein Gott wird neu dir seine Huld gewähren.

O schüttle ab den Staub und Wust,
mein Volk, zieh an das Kleid der Lust.
Der Sproß von Isai, dem edlen Ahn.
Aus Bethlehem, erlösend wird er nah’n.

O raff dich auf in frischem Mut!
Es naht dein Licht; leucht‘ hell in Glut!
Steh‘ auf und stimm‘ ein Loblied an!
Sieh‘ Gottes Glanz, verklärend zieht heran.

Nicht beugt dich Schmach, nicht hüllt dich Scham;
Nicht seufze noch, betrübt von Gram.
Schutz meines Volkes Arme bei dir finden,
Und neu ersteht die Stadt auf ihren Gründen.

Die dich beraubt, sie sind zur Beute;
Es schwindet deiner Dränger Meute,
Dein Gott in froher Lust dich schaut,
Wie sich der Bräut’gam freut der Braut.

Du dehnst dich aus nach allen Seiten
Wirst deines Gottes Ruhm verbreiten
Durch ihn, der ab von Perez stammt.
Froh jubeln wir und jauchzen insgesamt.

Kehre ein in Frieden, Krone des Mannes,
ja in Freude und Jubelsang,
bei des auserwählten Volkes Treuen,
kehre ein, Braut! Kehre ein, Braut!

 


L’kha Dodilikrat Kalah,
P’nej Shabath n’kab’lah
l’kha Dodi likrat Kalah,
Pnej Shabath n’kab’lah.

Shamor w’sakhor b’Dibur echad,
hishmianu EL haMiuchad.
“ ehad ush’mo ehad,
l’Shem ul’Tif’eret ul’T’hilah.

L’kha Dodi, l’kha Dodilikrat Kalah,
Pnej Shabath n’kab’lah,
l’kha Dodi likrat Kalah,
Pnej Shabath n’kab’lah.

Lik’rath Shabath l’khu w’nel’khah,
ki hi Makor haB’rakhah,
meRosh miKedem n’sukhah,
Sof Maasah b’Mahashawah T’chilah.

L’kha Dodi, l’kha Dodi likrat Kalah,
Pnej Shabath n’kab’lah,
l’kha Dodi likrat Kalah,
Pnej Shabath n’kab’lah.

Mik’dash Melekh, Ir M’lukhah,
kumi, z’i mitokh haHafekhah,
raw lakh Sheweth b’Emek haBakha,
w’hu jachamol alajikh Chem’lah.

L’kha Dodi, l’kha Dodi likrat Kalah,
Pnej Shabath n’kab’lah,
l’kha Dodi likrat Kalah,
Pnej Shabath n’kab’lah.

(mr)

 

Internet:

http://www.hagalil.com/judentum/gebet/lkhadodi.htm

http://www.judentum-projekt.de/religion/religioesegrundlagen/sabbat/

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/18929

http://www.payer.de/judentum/jud508.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Lecha_Dodi

Word Download – 24.08.14 – „463_Der Eingang des Sabbat“

 

[1] Jüdische Allgemeinde, Religiöse Begriffe aus der Welt des Judentums, 07.05.2014, Noemi Berger

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