„Take Five“ – fünf besondere Sehenswürdigkeiten in Jerusalem

1. Die Klagemauer – Perspektivenwechsel der bekannten Sehenswürdigkeit

Die Klagemauer ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Jerusalem. Dort werden unzählbar viele Gebete verrichtet, sei es mündlich oder niedergeschrieben auf kleinen Zetteln, die in die Vertiefungen der Mauer gesteckt werden. Der Bereich direkt vor der Mauer ist meist sehr begehrt, und viele Menschen tummeln sich davor. Wem es an der großen Klagemauer zu stressig ist, der kann einen Abstecher zur kleinen Klagemauer machen. Die berühmte Klagemauer ist schließlich nur ein kleiner Teil der Westmauer des Tempelberges (eine äußere Befestigungsmauer des darüber liegenden ursprünglichen Tempelareals), die sich in beide Richtungen noch weiter erstreckt. In einer kleinen Seitengasse, etwas nördlich, gibt es noch einen weiteren Zugang zu einer kleineren Klagemauer, die auch von Juden genutzt wird.

Wer sich vorerst einen Überblick über die bekannte Klagemauer verschaffen will, kann auf die Dachterasse eines der gegenüberliegenden Gebäude steigen. Beispielsweise auf dem Aisch HaTorah Gebäude haben schon viele Einheimische und Touristen die Aussicht auf die Klagemauer genossen. Einen Perspektivenwechsel auf die tieferliegenden Schichten der Klagemauer ermöglichen geführte Touren in die unterirdischen Tunnelsysteme an der Klagemauer. Mit dem Reiseführer können unterirdische Wege und alte Schächte am Fuß der Klagemauer entdeckt werden. Dort gibt es so viel zu erforschen, dass selbst die israelische Archäologiebehörde mit dem Entdecken nicht fertig wird. Gerade Anfang Juli diesen Jahres wurde dort ein verschollener Festsaal gefunden.

 

2. Das Österreichische Hospiz – Wiener Kaffeekultur mitten in Jerusalem

Das Österreichische Pilger-Hospiz ist das älteste christliche Gästehaus in Jerusalem. 1854 gegründet, empfing es schon unzählige Gäste aus aller Welt. Auch der österreichische Kaiser Franz Joseph war zu Gast in dem kleinen Stück Österreich inmitten der Jerusalemer Altstadt. Auch heute noch können Besucher ein köstliches Stück Apfelstrudel, eine Sachertorte und eine Tasse Wiener Kaffee vor Ort genießen. Um dort hinzugelangen, muss man nur bei der Via Dolorosa einmal Halt machen und an einem unscheinbaren Holztor klingeln. Einige Stufen später steht man mitten in einer grünen Oase und kann dem regen Treiben der Altstadt entfliehen und sich im schön angelegten Garten oder im Kaffeehaus eine Auszeit gönnen.

 

3. Die Davidsstadt – das ursprüngliche Jerusalem hautnah

Außerhalb der heutigen Mauern der Jerusalemer Altstadt, südlich des Tempelbergs, liegt aus alttestamentlicher Perspektive das Jerusalem im eigentlichen Sinne: die עיר דוד, „Ir David“ oder Davidsstadt. Dieser längliche Hügelkamm ist der Ort, an dem alles begann. David eroberte dort die Jubusitersiedlung (vgl. 2Sam 5,6-10), Salomo erweiterte die Stadt und baute auf dem Berg Moriah den Tempel (vgl. 2Chr 3,1). Auf dem oberen Teil des Hügels befindet sich eine große Steinstruktur, welche israelische Archäologen als die Überreste von Davids Palast identifiziert haben. Außerdem findet sich dort das königliche Viertel, das zur Zeit des ersten Tempels bewohnt wurde. Wer noch tiefer in die Geschichte der Davidsstadt eintauchen möchte, kann unterirdisch zwei faszinierende Tunnel durchwandern. Zum einen gibt es den kanaanitischen Tunnel. Dieser 400 Meter lange Tunnel verläuft am östlichen Hang der Davidsstadt und wurde zur Zeit der Kanaaniter zur Wasserversorgung genutzt. Heute ist dieser jedoch trocken und kann entspannt durchwandert werden. Für eine feuchte Erfrischung sorgt der Hiskia-Tunnel, dort fließt auch heute noch kniehohes Wasser. Dieser Tunnel ist 533 Meter lang und wurde zur Zeit Hiskias von beiden Seiten in den Felsen gehauen. An der Stelle, wo sich die Tunnelgräber trafen, wurde die berühmte „Siloam-Inschrift“ entdeckt, in der in altem Hebräisch Augenzeugen über diesen Augenblick berichten. Am unteren Ende der Davidsstadt befindet sich der Siloahteich.

 

4. Die Jaffastraße und das Jaffator – eine Straße voller Leben

Wer mit dem Reiseziel „Altstadt“ an der Zentralen Busstation in Jerusalem ankommt, steigt dort meistens in die Tram ein, die einen direkt an die imposanten Mauern von Jerusalem bringt, Mauern, die Süleyman I. in den Jahren 1532 bis 1542 auf byzantinischen und römischen Fundamenten errichten ließ, die also – um Missverständnissen vorzubeugen – nicht aus neutestamentlicher Zeit stammen. Dabei fährt die Tram im Sightseeing-Tempo die Jaffastraße entlang – eine malerische Straße, in der es immer etwas zu sehen gibt. Das Auge kann sich gar nicht satt sehen an den kunterbunten Geschäften und den einladenden Cafes am Wegesrand. Zu Fuß lässt sich diese Schmuckstraße noch besser erkunden, denn dann gibt es nicht nur viel zu sehen, sondern auch zu riechen und zu schmecken, wenn man beispielsweise in den jüdischen Markt an der Jaffastraße einbiegt und dort einige der angebotenen kulinarischen Köstlichkeiten probiert. An lauen Sommerabenden erklingen dort sanfte oder flotte Klänge von den verschiedensten Straßenkünstlern. Die Jaffastraße führt direkt zum Jaffator, welches den Besucher direkt in die verwinkelte Altstadt führt. Auf der rechten Seite befindet sich dann gleich der Davidsturm, ein Turm voller Geschichte und abends voller Lichter und Musik, wenn dort spannende Lichtshows aufgeführt werden.

 

5. Der Ölberg – mit Blick auf den Tempelberg die Füße baumeln lassen

Kaum ein Berg in Israel ist wohl so bekannt und von Touristen bewandert wie der Ölberg, der dem Tempelberg gegenüberliegt. Wer sich jedoch dorthin aufmacht, wird sich von dem idyllischen Namen leicht irregeführt fühlen, da der Ölberg heute zum größten Teil aus Gräbern und Grabsteinplatten besteht. Neben diesen gibt es am Ölberg jedoch tatsächlich auch noch einige Ölbäume. Wenn man den Hügel erklimmt, befindet sich auf halber Höhe ein friedlicher Garten voller Ölbäume. Dieser gehört zur Kirche „Dominus Flevit“ (dt. „der Herr weinte“; vgl. Joh 11,35). Auf kleinen Trampelpfaden geht man hier unter schattigen Ölbäumen umher und ehe man sich versieht, steht man an der kleinen Steinmauer, hinter der sich eine unglaubliche Aussicht auf den Tempelberg und die Altstadt auftut. Flink setzt man sich auf die Mauer und genießt unter dem Schatten der Ölbäume diesen atemberaubenden Blick vom Ölberg aus. Dort kann man sich ausruhen und die Füße baumeln lassen. Bei einem kurzen Abstecher ins Innere der Kirche Dominus Flevit fällt der Blick sofort auf das halbrunde Fenster, welches kunstvoll die Aussicht auf Jerusalem umrahmt. Zahlreiche Postkarten sind mit diesem Motiv geschmückt.

„Take Five“ – nur ein kleiner Einblick in die faszinierende Welt der Stadt Jerusalem. Es gibt dort so viel mehr zu sehen und zu erleben. Da möchte man am liebsten jeder Leserin und jedem Leser dieses Artikels den traditionellen Wunsch am Schluss des jüdischen Sederabends und des Versöhnungstags zurufen: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ (L’Shana Haba’ah BiYerushalayim – לשנה הבאה בירושלים ), der impliziert, dass man sich „nächstes Jahr“ ganz bestimmt in Jerusalem wieder treffen möchte. Warum auch nicht?

 

JB

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Bilder privat.

 

 

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