Israelische Radiosendung versorgt Iraner mit Informationen

Ausgerechnet in Jerusalem wird die Nachrichtensendung produziert, die täglich um 18.30 Uhr bis zu fünf Millionen Iraner mit unabhängigen Nachrichten versorgt. Die Stimme, die mehrere tausend Kilometer weit durch den Äther wandert, um die Iraner zu erreichen, gehört dem jüdischen Israeli Menasche Amir. Er ist Radiomoderator bei dem öffentlich-rechtlichen Sender Kol Israel („Stimme Israels“).

Wie es zu der ungewöhnlichen Sendung kam, berichtete Bastian Berbner am 26.2.2013 für die Süddeutsche Zeitung. Als Menasche Amir vor 53 Jahren aus dem Iran nach Israel einwanderte, bestanden zwischen beiden Ländern noch gute wirtschaftliche und politische Beziehungen. Es gab sogar einen Studentenaustausch und über den israelischen Sender Kol Israel konnten Iraner die Kultur des jungen israelischen Staates kennen lernen. Der damals 20 Jährige Amir war durch beide Länder und Kulturen geprägt, sprach Persisch und Hebräisch und wurde für die Moderation der persischsprachigen Sendung ausgewählt.

Nach der islamischen Revolution 1979 hat sich vieles geändert. Amirs Sendung wird von der Regierung in Teheran als zionistische Propaganda verurteilt und er selbst als Spion diffamiert. Aber für regimekritische Iraner und viele Diplomaten sind seine Nachrichten auf Persisch neben dem BBC-Programm die wichtigste Informationsquelle.

90 Minuten ist die Sendung mittlerweile lang und durch eine Anruf-Sendung am Sonntag bekommt Amir viele Rückmeldungen von der iranischen Bevölkerung. „Sie beschweren sich bitterlich, dass sie sich kein Fleisch leisten können, dass Familienmitglieder verhaftet wurden, dass das Regime am Atomprogramm festhält in Zeiten, in denen jeder fünfte Iraner in Armut lebt“, schreibt Berbner. Es kommt jedoch auch vor, dass ein Regierungsanhänger „Tod dem Staat Israel!“ in das Telefon schreit.

Dennoch liebt Menasche Amir den Iran, den der heute 73-Jährige noch immer als „sein Land“ bezeichnet und gerne einmal bereisen würde. Iran und Israel sind für ihn wie Vater und Mutter: Beide haben seine Identität geprägt und beiden fühlt er sich eng verbunden. Er ist hoffnungsvoll, dass der Großteil der Bevölkerung eine andere Regierung will und er mit seinem Radioprogramm Werte wie Meinungsfreiheit stärken kann.

(wr)

Quelle:

http://www.sueddeutsche.de/medien/israelischer-radiomoderator-stimme-der-freiheit-1.1609663

 

Zurück