Britischer Abgeordneter: „Ich debattiere nicht mit Israelis“

Er ist bekannt für seine radikalen Ansichten. So wurde der britische Unterhausabgeordnete George Galloway 2003 aus der Labour-Partei ausgeschlossen, nachdem er die Regierung um Tony Blair als „Lügenmaschine“ bezeichnet hatte und mehrfach für den damaligen irakischen Diktator Saddam Hussein sowie für Terrororganisationen wie die Hisbollah eingetreten war. Aufgrund seiner anti-israelischen Haltung erhielt der linke Politiker im Jahre 2009 einen palästinensischen Pass von der Hamas. Mit seiner selbst gegründeten Partei Respect – The Unity Coalition hat er vor allem dank des Rückhalts in der muslimischen Bevölkerung Erfolg.

Nun war Galloway am 20. Februar zu einer Diskussionsrunde in der Oxforder Universität gekommen. Dort wie an anderen britischen Spitzenuniversitäten gibt es die Tradition, unter anderem um die mediale Aufmersamkeit auf sich zu ziehen, besonders umstrittene Gastredner zu Vorträgen und Debatten einzuladen. Da Galloway unmissverständlich in diese Kategorie gehört, hatten es einige Studenten geschafft, ihn zu einem Vortrag zum Thema „Sofortiger Abzug Israels aus dem Westjordanland“ zu bewegen.

Bevor es jedoch zu dem Vortrag kam, verwandelte sich die Veranstaltung in einen Eklat: Eylon Aslan-Levy, Student in Politik, Wirtschaft und Philosophie am Brasenose College, war in seiner Auftaktsrede erst bei seinem ersten Punkt über die Notwendigkeit eines Friedensabkommens angekommen, da unterbrach ihn der im Publikum sitzende Galloway. Ihm war aufgefallen, dass Aslan-Levy die „Wir-Form“ benutzt hatte und fragte: „Sie sagten ‚wir‘ – sind Sie Israeli?“ Nachdem der Student diese Frage bejahte, nahm der Abgeordnete seinen Mantel und verließ mit den Worten „Ich erkenne Israel nicht an und ich debattiere nicht mit Israelis“ den Raum.

Die auf Video festgehaltene Szene im Christ Church College ist auf Youtube unter http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=r6pVT-p6pwU zu finden.

Nicht viel später äußere sich Galloway auf seiner Facebook-Seite zu seinem Verhalten: „Ich habe mich heute Abend geweigert, in Oxford mit einem Israeli, einem Anhänger des Apartheid-Staats Israel, zu debattieren. Der Grund ist einfach: keine Anerkennung, keine Normalisierung. Nur Boykott, Kapitalabzug und Sanktionen, bis der Apartheid-Staat niedergeschlagen ist. Ich debattiere nie mit Israelis und spreche auch nicht mit ihren Medien.“

Der Politiker ließ kritisch verlauten, er sei im Vorfeld der Veranstaltung nicht über die Nationalität seines Vorredners informiert wurden, worauf Mahmood Naji, der Organisator der Debatte, erwiderte: „Ich gehe nicht davon aus, dass ich verpflichtet bin, dem Redner zu sagen, welche Nationalität sein Kontrahent besitzt.“

In der Öffentlichkeit wurde Galloways Verhalten nun als rassistisch verurteilt. Doch als sei diese polemische  Handlung seitens eines britischen Volksvertreters nicht genug, stand nun gleichzeitig der Antrag eines Oxforder Studenten im Raum, der einen Beitritt der Studentenvertretung (OUSU) zur internationalen BDS-Kampagne vorschlug. Diese 2005 von palästinensischen Nichtregierungsorganisationen gegründete Kampagne für „Boykott, Kapitalabzug und Sanktionen“ ruft dazu auf, israelische Produkte und Firmen so lange zu boykottieren, bis die „Kolonisation, Apartheid und Besatzung“ seitens Israels eingestellt wird. Auch wenn ihr Sprecher sich ausdrücklich von Galloways Verhalten distanzierte und betonte, dass seine Bewegung sich nicht gegen Individuen richte und „alle Formen von Rassismus, inklusive Islamophie und Antisemitismus“ ablehne, kann von Glück geredet werden, dass die Oxforder Studenten den Antrag mit 69 zu 10 Stimmen zurückwiesen.

(jp)

Quellen:

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/eklat-in-oxford-studenten-laden-israelkritiker-george-galloway-ein-a-885475.html

http://www.guardian.co.uk/politics/2013/feb/21/george-galloway-debate-israeli-oxford

http://www.israelnetz.com/nachrichten/detailansicht/aktuell/britischer-abgeordneter-stuermt-aus-debatte-mit-israeli/#.UTca0IXR47A

http://www.timesofisrael.com/oxford-students-overwhelmingly-vote-down-israel-boycott/

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