Prof. Dr. Darrell Bock zu Gastvorlesungen an der FTH
In einem ersten Themenkreis hob Bock die herausragende Rolle des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte im Neuen Testament hervor, insbesondere aufgrund des quantitativ bedeutsamen Umfangs dieser Schriften, ihrer theologischen Akzente und der darin vorzufindenden Betonung von Gottes Heilsplan für Nichtjuden sowie einer eschatologischen Erwartung einer erneuten Zuwendung Gottes zu den Juden.
In seinen Vorträgen zur Erforschung des historischen Jesus warnte er vor zu schnellen Urteilen auf weltanschaulicher Basis. Er plädierte stattdessen für die Anwendung eines plausibel nachvollziehbaren Kriterienkatalogs bei der Frage, ob und wie die Bibel den historischen Jesus darstelle. Anhand dieser Kriterien demonstrierte Bock beispielhaft anhand mehrerer biblischer Schlüsselereignisse aus dem Leben Jesu deren historische Echtheit und Plausibilität.
In einem Vortrag über außerkanonische Evangelien lehnte er die These einer „evolutionistischen“ Entwicklung der christlichen Theologie ab, die manche Theologen durch außerbiblische Schriften wie das Thomasevangelium belegt sehen wollen. Vielmehr verwies Bock auf eine einfache Methode, um nachvollziehen zu können, welche christlichen Inhalte (core doctrines) und welche überlieferten Schriften von den Christen schon frühzeitig gewissermaßen als „normativ“ akzeptiert wurden: Wer die abgelehnten Schriften mit den biblischen vergleiche, werde leicht entscheidende Widersprüche in ihrer Theologie und in der Darstellung der Person Jesu Christi finden (gnostische und weltanschauliche Überfremdung usw.), die sie letztlich als verbindlich-apostolische „Normen“ disqualifizierten.
Prof. Bock ist Autor des New-York-Times-Bestsellers „Die Sakrileg-Verschwörung. Fakten und Hintergründe zum Roman von Dan Brown“, Autor von wissenschaftlichen Kommentaren zum Lukasevangelium und zur Apostelgeschichte, ehemaliger Präsident der Evangelical Theological Society (ETS) und freier Redakteur der Zeitschrift „Christianity Today“. Gegenwärtig hält er sich zu Forschungszwecken an der Universität Tübingen auf.
(Benjamin Misja / Berthold Schwarz)