Ein Kurzüberblick zu den jüdischen Gruppen zur Zeit Jesu

Im Neuen Testament begegnen uns unterschiedliche, damals wichtige jüdische Gruppen, da wären die Pharisäer, Sadduzäer, Essener, Zeloten und die „Samaritaner“. Einige damals aktive Gruppen werden im NT auch nicht erwähnt, z.B. die Essener, die in ihrer Siedlung in Qumran lebten, oder die Zeloten werden nur an einer Stelle im NT erwähnt, nämlich „Simon, genannt der Zelot“ (Lk 6,15). Auch folgende Hintergründe werden interessanterweise im NT nicht direkt angesprochen, z.B. der Schulstreit unter bedeutenden pharisäisch-jüdischen Rabbi-Nachfolgern, zwischen Rabbi Hillel (⇒Bet Hillel) und Rabbi Schammai (⇒Bet Schammai). Wir können nur erahnen, dass in der Debatte um Scheidung und Wiederheirat diese Schulrichtungen im Hintergrund eine Rolle spielten (Mt. 19 u.a.).

Die Pharisäer lebten als Bauern und Handwerker streng nach der Tora, die sie für ihre Verhältnisse auslegten. Vertreten waren sie hauptsächlich als Handwerker in der Mittelschicht. Die Tora existierte bei ihnen schriftlich, als auch mündlich (schriftliche Form der mündlichen Überlieferung = „Mischna“). Der Jerusalemer Tempel spielte in ihrem Alltag eine positive Rolle, jedoch wurde die Veräußerlichung des Gottesdienstes kritisch betrachtet. Der Messias würde ihrer Vorstellung nach an dem Tag kommen, an dem die Juden an einem Tag die gesamte Tora erfüllen würden. Sie lehnten die römische Besatzung ab, kämpften jedoch nicht gegen sie.

Die Sadduzäer passten sich teilweise der hellenistischen Lebensweise der Römer an. Sozial vertreten waren sie vor allem in der Oberschicht, als Großgrundbesitzer. Auch waren viele von ihnen Mitglieder im Hohen Rat. Sie besaßen lediglich eine schriftliche Tora und standen dem Jerusalemer Tempel positiv gegenüber. In ihrem Glauben findet eine messianische Hoffnung keinen Platz. Sie fühlten sich den Römern verbunden und arbeiteten mit ihnen zusammen. Sadduzäer leugneten die Auferstehung von den Toten, da sie sich lediglich auf den Pentateuch als Norm berufen haben, und eben darin nicht die Rede von einer Auferstehung der Toten zu finden ist. Der Prophet Jesaja (26,19) erwähnt unter anderen diese Auferstehung. Die Apostelgeschichte (23,8) verdeutlicht und unterstützt die Aussage, dass Sadduzäer nicht daran glaubten.

Essener hingegen lebten in klosterähnlichen Siedlungen, teilweise in Stadtvierteln streng nach der Tora und ihren eigenen Regeln. Diese Gruppierung war in allen gesellschaftlichen Schichten vertreten. Neben der Tora besaßen sie noch eigene heilige Schriften. Der Tempelkult in Jerusalem wurde komplett abgelehnt. Ihre Hoffnung lag in einem priesterlichen und einem königlichen Messias, der die ‚Söhne der Finsternis‘ besiegen wird. Die Besatzungsmacht wurde von ihnen strikt abgelehnt. Auch waren sie bereit, Gewalt gegen die Römer anzuwenden.

Zeloten lebten überwiegend als Untergrundkämpfer in abgelegenen Gebieten. Sie lebten streng nach der Tora, so wie die Pharisäer. Vertreten waren sie bevorzugt in der Unter- und Mittelschicht. Die Tora hatten sie schriftlich, wie auch mündlich, ihr Verhalten zum Jerusalemer Tempel war positiv. Durch Aufstände gegen die Römer versuchten sie, das Kommen des Messias vorzubereiten. Häufig waren sie mit dem Planen von praktischem Widerstand gegen die Römer beschäftigt.

Die „Samaritaner“ lebten in einer eigenen religiösen Gemeinschaft in der Gegend von Nablus (Sichem). Vertreten waren sie in allen Schichten der Gesellschaft. Ihnen lag lediglich die schriftliche Tora zu Grunde. Den Jerusalemer Tempel lehnten sie vehement ab, sie hatten ihren eigenen Tempel auf dem Berg Garizim in Samaria. Ihre messianische Hoffnung lag in einem neuen Mose (5Mose 18,15-19). Sie lehnten die römische Besatzung ab, gingen allerdings nicht gewaltsam gegen sie vor.

(mr)

Bibliographie:
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Bergmeier, Roland, Die Essener-Berichte des Flavius Josephus. Kok Pharos Publishing House, Kampen 1993

R. Deines

F. Avemarie

A. Schlatter

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