Jom Hashoa – Jüdisches Leben bleibt unzerstörbar

Jom Hashoa (hebr. Yom Hashoah) meint den israelischen Gedenktag, der an die Opfer der Schoa und dem Widerstand der Juden gegen die Verfolgung durch Hitler und das Nazi-Regime erinnert.

Besonders wird an den jüdischen Heldenmut gedacht, welcher unter vielen Juden sichtbar wird, die selbst während des systematischen Völkermords während des Zweiten Weltkriegs standhaft blieben und für ihr Volk im Widerstand eintraten. Es ist ein Tag, um an das erlittene Leid zu erinnern und die Opfer zu ehren, dabei die Bedeutung der Erinnerung an den Holocaust für alle folgenden Generationen wachzuhalten.

Diese Märtyrer und Helden werden durch den Gedenktag am 27. Nisan im jüdischen Kalender, im gregorianischen Kalender meist an einem Tag im April, gewürdigt, damit ihr bedeutungsvolles und vorbildhaftes Handeln nicht in Vergessenheit gerät. Betrachtet und erinnert werden die Menschleben die sechs Millionen Juden und Jüdinnen, die im Holocaust brutal diskriminiert, entwürdigt und schließlich ermordet wurden.

Jom Hashoa geht von Sonnenuntergang bis zum Abend des darauffolgenden Tages. In diesem Jahr fiel das Datum auf den 18. April und markierte damit das 80-jährige Jubiläum des Aufstands im Warschauer Ghetto am 19. April 1943. Dieser geschichtsträchtige Tag steht sinnbildlich für den Widerstand der jüdischen Helden und Heldinnen. Die beteiligten Juden wehrten sich trotz völlig unzureichender Bewaffnung gegen ihre Deportation ins Vernichtungslager, woraufhin die deutsche Besatzung nur noch skrupelloser handelte und schließlich die Aufstände mit Gewalt und der Sprengung einer Synagoge beendeten.

 

Jom Hashoa wird eröffnet 

Das Datum des Jom Hashoa ist bereits seit 1951 festgelegt, fand aber zunächst kaum aktive Beachtung im öffentlichen Leben, es erst seit 1959 mit dem Gesetz zum Gedenktag an Shoa und Heldentum Bedeutung gewann. Somit sind die Auswirkungen des Gedenkens in Israel offenkundig sichtbar und finden bis heute Einzug in die Lebenswirklichkeit der Israeliten. Es ist ein trauriger Tag in Israel. In würdiger Ernsthaftigkeit wird der nationale Feiertag vollzogen und gibt sich die Klinke in die Hand mit dem Jom Hazikaron, dem „Gedenktag an die gefallenen israelischen Soldaten und Opfer des Terrorismus“, der genau eine Woche später begangen wird. Diese sieben Tage erzählen von der Trauer und tiefem Gedenken der ganzen Nation an die Helden des Zweiten Weltkriegs.

Eingeleitet wird diese Zeit durch eine Eröffnungszeremonie. Am Abend vor Jom Hashoa vereinen sich Juden und Israelis aller Generationen sowie internationale Besucher in Yad Vashem um gemeinsam wahrzunehmen und zu erinnern.  Veranschaulichende Symbole und Riten werden vollzogen, die die Tragweite der Schicksale vor 80 Jahren sichtbar machen. So werden beispielsweise sechs Fackeln entzündet im Gedenken an die sechs Millionen jüdischen Opfer. Es ist daher von hoher Wichtigkeit, dass während der Veranstaltung auch Holocaust-Überlebenden das Wort, und somit die Stimme ihrer Generation zurückgegeben wird. Außerdem wir das Gebet „El male rachamim“ gesprochen, welches übersetzt mit der Anrede „Gott voller Erbarmen“ beginnt und somit den Gott Israels anspricht. Auch der israelische Staatspräsident hält eine Rede. Am Ende wehen alle Flaggen auf Halbmast.

Der Gedenktag beginnt auch in der Gedenkstätte, deren Da-Sein eng mit dem der Überlebenden, aber auch der Toten, verbunden ist. Dort sind auch die Namen aller ermordeten im Holocaust Juden niedergeschrieben, welche bei der Veranstaltung „Jeder Mensch hat seinen Namen“ vorgelesen werden. Das schmerzhafte Erinnern scheint an diesem Ort an Bedeutung zu gewinnen. Aber nicht nur dort, sondern im ganzen Land ist das Gedenken spürbar. Um 10 Uhr ertönen für zwei Minuten die Sirenen im ganzen Land, der gesamte Straßenverkehr hält inne und die Menschen bleiben in den Straßen stehen und schweigen. Statt Unterhaltungssendungen laufen Dokus über den Holocaust im Fernsehen und im Radio hört man vorrangig Trauermusik.

 

„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.“

Aber nicht nur Israel nutzt diesen Gedenktag, um sich mit der eigenen Geschichte zu konfrontieren und ihrer Opfer zu gedenken. Auch in Deutschland finden Veranstaltungen statt, die vor allem die deutsche Beteiligung am Schicksal der Juden im Zweiten Weltkrieg in den Fokus nimmt. Dr. Marco Buschmann, der Bundesminister der Justiz, zitierte bei der Gedenkveranstaltung der israelischen Botschaft in der Gedenkstätte Sachsenhausen anlässlich des Gedenktages Paul Celans Gedicht „Todesfuge“: „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“. Weiter bekennt er die deutsche Schuld: „Meine Damen und Herren, Deutsche ersannen die Shoa, Deutsche organisierten sie, Deutsche führten sie aus. Dass Juden und Deutsche Yom HaShoa gemeinsam begehen, kommt daher einem Wunder gleich. Die Nationalsozialisten wollten den Tod allen jüdischen Lebens.
Daran haben wir zu erinnern. Aber wir haben auch daran zu erinnern, dass Judentum vor allem bedeutet: Leben.“ Diese treffenden Worte drücken Deutschlands Verantwortung an Jom Hashoa aus und schließen sich an weitere Momente des Gedenkens in Deutschland an.

Im letzten Jahr (2022) setzte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG ein Zeichen, indem er einen Gedenkkranz in Yad Vashem niederlegte. Er berief sich dabei auf die schuldbehaftete Verantwortung des Vorgängers der Deutschen Reichsbahn, die die Deportation der Juden in VZs und KZs organisierte.

Außerdem gibt es auch dieses Jahr wieder Gedenkmärsche, sogenannte „Märsche der Lebenden“, bei denen vor allem Jugendliche, sowohl jüdische als auch nicht-jüdische, vom KZ Auschwitz zum KZ Auschwitz-Birkenau laufen, um so den Todesmärschen der KZ-Häftlinge zu gedenken. Der Direktor dieser Initiative, Heinz Reuss, setzte die Märsche dieses Jahr unter das Motto „Aufstand gegen Antisemitismus“. Er sagt weiter „dass letztlich Nazi-Deutschland daran gescheitert ist, jüdisches Leben zu zerstören“. Und will mit den Märschen „ein Zeichen der Solidarität mit Israel setzen“

Jom Haschoa dient nicht nur dazu, an die grausamen Verbrechen des Holocaust zu erinnern, sondern auch dazu, an die Verantwortung, Antisemitismus und Rassismus zu bekämpfen, zu erinnern. Die Bedeutung von Toleranz und Vielfalt einer (Welt-)Gesellschaft zu betonen, gehört dabei genauso zu den Aufgaben der folgenden Generationen wie auch durch Bildung die Aufklärung über die Vergangenheit wachzuhalten.

Obwohl dieses Jahr Überlebende zu Jom Hashoa sprechen konnten, wird der Tag nicht mehr viele Generationen von Zeitzeugen begleitet werden können. Die Kultur der Erinnerung wird dann hauptsächlich von Menschen geprägt, die die Geschichte nicht selbst erlebt haben. Umso wichtiger werden also in Zukunft Gedenktage wie Jom Hashoa sein, da sie uns weise im Blick auf die Vergangenheit und bewusst lebensfähig für die Zukunft machen. Wir erinnern uns an die Opfer der Geschichte. Aber viel mehr noch denken wir an ihre Helden.1https://www.israelogie.de/antisemitismus/erinnern-an-den-holocaust/

 

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Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_haScho’a zuletzt aufgerufen am 21.04.23

https://www.yadvashem.org/de/blog/yom-hashoa.html zuletzt aufgerufen am 21.04.23

https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/maersche-des-lebens-rund-um-den-holocaust-gedenktag-jom-haschoa-gedenken-an-80-jahre-warschauer-ghettoaufstand-100.html zuletzt aufgerufen am 21.04.23

https://www.bmj.de/SharedDocs/Reden/DE/2023/0419_Gedenkstaette_Sachsenhausen.html?nn=6704226  zuletzt aufgerufen am 21.04.23

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