Israel und der ESC 2024

Israel und der ESC 2024 ​​​​​

Im Regelwerk des Eurovision Song Contest heißt es, dass der ESC eine unpolitische Veranstaltung sei. Außerdem seien alle Teilnehmer und der Veranstalter dazu verpflichtet sicherzustellen, dass der ESC in keinem Fall politisiert und/oder instrumentalisiert werde. Dennoch wird der ESC 2024, unter anderem von dem Magazin Stern (und ähnlich von vielen anderen relevanten Medien), als „so politisch aufgeladen wie nie“ beschrieben.

Was ist der ESC eigentlich?

Die Malmö Arena, in der der ESC 2024 stattfand. Bild: uslatar – stock.adobe.com

Der Eurovision Song Contest (kurz ESC) ist wie der Name schon verrät, ein Musikwettbewerb. Am ESC teilnahmeberechtigt sind alle Länder, die Mitglied der Europäischen Rundfunkunion (EBU) sind. Das sind neben den meisten europäischen Ländern auch einige nichteuropäische Länder im Mittelmeerraum. Jedoch haben von den außerhalb Europas liegenden EBU-Mitgliedern lange nur Israel und Zypern regelmäßig am ESC teilgenommen, seit den 2000er Jahren zudem Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Wegen der Beliebtheit der Show in Australien darf das Land seit 2015 als assoziiertes EBU-Mitgliedebenfalls am ESC teilnehmen. Seit 1956 wird dieser jährlich von der (EBU) veranstaltet. 2024 fand der ESC in der schwedischen Stadt Malmö statt.

Wie läuft der ESC ab?

Die Regeln und der Ablauf werden von der EBU festgelegt. Die Interpreten werden, wenn sie sich für das Finale qualifizieren konnten, von einer Jury vor Ort und dem Publikum, das über Televoting abstimmt, bewertet. Das Land mit der insgesamt höchsten Punktzahl gewinnt den Contest. Ein wichtiges Verbot ist außerdem das bereits Erwähnte: „Texte, Ansprachen und Gesten politischer Natur sind während des Contests untersagt.“ Der ESC ist seit Jahren populär, rund 160 Millionen Menschen verfolgten am Samstagabend (11.05.2024) den 68. Song Contest.

Welche Rolle hat Israel beim ESC 2024 gespielt?

Israel wurde in diesem Jahr von der 20-jährigen Künstlerin Eden Golan vertreten. Im Vorhinein des ESC gab es bereits Israelhass und Antisemitismus „in selten da gewesener Form“. Tausende Demonstranten protestierten am Tag des Auftritts in der südschwedischen Stadt, für einen Ausschluss Israels vom Wettbewerb. Darunter auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg, die schon wiederholt durch israelkritische Äußerungen auffiel. In Malmö wurden Thunberg und weitere Demonstranten von der Polizei abgeführt, weil sie die Anwesenden aufgeheizt haben. Der Platz um den Veranstaltungsort wurde ebenfalls nach dem Einsatz von der Polizei abgesperrt, teilte die dpa mit. Eden Golan musste also schon vor Beginn des Finales am Samstagabend Hass und Mobbing erdulden. Bereits Wochen vor Beginn des ESC habe es sogar Morddrohungen gegen die 20-Jährige gegeben.

Auch während des Vortragen ihres Liedes „Hurricane“ wurde Golan ausgepfiffen und ausgebuht. Die Bewertung der Jury fiel für Israel eher mittelmäßig aus. Doch als die Zuschauerpunkte verkündet wurden, kam die große Überraschung: Eden Golans Song „Hurricane“ erhielt vom Publikum die zweitmeisten Stimmen hinter Kroatien. Die Abstimmung der Zuschauer dürfte ebenfalls ein Zeichen der Solidarität mit der Sängerin sein, weil sie sich seit Tagen Hass und Mobbing aussetzten musste. Zusammengerechnet erreichte die Israelin einen guten 5. Platz. Daraufhin teilte Netanjahu ihr am Sonntag telefonisch mit: „Was für ein Erfolg, was für eine Ehre, das ist etwas Großartiges – gut gemacht!“ Besonders die hohe Punktzahl durch das Publikum stellte den Ministerpräsidenten zufrieden.

Bild: zef art – stock.adobe.com

Fazit

Der ESC ist, auch wenn dies gar nicht beabsichtigt ist, ein politisches Schauspiel. Die Musik und die künstlerischen Aspekte stehen dabei schon lange nicht mehr im Vordergrund. Es ist verständlich, dass es automatisch politisch wird, wenn Länder bzw. deren Vertreter in einem Wettbewerb gegeneinander antreten. Jedoch ist der ESC mittlerweile dahingehend ausgeartet, dass jeder versucht, seine Politik und seine Ideologie möglichst subtil zu vertreten und ein sogenanntes Statement zu setzten und dabei so politisch wie möglich zu sein, ohne dass es zu politisch ist, sodass es verboten werden könnte. Die Schwierigkeit liegt darin, zu entscheiden, was politisch verboten wird und was politisch doch so wertvoll ist, dass es den Gewinn des Contests ausmacht, wie es oft der Fall war.  Auch die Jury, die ebenfalls ihre eigene Politik und Ideologie mitbringt und diese teilweise auch vorgibt, ist kritisch zu betrachten. Den ESC 2024 gewann übrigens die Schweiz mit dem/der Künstler/in Nemo, der/die sich als nonbinär und pansexuell identifiziert und damit ebenfalls ein politisches Statement setzte.

Besorgniserregend bleibt der aufgeheizte und instrumentalisierte Israel- und Judenhass, der rund um dieses Musikevent einen schlimmen Ausdruck fand, oft sogar unwidersprochen. Auch hier muss gelten: „Nie wieder!“

Den Auftritt von Eden Golan findet man auch auf YouTube, allerdings wurden die Pfiffe und Buhrufe nachträglich entfernt: https://www.youtube.com/watch?v=K60BWlEhtAA

 

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