Israel-Boykott im Sport – Nein zu Rassismus? Fairplay?
Vielsagendes Schweigen im internationalen Fußballbund bei Diskriminierung eines israelischen Fußballers
Seit längerer Zeit führen internationale Sportverbände Kampagnen gegen Rassismus durch und setzen sich für die Gleichbehandlung aller Sportteilnehmer ein, unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Religionszugehörigkeit. Das ist sehr zu begrüßen. Auch der internationale Fußballverband ‚FIFA‘ lässt vor den großen Spielen die Mannschaften hinter einer Bande aufstellen mit der Beschriftung „Say no to racism“ (Sage Nein zum Rassismus). Der europäische Fußballverband zeigt im Fernsehen bei Spielen regelmäßig den Spot „NO TO RACISM“. Das ist gut!
Es wird somit viel getan, um auf das nach wie vor vorhandene Rassismusproblem im Sport aufmerksam zu machen und Sportinteressierte zum Umdenken zu motivieren, indem sie sich bewusst gegen rassistische Einstellungen positionieren.
Doch scheint noch viel Aufklärungsarbeit diesbezüglich nötig zu sein, wenn wir den aktuellen Fall des griechischen Fußball-Erstligisten ‚Olympiakos Piräus‘ anschauen. Zwei kürzlich bekannt gemachte Spieler-Transfers sorgten für große Aufregung, dokumentiert in Pressemeldungen. Denn der griechische Rekordmeister verpflichtete den Vizekapitän der iranischen Nationalmannschaft, Ehsan Hajsafi, und gleichzeitig Bibras Natcho, welcher der Kapitän des israelischen Nationalteams ist. Zum ersten Mal würden damit Spieler dieser beiden Nationen – Iran und Israel – gemeinsam in einer Mannschaft spielen. Das dürfte normalerweise überhaupt kein Problem darstellen, würde nach den Regeln der Anti-Rassismus-Vereinbarungen im Fußball geurteilt.
Doch – und hier beginnt offener Rassismus – seit 1979 (!) verbietet es der Iran seinen Bürgern, bei Sportveranstaltungen und Wettbewerben gegen israelische Mannschaften oder Sportler anzutreten. Wenn aber nun sogar ein Iraner gemeinsam mit einem Israeli in einer Fußballmannschaft zum Spiel auflaufen sollte, muss dieser Transfer einen großen Aufschrei in der iranischen Staatsführung hervorrufen, wie es auch bereits geschehen ist. Dies kann bedeuten, dass der Club Olympiakos einem massiven Druck aus Teheran ausgesetzt werden wird oder dass insbesondere der iranische Spieler vor dramatische Konsequenzen gestellt werden wird. Die Kampagne des Fußballvereins „Olympiakos steht auf gegen Diskriminierung“ könnte damit auf die Probe gestellt werden. Laut Experten ist es daher wahrscheinlich, dass der Iraner Hajsafi seinen Vertrag kündigen wird, wenn seine Regierung dies von ihm verlange.
Wie wir auf unserer Israelogie-Webseite bereits mehrmals berichtet haben, ist dies nicht der erste Fall von Antisemitismus und Israelhass in der Sportwelt. Beispielsweise wurden 2013 bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten die Ergebnisse der israelischen Sportler auf den Bildschirmen nicht angezeigt, um die Abbildung der israelischen Flagge zu verhindern. Auch bei den olympischen Spielen in Rio 2016 trat eine saudi-arabische Judokämpferin nicht zu ihrem Auftaktkampf an, um zu vermeiden in der nächsten Runde gegen eine Israelin antreten zu müssen. Ebenfalls verweigerten die libanesischen Sportler gemeinsam mit der israelischen Delegation in einem Bus zu fahren.
Alle diese Fälle veranlassten die nationalen und internationalen Sportverbände bisher nicht dazu, dieses Verhalten ausdrücklich und entschieden als Diskriminierung, als israelfeindlich und als Rassismus anzumahnen oder gar zu sanktionieren, obwohl es klar gegen die Richtlinien dieser Sportverbände verstößt.
Vor allem der aktuelle Fall der beiden Fußballspieler bei Olympiakos lässt einen ratlos und auch bestürzt zurück, weil die Fußballverbände (bisher) nicht entsprechend ihrer Anti-Rassismus-Vereinbarungen reagieren. Wo bleibt der offizielle Protest (samt entsprechenden Sanktionen), wenn eine Nation einem seiner Fußballspieler es nicht gestattet, mit einem israelischen Staatsbürger gemeinsam Fußball zu spielen? Wieso löst das bei anderen Nationen keine deutlich vernehmbare Empörung aus? Und warum wirken die freien Nationen bei bilateralen Verhandlungen mit dem Iran nicht darauf hin, solches unakzeptable Rassismus-Verhalten gegen Israel im Sport (und darüberhinaus) einzustellen, wollen sie auch weiterhin bei internationalen Sportwettbewerben mitmachen dürfen? Diese gesamte Situation wirft ein äußerst schlechtes Licht auf die verantwortlichen Sportverbände, bezüglich ihrer Glaubwürdigkeit in der Rassismus-Frage, insbesondere im Blick auf den unsäglichen, oftmals totgeschwiegenen Anti-Israelismus.
Zum Nachlesen:
https://www.welt.de/sport/article180922948/Boykott-Iraner-und-Israeli-in-einem-Team-Regierung-wuetet.html
https://www.sport1.de/internationaler-fussball/2018/08/piraeus-im-dilemma-israeli-und-iraner-erstmals-in-einer-fussballmannschaft
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