Holocaust light – gibt es nicht

Morgen, am 27. Januar, ist Holocaust-Gedenktag. „Schon wieder?“, fragen vielleicht die einen. „Das ist doch sowieso immer das gleiche“, mögen die anderen denken. In der Tat fällt es manchmal schwer, dem alljährlichen Gedenken an die Gräuel des Nationalsozialismus einen Nutzen abzugewinnen, da ja im Grunde „nichts Neues“ gesagt wird.

Bedenkt man jedoch erstens, dass jedes Jahr in Deutschland etwa 650.000 Kinder zur Welt kommen, für die Hitler nicht viel mehr als eine Figur aus dem Geschichtsbuch ist und die sich deshalb womöglich der Gefahren des latenten Antisemitismus und der neonazistischen Propaganda weniger bewusst sind; zweitens, dass wir tatsächlich bald an dem Punkt angekommen sein werden, an dem niemand mehr berichten kann, wie es wirklich damals war; und drittens, dass die aktuelle Diskussion um Israels Verhalten im Nahostkonflikt immer wieder in Beziehung gesetzt wird zur Geschichte des jüdischen Volkes und somit eine (zum Teil gefährliche) Schnittmenge mit der Holocaust-Thematik aufweist – dann gewinnt das Gedenken wieder an Relevanz. Beobachtet man zudem die (sicherlich nicht unbedingt selbstverschuldete) Ignoranz viele junger Deutscher bezüglich der Geschichte ihres Volkes, erscheint die daneben stehende Forderung vieler älterer Mitbürger, endlich einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen, als seltsames Paradox. So kann das Thema, wie dies zahlreiche deutsche Politiker, engagierte Lehrer und alle, die in diesem Bereich aktive Aufklärungsarbeit leisten, richtig erkannt haben, nach 70 Jahren nicht als „beendet“ betrachtet werden – im Gegenteil.

Wir möchten Sie deshalb bei dieser Gelegenheit auf einen interessanten Film der Regisseurin Ilona Rothin aufmerksam machen. Er wird diesen Sommer erscheinen und von der deutschen Botschaft, dem israelischen Außenministerium und vielen anderen christlichen und jüdischen Organisationen unterstützt. Die deutsche Schauspielerin Iris Berben spricht den Erzähltext dieses Filmes, der sich gegen das Vergessen und die Ignoranz wenden will:

Holocaust light – gibt es nicht!

Hier ein kleiner Auszug aus der Beschreibung:

<< Eine Großmutter erzählt ihrer Enkelin eine Geschichte. Das tun viele Großmütter. Doch die, die Sara Atzmon ihrer Enkelin vorträgt, ist eine außergewöhnlich andere Geschichte. Eine von einer ewig langen Fahrt durch halb Europa. Mit Halt an Orten mit merkwürdigen Namen: wie Auschwitz, Bergen-Belsen, Buchenwald. Eine Fahrt in vollen Wagons mit Menschen, die hungerten, froren und keine Toilette hatten. Eine Geschichte von Kindern, die im KZ neben Leichen spielten und Wetten abschlossen, wer morgen als nächster an Hunger stirbt.

Als die Jüdin Sara Atzmon selbst ein Kind war, jagten die Nazis sie und ihre Familie durch halb Europa. Der Film begleitet die heute 79jährige Israelin noch einmal an all jene Orte in Ungarn, Österreich und Deutschland, an denen die Nazis sie quälten, ihren Vater und drei ihrer Geschwister töteten.

 Und die Filmemacher begleiten Sara Atzmon noch einmal dorthin, wo sie mit 12 Jahren zum zweiten Mal geboren wurde – nach Israel. 1945 landete Sara damals mit dem ersten Schiff aus Europa in Haifa, in Palästina. 

Dennoch erzählen die Filmemacher nicht „nur“ eine Holocaustbiografie. Indem Sara Atzmon ihrer 12jährigen Enkelin von ihrem Schicksal erzählt, schlägt sie bewusst einen Bogen zu den jungen Menschen heute, besonders zur Jugend in Deutschland. Ihnen gilt es aufzuzeigen, wie wichtig der Kampf gegen das Vergessen ist. „Ich will keine Schuld zuweisen, ich will, dass sie Verantwortung übernehmen“, sagt die bekannte israelische Malerin Sara Aztmon, die sich mit Schulklassen in Celle und Mundelsheim auf den schwierigen Weg in die Vergangenheit und Gegenwart begibt.

Das Wissen um die Barbarei der Nazis schafft ein Gespür, heute Unrecht, Rassendiskriminierung und Unterdrückung zu erkennen,“ so Sara Atzmon. >>

 

Die 1933 geborene Sara Atzmon hat erst 20 Jahre nach ihren Erlebnissen begonnen, darüber zu sprechen. Heute ist sie eine der bekanntesten Malerinnen Israels und reist rund um die Welt, damit alle die Chance bekommen, aus ihrer schrecklichen Vergangenheit zu lernen. Ihre aufwühlenden Werke, die jenseits aller sprachlichen Barrieren und dem, was Worte auszudrücken imstande sind, für sich sprechen, kann man auf ihrer Homepage unter „All Artworks“ betrachten: http://www.saraatzmon.com/.

Hier geht es zur Homepages des Films: http://www.holocaustlight-film.com/de/index.html

Rund um den morgigen Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau (27. Januar 1945) erscheinen im deutschen Fernsehen eine Anzahl an Dokumentationen und Filmen zum Thema. Eine Zusammenstellung finden Sie hier.

(jp

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