gray concrete hallway with gray concrete wall

Die Generation von Zeitzeugen stirbt und neuer antijüdischer Hass flammt auf

Fast 80 Jahre ist es nun schon her, dass der zweite Weltkrieg in Europa sein Ende fand und damit die Greueltaten Deutschlands von dem Massenmord an den Juden der Welt offenbart wurden, die uns heute als Holocaust (aus altgr. ὁλόκαυστος holókaustos, deutsch „vollständig verbrannt“) oder Shoah (hebr. ha‘Shoah = die Katastrophe, das große Unglück) bekannt sind. Ein Massenmord dieses Ausmaßes, der über 6 Millionen Menschen, die überwiegend jüdischer Abstammung waren, das Leben kostete, ist bis heute in seiner Bestialität ein unvergleichbares Verbrechen.

Noch heute lassen sich die die mehr oder weniger gut erhaltenen Vernichtungslager und Arbeitslager aufsuchen, in denen die Menschen eingepfercht wurden und die sich dort zu Tode arbeiten mussten, die verhungerten oder durch Krankheiten, Gewalt oder die Gaskammern ihr Leben ließen, einfach nur deshalb, weil sie Juden waren oder als minderwertige Menschen angesehen wurden.

Zum jetzigen Zeitpunkt hat man darüber hinaus zusätzlich noch die Möglichkeit, sich Vorträge der noch wenigen Zeitzeugen anzuhören, die die organisierten Massenvernichtungs- und Arbeitslager auf wundersame Weise überlebt haben. Dadurch wird man immer wieder daran erinnert, was für ein großes Unrecht vielen ungewünschten Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus angetan wurde.

Allerdings beginnt diese bisher nötige Erinnerungskultur mit den genannten Möglichkeiten, sich zu erinnern, dahinzuschwinden, da diese Generation der Zeitzeugen mehr und mehr ausstirbt und auch die weniger werden, denen eine Erinnerung an diese Grausamkeiten aus pädagogischen Gründen wichtig ist.

So war es auch am Dienstag dem 07.02. an der Zeit, von dem polnischen Juden Nachum Rotenberg, einem der wenigen noch lebenden Überlebenden des Holocaust, Abschied zu nehmen. Dieser wurde 1928 in Lodz geboren und konnte das dortige Ghetto, sowie das Konzentrationslager Ahlem bei Hannover und das Vernichtungslager Auschwitz überleben.

Die Zeugnisse dieser Zeit werden damit mehr und mehr zur abgeschlossenen Vergangenheit und für die Menschen der heutigen Zeit immer weniger greifbar, zum einen dadurch, dass es immer weniger Menschen gibt, die von dem damaligen Geschehen noch Zeugnis ablegen können und dazu noch, dass diese so surreal erscheinende Grausamkeit für Menschen wie uns, die in einer fortschrittlichen demokratischen Welt eines Rechtsstaats großgeworden sind und bis zum jetzigen Leben dürfen, kaum vorstellbar sind. Die geschriebenen Bücher, die Bilder und die Besuche der heutigen Gedenkstätten helfen sicherlich, die Erinnerungen an die Shoah wachzuhalten. Doch nichts macht einem die damalige Situation so greifbar, wie das Erlebnis, jemanden zu sehen und von seinen Erlebnissen reden zu hören und in dessen Augen zu schauen, der selbst mit dabei war.

Allein aus natürlichen und aus Altersgründen wird schon in wenigen Jahren von diesen Zeitzeugen niemand mehr am Leben sein. Das könnte die Tür für Skepsis öffnen, dass die damaligen Geschehnisse sich tatsächlich ereignet haben, was vor allem antisemitisch gesinnten Menschen in die Hände spielt. So lässt sich seit Jahren mehr und mehr in der Welt sehen, wie erneut gegen Juden und Israel gehetzt und gehandelt wird, Menschen trotz Befürwortung des  Antisemitismus ungestraft bleiben und sich die antijüdische Mentalität langsam, aber doch sicher wieder in eine Richtung hinbewegt, die man weltweit eigentlich für beendet erklärt hatte, untermauert mit dem Slogan „Nie wieder!“.

 

So ist es beispielsweise möglich, dass Stars wie der Basketballspieler Kyrie Irving, der im November letzten Jahres aufgrund eines Twitter Posts, in dem er Werbung für einen antisemitischen Film machte, durch das Wechseln seines Vereins fast ohne Konsequenzen weiter seinem alltäglichen Leben nachgehen kann und sein Verhalten damit ein Stück weit geduldet wird.

Deutlich größere Skandale lassen sich jedoch vor allem von der Seite des Irans vernehmen, welcher immer wieder auf unterschiedliche Art und Weise Schikane gegen Juden, vor allem aber gegen den Staat Israel betreibt. So kam es im Januar dieses Jahres 2023 dazu, dass das iranische Fernsehen eine Reihe von Interviews mit mehreren Holocaustleugnern aus Amerika und Großbritannien veröffentlichte, welche darin öffentlich den Holocaust als eine „Albtraum-Halluzinationserzählung“ oder eine „Erfindung der Juden“ bezeichneten.

Neben weiteren Provokationen auch im sportlichen Bereich, wie es zum Beispiel bei einem Schachturnier im Dezember letzten Jahres der Fall war, provoziert der Iran Israel aber auch immer wieder in militärischer Hinsicht. So kam es am Mittwoch, dem 8. 2.2023, bei einer Waffenausstellung der iranischen Revolutionsgarde in Isfahan, dass eine ballistische Rakete ausgestellt wurde, auf der in hebräischen Lettern „Tod (für) Israel“ geschrieben stand.

 

Wie weit soll man derartige Strukturen des Antisemitismus ohne deutliche Sanktionen in Sport, Kunst oder Politik noch gehen lassen? Von einer klaren und konsequenten Antwort ist bis jetzt weltweit selten etwas wahrzunehmen. Und wenn man weiterhin derart leichtfertig mit solchen offensichtlich antisemitischen Maßnahmen und der damit zusammengehörigen Propaganda umgeht, dann steht zu befürchten, dass antijüdisch und antisemitisch gesinnte Menschen immer weiter machen, sodass im schlimmsten Fall antisemitische Zustände wieder tolerierter Normalzustand werden könnten, die wir gehofft haben, für immer in der Geschichte zu lassen.

Zurück