Israel-Boykott im Sport

Zwei Ringer

Ende November fand in Polen die U23-Ringer-WM statt. Sowohl Israel als auch der Iran schafften es zunächst ins Halbfinale. Nicht allein die sportliche Leistung ist einer Meldung wert, sondern die damit verbundenen Umstände: So schied der iranische Ringer Ali-Resa Karimi in dieser Runde aus, indem er absichtlich verlor. Die Anweisung dazu kam von seinem Trainer. Der Iran fordert seit Jahren die Umsetzung seiner Anti-Israel-Politik auch im Sport, genau in dem Bereich, wo Fairness und Teamgeist gefragt sind. Karimi ist wütend, musste er doch schon zum zweiten Mal aus der mit Nachdruck geforderten Solidarität mit Palästina auf die Chance zur Goldmedaille verzichten.

Diese Form der Diskriminierung von israelischen Sportlern aufgrund politischer Differenzen ist kein Einzelfall. Erst im Oktober beim Grand Slam der Judoka in Abu Dhabi wurde den Israeli schon im Vorfeld ausdrücklich verboten, Landessymbole auf den Anzügen zu tragen und ihre Hymne zu singen – was beides sonst ganz selbstverständlich dazugehört. Zudem durften sie nur als neutrale Sportler des Judo-Weltverbands antreten. Dennoch flog die Mannschaft in die Vereinigten Arabischen Emirate, und dennoch – oder gerade deswegen – gewannen die israelischen Judoka vier Goldmedaillen. Nach einer Protestwelle auf der Facebook-Seite des Israelischen Judoverbandes kam es immerhin zur Entschuldigung vonseiten arabischer Repräsentanten.

Es ließen sich viele weitere Beispiele jüngster Zeit aufzählen, so die Asiatischen Meisterschaften der Sportschützen in Kuwait 2015, als einem israelischen Funktionär die Einreise verweigert wurde. Oder Olympia 2016 in Rio, als Teilnehmer aus dem Libanon nicht mit Israelis in einem Bus fahren wollten und eine saudi-arabische Judoka den Wettkampf – angeblich mit plötzlichen Verletzungen – abbrach, weil sie in der nächsten Runde auf eine israelische Gegnerin hätte stoßen können. Aber auch schon 1970 gab es ähnliche Boykotte: Bei der Studenten-Olympiade in Turin erteilte man der israelischen Basketball-Mannschaft kampflos den Sieg, weil die Algerier nicht gegen sie antraten.

Die Liste der (muslimischen) Länder, die Israel als Staat nicht anerkennen, ist lang. Dass politischen Feindschaften im Sport auf schockierende Art Ausdruck verliehen wird, ist traurig. Mindestens genauso traurig ist allerdings, dass darüber kaum berichtet wird und der Aufschrei viel zu leise ist.

AE

 

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