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Alter Judenhass in neuen Gewändern – ein Vortrag von Jurek Schulz

Einleitung

Auf dem Kongress: „Antisemitismus heute“ vom 24.-26. September im „Haus Schönblick“ fand unter anderem ein Vortrag von Jurek Schulz statt. Er ist ein deutschsprachiger messianischer Jude und Israelexperte sowie theologischer Referent von amzi (Allianz für das messianische Zeugnis in Israel). Der Vortrag beschäftigte sich mit dem Thema: „Anti-Judaismus, Anti-Semitismus, Anti-Zionismus, Anti-Israelismus. Alter Hass in immer neuen Gewändern. Wie sollen wir uns wirksam dagegen positionieren?“

 

Büchertisch des Instituts beim Kongress

Ziele und Wahrnehmung der Hamas

An dieser Stelle ist wichtig zu erwähnen, dass die Einschätzung noch vor den grausamen Ereignissen vom 7. Oktober erfolgt ist. Jurek Schulz erklärt, dass der Name „Hamas“ Eifer (im Sinne von Kampfgeist) bedeute und gleichzeitig ein Akronym für etwa „islamische Widerstandsbewegung“ bilde. Dabei sei oberstes Ziel die Vernichtung Israels. Das Selbstverständnis sei also, dass die Region „Palästina“ sogenanntes islamisches „Wak“ sei, also ein religiöser Besitz, der befreit werden müsse. Dabei sei jede Pflicht eines Muslims gegen die Zionisten (gleichgesetzt mit Juden) vorzugehen. Diese Ansicht sieht Jurek Schulz auch bei der Hisbollah (einer islamistischen Organisation im Südlibanon) und in Aussagen von Mahmoud Abbas (Führender Politiker im Westjordanland). Er stellt die These auf, dass der politische Erfolg durch das Versprechen von „Brot & Spiel“ gelungen sei und die schlechte Lage der Zivilisten ausgenutzt wurde.

Dabei wundert ihn jedoch, dass es der Hamas gelungen ist in den Augen der internationalen „politische Linken“ in eine Opferrolle zu gelangen. Auf diese These ging er gegen Ende seines Vortrages noch ein.

 

Antisemitismus in neuen Gewändern

Jurek Schulz stieg für die Frage inwiefern Antisemitismus sich mit neuen Begrifflichkeiten weiterhin ausdrückt mit der internationalen Arbeitsdefinition ein. Diese lautet:„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“ Es beschreibt also eine judenfeindliche Einstellung, die in der Regel Juden betrifft, aber auch solche, die sich solidarisieren. Auch beschrieb Jurek Schulz, dass die Bundesregierung diese Definition erweitert, sodass auch der Staat Israel als jüdisches Kollektiv von einem solchen Hass betroffen sein kann. Dabei sagte er, dass das Aberkennen der Existenzberechtigung Israels vergleichbar mit Reichsbürgern sei, die die Bundesrepublik für nicht valide halten. Dabei stellte er keineswegs in Frage, dass, der Staat Israel oder die Regierung kritisiert werden dürfen. Er erwähnte drei Merkmale, in welchen Fällen sogenannter „Antiisraelismus“ de facto Judenhass abbildet. Dabei sprach er von einem sogenannten 3D-Hass, wenn Aussagen DÄMONISIERT werden, der Staat Israel im allgemeinen DELIGITIMIERT wird oder DOPPELTE Standards angelegt werden. Dämonisierung, Delegitimation, doppelte Standards.

 

Dieses Plakat wurde auf einer BDS-Demonstration 2010 in Melbourne hochgehalten. Die Abkürzung BDS steht für „Boycott, Divest, Sanction“ und richtet sich gegen den jüdischen Staat Israel.

Die Negation Israels wird zur Normalität

Schulz zählte beispielhaft verschiedene Fälle auf, in denen seiner Einschätzung nach das genannte im großen Stil zutrifft. Was die Dämonisierung anbetrifft, da erwähnte er vor allem Darstellungen von Juden und Israel  in den Medien. Bei der Delegimitation sagte er, dass mit Boykottkampagnen (z.B. BDS) auch indirekt Israels Existenzrecht geleugnet werde. Dabei wies er als Beispiel aus dem Christentum  auf das Befürworten von BDS auf dem Kirchentag hin. Auch auf politischer Ebene zählte er einige Beispiele in Europa auf. Er nannte das Verbot in Dänemark, israelische Produkte aus dem Westjordanland zu importieren als Maßnahme einer wirtschaftlichen Sanktionierung. Außerdem das Verbot für israelische Dozenten an Universitäten in England als  eine Art akademischer Sanktionierung. Zuletzt noch das Verbot für israelische Sportler in Schweden als sportliche Sanktionierung. Insgesamt drückte Jurek Schulz folgende schmerzhafte Beobachtung aus: „Die Negation Israels wird zur Normalität.“

 

Apell

Zum Schluss richtete Jurek Schulz noch ein Apell an verschiedene Gruppen. Er rief dazu auf, dass alle Hörer sich als deutsche Bürger und Teil der Gesellschaft zu Wort melden und sich öffentlich und in sozialen Medien gegen „verkleideten“ Antisemitismus einsetzen. Im Bezug auf doppelte Standards richtete er sich vor allem an solche Menschen, die sich besonders für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen. Dabei drückte er die Forderung aus, dass nicht niedrigere Standards an Israel gerichtet werden sollen, sondern diese Standards auch an die islamistischen Organisationen, die als „Befreier“ gelten, gerichtet werden sollen, wie auch an die anderen Länder im Nahen Osten. Daher stellte er als Fazit die folgende These auf: „Nicht der Krieg und die Diktaturen der islamischen Welt spalten die Welt, sondern die Existenz Israels.“

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