EDI-Israelkonferenz 2025 | Seminarbericht: „Hoffnung inmitten der Dunkelheit – unser Dienst unter den Beduinen“

von Christoph Strähle

Im Rahmen der EDI-Konferenz am 29. Juni 2025 wurden vier Seminare für interessierte Besucher angeboten, u.a. ein Seminar zur Vorstellung der Arbeit von Barnaba Israel, geleitet von dessen Gründern: Dem Ehepaar Sara und Bishara Sakhnini. Dieses Seminar durfte ich besuchen und im Folgenden möchte ich einige Eindrücke dazu schildern.

Sara Sakhnini bei der Vorstellung ihrer Arbeit

Sara Sakhnini bei der Vorstellung ihrer Arbeit

Zu Beginn wurde die Arbeit von Barnaba grundsätzlich vorgestellt, um dann in Details der Arbeit einzusteigen. Es handelt sich – wie den Seminarteilnehmern anschaulich berichtet wird – um ein Projekt zur Unterstützung einer muslimisch-arabischen Volksgruppe, welche um die Stadt Arad herum in der Wüste Negev lebt und sich dort in kleinen Dörfern und Siedlungen niedergelassen hat – etwa 300.000 dieser Beduinen leben dort. Sie leben unter schwierigen Umständen, denn es mangelt ihnen an fließendem Wasser, Gesundheitsversorgung, Nahrungsmitteln, Bildung und weiterer Grundversorgung. Zudem sind ihre Siedlungen nicht anerkannt und viele besitzen keinerlei Staatszugehörigkeit, was sie rechte- und schutzlos macht. Sie sind der derzeitigen politischen Situation im Nahen Osten ausgeliefert, denn sie haben keinen Fürsprecher, und im Falle von kriegerischen Handlungen, wie z.B. Raketen- und Drohnenangriffen, stehen ihnen keine Schutzräume oder andere Zivilschutz-Maßnahmen zur Verfügung.

Durch die Entkopplung von der israelischen Gesellschaft hat sich eine Art Parallelgesellschaft gebildet, in der Gewalt, Analphabetismus und Mittellosigkeit weit verbreitet sind. Insbesondere die Frauen dieser Volksgruppe haben unter diesen Umständen viel Leid zu ertragen, denn unter den Beduinen ist ein polygames Eheverständnis verbreitet, in dem Ehefrauen de facto als Objekte und als Besitz ihres Ehemannes betrachtet werden.

Seit über 10 Jahren hat Barnaba Israel sich dafür eingesetzt, als Zentrum seiner Arbeit, eine Verbesserung der Lebensumstände der vernachlässigten Beduinen-Frauen zu erreichen. Die Initiative dazu entstand innerhalb der messianisch-jüdischen Gemeinde in Arad. Besonders berührt hat mich dabei der Bericht vom kulturellen Austausch zwischen der israelisch-messianisch-jüdischen Kultur vor Ort, vertreten durch die Mitarbeiter, und der Kultur der Beduinen. Sara Sakhnini berichtete davon, dass viele Israelis von Kindheit an so geprägt würden, dass die Beduinen gefährlich seien und man sich auf jeden Fall von ihnen fernhalten solle – was zweifelsohne zu ihrer Isolation beitrage und ein Aufeinander-Zugehen grundsätzlich erschwere. Sie berichtete jedoch weiter, dass Gott ihr den klaren Wunsch aufs Herz legte, diesen Graben und die fest verankerten Vorurteile zu überwinden und sich auf den Weg nach Süden in die Wüste zu machen.

Dies beeindruckte mich sehr, denn wie schwer tun wir Menschen uns oft damit (auch wir so weltoffenen Westeuropäer), unsere Vorurteile zu überwinden, ins Risiko zu gehen, und uns jenen Menschen zuzuwenden, die ganz anders ticken und leben als wir.

Sara und Bishara Sakhnini im Gespräch mit Konferenzteilnehmern

Saras Engagement begann mit wöchentlichen Besuchen im Beduinen-Dorf, um mit den Frauen dort in Kontakt zu treten und nach Möglichkeiten zu suchen, wie sie ihnen am besten dienen kann. Danach wuchs das Interesse zunehmend und der Bedarf nach Hilfe wurde offensichtlicher. Inzwischen hat Barnaba sogar ein Frauenzentrum in Arad eröffnet, welches immer wieder von den Beduinen-Frauen aufgesucht wird. Hierbei schilderten die Sakhninis, welche Wunder Gott wirkt. Zum Beispiel hatten die Wenigsten damit gerechnet, dass die Beduinen-Männer ihren Frauen zunehmend erlauben würden, nach Arad zu gehen und dort das Frauenzentrum zu besuchen, wo es den Frauen doch oft nicht einmal erlaubt ist, das Haus zu verlassen. Denn unter den Beduinen entstand über die Zeit ein Vertrauen, welches bis dahin reichte, dass eines Tages sogar ein Beduinen-Scheich nach Arad kam, um sich dort mit den leitenden Männern von Barnaba auf einen Tee und ein interessiertes Tischgespräch zu treffen. Ein anderes Beispiel handelte von einer Frau, die unfruchtbar war und im Frauenzentrum für sich beten ließ; daraufhin wurde ihr Wunsch erfüllt und sie wurde schwanger und bekam zwei Kinder. Es wirklich beeindruckend, wie Gottes Güte segnend in dieser Arbeit wirksam ist.

Durch das eben beschriebene Maß an Akzeptanz dieser Arbeit ist es möglich, dass Barnaba mit den Frauen regelmäßig arbeiten und ihnen praktische Lebenshilfe geben kann. Dabei geht es, aus unserer westlichen Sicht betrachtet, oft um Selbstverständlichkeiten: Sara Sakhnini berichtete sehr bildlich, dass viele der Frauen von Kindertagen an ein dermaßen verkümmertes Selbstbild aufgeprägt bekamen, dass es sie sogar zutiefst berührt, wenn ihnen lediglich zugesprochen wird, dass sie mehr Wert als ein Teppich oder ein Möbelstück aus dem Inventar des Hauses in sich tragen. Viele sind zudem gebrochen durch persönliches Leiden aller Art.

Erst kürzlich ist durch Barnaba beispielsweise das Tabitha-Projekt ins Leben gerufen worden. Ziel dieses Projekts ist es, den Frauen die Liebe Jesu konkret nahezubringen, indem sie die Chance erhalten, zu arbeiten, sich selbst einen Lohn zu verdienen und damit ein Stück Eigenständigkeit zu erlangen und ihren Wert zu entdecken. Dafür wird Nähunterricht angeboten, der sogar mit Erhalt eines Zertifikats abgeschlossen wird. Danach erhalten sie Jobs als Näherinnen für Taschen und Kleidungsstücke. Die Produkte werden dann verkauft und durch den Erlös finanziert sich ihr Einkommen. Die Reaktion  ist oft Überwältigung, und die Frauen berichten voller Dankbarkeit, wie sehr sie diese Möglichkeit schätzen. Auch von außerhalb ist die Resonanz überaus gut. So ist vor kurzem ein Großauftrag für mehrere Tausend Taschen von Firmen aus den USA und den Niederlanden eingegangen, durch den die Finanzierung der Löhne erst einmal für mehrere Monate abgesichert ist.

Die Sakhninis brachten Taschen aus Israel mit, die im Rahmen des Tabitha-Projekts hergestellt wurden (auf dem Tisch vor ihnen)

Die Sakhninis bezeugten noch weitere Führungen Gottes dieser Art. Was ihnen jedoch einmal mehr auf dem Herzen liegt, ist dass die Beduinen die frohe Botschaft der Rettung durch Jesus Christus hören und dass sie ihn kennenlernen. Auch hier ist bereits viel geschehen. Zum Beispiel bekehrte sich eine Frau, die viel durchmachen musste und schon aufgegeben hatte, denn jeglicher Lebenswille war ihr abhandengekommen. Auch in diesen Fällen wirkt Gott Wunder und holt Menschen aus der Dunkelheit.

Parallel existiert auch ein Format zum Austausch mit Beduinen-Männern, welche sich regelmäßig mit den Männern von Barnaba treffen und mit ihnen über vieles sprechen und diskutieren. Bishara berichtete hier von Momenten, in denen Männer nach Bibeln fragten und sich mehr mit den Schriften der Bibel auseinandersetzen wollten. Aber dies ist noch nicht das Ende der Ideen und Initiativen Barnabas. Es ist derzeit auch noch ein Übersetzungsprojekt in Arbeit, welches die Bibel im Dialekt der Beduinen als Hörbibel zur Verfügung stellen will, was der Realität Rechnung trägt, dass viele Beduinen Analphabeten sind und sonst kaum eine Chance hätten, die Bibel aufzunehmen.

Ich fuhr mit vielen guten Eindrücken aus dieser Konferenz nach Hause und war insbesondere davon bewegt, was oft „kleine“ Dinge für einen großen Unterschied machen können, wenn sie aus Liebe und Engagement heraus für Menschen bereitgestellt werden, die weit weg sind von unseren Lebensstandards und im ständigen inneren wie äußeren Konflikt leben müssen.

Kein Mensch kann sich ja seine Würde erarbeiten. Sie wird uns von Gott, unserem Schöpfer, geschenkt. Er erschuf uns in seinem Bilde. Und das gilt, egal ob wir arm oder reich, benachteiligt oder überreich ausgestattet sind. Barnaba leistet hier einen gewichtigen Beitrag, weil sie die Beduinen an genau diese Tatsache erinnern – Schritt für Schritt, Nadelstich für Nadelstich und Begegnung für Begegnung.

Als die Frage an sie gerichtet wurde, welche Unterstützung sie für das Projekt und ihr Werk erbitten möchten, antworteten die Sakhninis bestimmt und eindeutig: Gebet. Für die Arbeit bei Barnaba, für Versorgung und dafür, dass immer mehr Beduinen das Licht Gottes in Jesus Christus sehen und für sich persönlich kennenlernen.

 

Barnaba-Website: https://www.barnabasisrael.org/de

 

Quellen:

https://www.barnabasisrael.org/de

Stand 21.07.2025

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