Die Kippa als jüdische Kopfbedeckung – was bedeutet sie?

Wenn man heute herumfragen würde, was das typische Erkennungsmerkmal eines Juden in der Öffentlichkeit ist, werden die meisten Menschen ein ganz klar erkennbares sowie auch einzigartiges Merkmal im Kopf haben, nämlich die jüdische Kopfbedeckung bei männlichen Juden – die sog. Kippa. Doch was es genau damit auf sich hat, wissen die wenigsten so genau.

Kippa heißt zunächst einmal nichts anderes als Kopfbedeckung auf Hebräisch und wird im Jiddischen auch Jarmulke (aus dem Slawischen) genannt. Es handelt sich dabei um ein kreisrundes Stoffstück, eine Art Mütze, mit einem Durchmesser von ca. 15 cm, die mit einer Klammer an den Haaren des Hinterkopfes festgemacht wird. Oft ist diese Kippa reichlich verziert.

Die Kippa soll grundsätzlich die Ehrfurcht und Demut vor Gott symbolisieren sowie auch, dass Gott über dem Menschen steht. Die Regel zum verpflichtenden Tragen einer Kippa für jeden jüdischen Mann geht aus einer Tradition zurück, die auf der Aussage des Talmuds basiert, der besagt: „Bedecke Dein Haupt, so dass der Segen Gottes auf Dir ruht“. Allerdings gilt der exakte Ursprung der Kippa als umstritten, da die Kopfbedeckungsanweisung im Talmud nicht auf eine Kopfbedeckung in Form und Gestalt einer Kippa hinwies und da auch das Tragen der Kippa erst in der Neuzeit ab ca. dem 17. Jahrhundert in Gebrauch kam. Und das Tragen der Kippa seit dieser Zeit wurde lokal und regional ganz unterschiedlich gehandhabt. Heutige Religionsforscher vermuten demnach, dass die Kippa vor allem auch den Zweck verfolgte, sich bewusst und sichtbar vom Christentum abzugrenzen, welches das Tragen einer Kopfbedeckung während des Betens untersagt. Der Ursprung davon geht auf den 1. Brief an die Korinther zurück, wo Paulus in Kapitel 11,4 schreibt: „Jeder Mann, der betet oder weissagt und dabei etwas auf dem Haupt hat, entehrt sein Haupt.“

Die Kippa wurde allmählich zur Gewohnheit (und auch Pflicht) unter den Juden, und auch kleine Jungen tragen sie bereits, um sich schon im jungen Alter daran zu gewöhnen. Unter den ultraorthodoxen Juden wird unter ihrem schwarzen Hut eine schwarze Kippa getragen, damit sie auch, wenn sie ihren Hut absetzen, immer noch vor Gott bedeckt bleiben. Diese tragen die Kippa auch den ganzen Tag über, auch wenn sie traditionell eigentlich nur während des Betens, beim Studieren von religiösen Texten sowie beim Besuch von Friedhöfen oder Synagogen vorgeschrieben ist. Diese Regelungen gelten aber an einigen Orten auch für Nichtjuden, weshalb man zum Beispiel vor der Klagemauer in Jerusalem auch als Tourist eine Kippa ausgehändigt bekommt, die man aus Respekt tragen sollte, solange man sich an der Mauer aufhält.

Insgesamt gibt es eine große Vielfalt an unterschiedlichen Kippot (Plural von Kippa), die sehr unterschiedliche Farben und Muster tragen, wobei sie alle dieselbe runde Form haben. Zu der Bar Mitzwa (das Ritual zur religiösen Mündigkeit) tragen Jungen zum Beispiel eine glänzende Kippa, und zu den hohen Feiertagen werden oft weiße Kippot getragen, während im Alltag eher freie Auswahl gilt, die von vielen unterschiedlich gehandhabt wird. So gibt es zum Beispiel Kippot mit dem Logo von Fußballvereinen, wobei aber nicht nur dazu, sondern auch eine Zugehörigkeit zum religiösen oder parteipolitischen Hintergrund bekannt werden kann.

 

Dass die Kippa ein äußerliches Erkennungszeichen für Juden in einer Gesellschaft auch außerhalb Israels wieder wie selbstverständlich geworden ist, ist auf der einen Seite sehr ermutigend, da Juden wieder an unterschiedlichen Orten ungehindert und frei leben und sich frei bewegen können, lokale Pogrome eher seltener aufgetreten sind. Doch nicht erst seit der Katstrophe des Terrorismus am 7. Oktober 2023 in Israel wird weltweit das „Jude-Sein“ wieder bedroht. Es erschreckt und erschüttert, liest man Nachrichten über gewaltsame, antisemitische Attacken und Angriffe in Köln oder Berlin auf Männer, die öffentlich eine Kippa trugen.

Bereits vor geraumer Zeit sagte der ehem. Bundesaußenminister, Heiko Maas: „Wenn junge Männer bei uns attackiert werden, nur weil sie eine Kippa tragen, ist das unerträglich.“ Juden dürften sich in Deutschland nie wieder bedroht fühlen. Das kann man nicht laut genug bestätigen und zugleich Sorge dafür tragen, dass anti-jüdische Propaganda und Attacken pro-aktiv unterbunden werden.

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