Sind Schulbücher antisemitisch?

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Das Beispielbild zeigt Demonstranten bei einer Nakba-Demonstration. „Free Palestine“ gehört hier aber wie auf vielen anderen anti-israelischen Demonstrationen zu den harmlosen Ausrufen.

Judenhass in Deutschland

Am Karsamstag im Jahr 2023 machte eine erschreckende Nachricht die Runde: Hunderte Menschen riefen bei einer Demonstration in Berlin Parolen wie „Tod den Juden!“ Doch wie kann eine so grausame Forderung in einer Zeit, in der in Schulen doch eigentlich die antisemitischen Aspekte der deutschen Geschichte intensiv beleuchten, eine solche Zustimmung finden? Wer sind diese Leute, die so etwas herausschreien, ohne daran gehindert zu werden? Wird möglicherweise der Nahostkonflikt im Bildungswesen verzerrt dargestellt?

Schulbücher auf dem Prüfstand

Der Nachrichtendienst WELT berichtet über eine Studie, in der Schulbücher aus Brandenburg und Berlin ausgewertet wurden, mit einem schockierenden Ergebnis: die Darstellung in den meisten Schulbüchern ist anscheinend latent anti-israelisch ausgerichtet. Sie verharmlost mehrheitlich palästinensische Terroranschläge gegen Juden. Insgesamt wurden in der Studie 16 Schulbücher untersucht, nur zwei davon wurden im Blick auf die korrekte Darstellung von antisemitischen Äußerungen als pädagogisch geeignet befunden. Für die 14 anderen Bücher gilt vor allem der Vorwurf, einseitig und undifferenziert zu sein.

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Israel ist der einzige jüdische Staat mit einer mehrheitlich jüdischen Bevölkerung. Wird seine Geschichte verzerrt dargestellt, hat das meist nicht nur anti-israelische, sondern auch anti-jüdische Folgen – verheerend, wie u.a. die deutsche Geschichte zeigt.

Wenn das Ergebnis dieser Studie tatsächlich für Schulbücher repräsentativ ist, wovon auszugehen ist, stellt sich die Frage: Wie soll es Schülern möglich sein, eine ausgewogene, eigenständig entwickelte Meinung in ihrer Einstellungen Juden gegenüber zu finden?

Die Studie stellt fest, dass es zwar ein erklärtes Ziel des Kernlehrplans ist, kontroverse Themen aus verschiedenen Perspektiven darzustellen. Es zeigt sich aber, dass die Darstellung des Nahostkonflikts in diesen Büchern verzerrt präsentiert wird. Oft wird der jeweilige Kontext von Ereignissen verzeichnet oder ignoriert, in denen Juden vorkommen, und historische Zusammenhänge werden ausgelassen, die eine ausgewogenere Urteilsbildung für die Schüler ermöglicht hätten. Die Einseitigkeit wird durch folgende ausgewählte, aber relevante Beispiele ersichtlich.

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Soldaten, Orthodoxe, Politik… Kritiker des Staates Israel finden viele Punkte, die sie aus dem politischen und historischen Kontext reißen und gegen den Staat verwenden.

Beginnend bei der Staatsgründung 1948 werden nach Angaben von WELT in diesem Kontext die Grausamkeiten des Holocaust nicht erwähnt. Dadurch fehlt das Verständnis für das Bedürfnis vieler Juden nach einem sicheren Schutzraum in einem eigenen Land. Da dieser Kontext jedoch bei den Schulbuchredaktionen bekannt sein dürfte, ist die dort oft propagierte Täterrolle der Juden absolut fehl am Platz. Auch die Vertreibung von hunderttausenden Juden aus arabischen Ländern und dem Iran in der Nachkriegszeit wird oftmals nicht erwähnt. Die Vertreibung von Arabern (Palästinensern) jedoch wird oft überspitzt und zudem antijüdisch dargestellt. Fotos, die schutzlose jugendliche Palästinenser vor israelischen Militärfahrzeugen zeigen, werden nicht selten einseitig und zusammenhangslos für antijüdische Zwecke instrumentalisiert, zeigen sie doch nur einen Aspekt des Konflikts auf. Nicht selten wird Israel oft als starke, aggressive Übermacht gegen unschuldige, schwache und friedliche Palästinenser dargestellt, kommentiert die WELT die Sachlage in den Schulbüchern.

Des Weiteren zeigt der Beitrag, dass jüdisch religiös motivierte Juden als Krisenherd verstanden werden. Außerdem wird teilweise die Frauenrolle in ultraorthodoxen jüdischen Gruppen stark verurteilt, jedoch werden ähnliche Strukturen der Hamas oder anderer islamischer Vereinigungen gar nicht erwähnt.

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Die behandelte Studie zeigt die erschreckende Schlagseite unseres Bildungssystems.

Fazit

Auch, wenn eingangs genannte Aktivitäten nicht direkt auf einseitig unterrichtete Schüler zurückzuführen sind, wird doch klar, welche Tendenzen sich auftun. Eine Generation von jungen Menschen aus einem Bildungssystem – auch geprägt durch Schulbücher –, wächst heran, die sich zwar auf die Fahne schreibt, reflektiert zu sein, bewertet aber den Nahostkonflikt und das jüdische Volk sehr verzerrt und antijüdisch ausgerichtet. Letzteres lässt mich erschaudern.

 

https://www.welt.de/politik/deutschland/article245842714/Schule-Israel-Darstellung-in-Schulbuechern-befeuert-Antisemitismus-im-Klassenzimmer.html (Stand 06.07.2023)

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