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Antisemitismus unter Migranten – nach einem Vortrag von Luwai Vargo

Antisemitismus. Ein Begriff, der auch heute noch immer real existiert. Antisemitismus ist immer noch ein höchstaktuelles Thema, weil jüdische Menschen aktiv diskriminiert und aggressiv abgelehnt werden. Antisemitismus ist bedauerlicherweise kein Thema längst vergangener Geschichte, sondern er ist brutal gegenwärtig.

Mit diesem Thema setzte sich der armenische aus Syrien stammende Christ Luwai Vargo während des Kongresses „Antisemitismus heute“ auf dem Schönblick auseinander, der dort vom 24. bis zum 26. September 2023 stattfand. Luwai Vargo hat Erfahrung in der Leitung von Migrationsgemeinden und Flüchtlingsarbeit. Seit 2021 ist er Referent am Europäischen Institut für Migration, Integration und Islamthemen (EIMI) an der AWM.

Umfragen zufolge1Vgl. https://www.tagesspiegel.de/politik/juden-in-deutschland-fuhlen-sich-zunehmend-unsicher-4018726.html fühlen sich viele Juden in der EU und besonders in Deutschland nicht mehr wohl und haben bereits antisemitische Erfahrungen sammeln müssen. Fast die Hälfte der Befragten erwägen sogar eine Auswanderung. Grund dafür ist, dass sich das Phänomen des Antisemitismus als einer Haltung oder Einstellung gegen Juden durch sämtliche gesellschaftlichen Gruppen zieht, sei es nun auf der politisch rechten oder linken Seite, aber insbesondere unter Migranten mit religiös-muslimischen Hintergrund. Denn der meiste Hass gegen Juden kommt mittlerweile von der Seite der Migranten, vom sog. muslimischen Antisemitismus.

Doch warum kommt es zu diesem Hass, der auch in Deutschland zunehmend Kreise zieht?

Schon aus dem Koran heraus ist ein herablassendes Verhalten gegenüber anderen Religionen wie dem Judentum oder dem Christentum üblich, wie es in den meisten muslimischen Ländern heutzutage auch ausgelebt wird. Der Scharia nach müssen Juden und Christen eine sogenannte zusätzliche Schutzsteuer verrichten. Außerdem haben sie oftmals weniger Rechte und werden als Menschen zweiter Klasse angesehen. Darüber hinaus sind sie trotz alledem immer noch vielen öffentlichen Angriffen schutzlos ausgesetzt. Juden werden oft als Gegner des Islams angesehen, da einige jüdische Stämme der Streitmacht Muhammads in Medina im Weg standen, sodass dieser erst Krieg gegen sie führen musste. Von derartigen moralischen Werten und Überzeugungen geprägt, samt solchen uralten geschichtlichen Überlieferungen aus der Anfangszeit des Islam infiltriert, kommen nun etliche muslimische Migranten nach Deutschland und sollen nun nach dem in Deutschland üblichen Wertesystem in die Gesellschaft integriert werden.

In der Theorie sollte dieses hasserfüllte Weltbild ab diesem Moment der Inkulturation in der EU „verboten sein“ und durch ein anderes ausgetauscht werden, was dann zu einem friedlichen Nebeneinander von Kulturen und Religionszugehörigkeiten führen könnte. Faktisch scheitert jedoch sehr oft die sogenannte Integration in wichtigen Punkten, denn in Deutschland gilt eine Person dann als integriert, wenn sie die deutsche Sprache beherrscht, sich in die üblichen Gepflogenheiten der neuen Kultur integriert und einem Beruf nachgeht. So könnte der muslimische Migrant sich in die ihm fremde Gesellschaft integrieren, ohne dabei seine Identität aufgeben zu müssen. Doch sind die mitgebrachten „Wertesysteme“ dermaßen stark, dass er oft dominant seine eigene Religion und seine eigenen Vorstellungen der Welt und Kultur beibehält, über die dann kein Dialog stattfindet, sodass er auch keine Notwendigkeit darin sieht, diese abzulegen. Stattdessen werde diese mitgebrachten „Wertesysteme“ weiter ausgelebt, auch weil sie der liberalen deutschen Kultur gegenüber überlegen erscheinen, und diese somit von Generation zu Generation weitergegeben werden mit der Folge, dass quasi Parallelgesellschaften erhalten bleiben. Die jungen Menschen aus der 2. oder 3. Generation der Migranten wirken dann zwar nach außen hin in ihrem radikalen Glauben stärker, sind aber eigentlich nur aggressiver als ihre Väter, die im Grunde schon gleiche Gedanken mitbrachten.

Dazu kommt das Problem der schlechten Aufarbeitung beziehungsweise des unzureichenden Umgangs mit daraus resultierenden Straftaten oder Angriffen auf Juden oder auch auf Christen. Während zum Beispiel in den Arabischen Emiraten das Gesetz gilt, dass jeder Migrant, der auch nur ein Gesetz des Landes bricht, auf der Stelle abgeschoben wird (eine sehr radikale Handhabung, allerdings konsequent praktisch ausgeführt), kommt es in Deutschland so gut wie nie zu einer Abschiebung, egal, ob es sich um einen illegalen Einwanderer handelt oder ein Migrant, der Straftaten begangen hat. Viel zu groß ist die Angst, von der Öffentlichkeit und Presse als „islamophob“ abgestempelt zu werden.

Stattdessen wird den Muslimen immer mehr Freiraum zur Auslebung ihrer eigenen Kultur zugelassen, ungeachtet jeglicher strafrechtlichen oder moralischen Konsequenzen. So gibt es in Deutschland zum Beispiel mittlerweile islamische Schulen, deren Lehrplan grundsätzlich unter die Lupe genommen werden sollte, da auch dieser bereits viele kritische Punkte beinhaltet, die antisemitistische Tendenzen aufweisen. So werden beispielsweise Schulbücher desselben Verlages verwendet, der auch ägyptische Schulbücher bereitstellt, in den Lehrplan aufgenommen. Daran ist problematisch: Zum einen die darin verbreitete Propaganda gegen den Staat Israel. So wird zum Beispiel auf keiner einzigen Landkarte, die aus den Ländern des Nahen Ostens stammen, Israel als Israel abgedruckt. Stattdessen wird das Gebiet als Palästina benannt. Dazu kommen Dinge, wie die Übersetzung von Sure 1 des Korans für Schüler der 2. Klasse mit zusätzlichen Worterklärungen, an der sich außerdem abzeichnet, dass die deutsche Übersetzung des Korans eine stark vermilderte Version ist. So wird in der deutschen Übersetzung in Sure 1 von denen „die Deinen Zorn erregt haben“ geredet, was aber eher als „die Verfluchten“ übersetzt werden müsste. In diesen Schulbüchern bekommt man zu dieser Passage die Anmerkung präsentiert: „die Verfluchten = die Juden“.

Was lässt sich dagegen ausrichten? Wie lässt sich das Problem des Antisemitismus unter Migranten bewältigen?

Zunächst ist es wichtig, vor allem für uns als Christen, nicht stillzuschweigen, wenn wir Antisemitismus erleben oder antisemitistische und antijüdische Aussagen vermittelt bekommen, sondern wir uns positionieren und uns dagegen aussprechen und dadurch demonstrieren, dass alle Varianten des Antisemitismus und des Antijudaismus oder des Anti-Israelismus falsch und verwerflich sind und eine andere Position eingenommen werden muss. Außerdem ist es wichtig, mit Migranten in Kontakt zu treten und mit ihnen einen Dialog über ihre religiösen, politischen und kulturellen Ansichten zu führen, damit antisemitische Vorurteile abgebaut werden (auch mit dem Hintergedanken, dass die meisten ja gar keine überzeugten, sondern lediglich indoktrinierte, kulturelle Judenhasser sind) und deshalb ein gesundes Miteinander generiert werden kann.

 

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    Vgl. https://www.tagesspiegel.de/politik/juden-in-deutschland-fuhlen-sich-zunehmend-unsicher-4018726.html
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    Vgl. https://www.tagesspiegel.de/politik/juden-in-deutschland-fuhlen-sich-zunehmend-unsicher-4018726.html