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Homosexuelle erhalten israelischen Pass

Das israelische Einwanderungsrecht wurde reformiert. So heißt es in einer Verlautbarung vom August 2014: „Die Tore Israels stehen für jeden Juden und seine Familie unabhängig von der sexuellen Orientierung offen“. Die Alijah (wörtl. „Aufstieg“, die Bezeichnung für die Einwanderung von Juden in den jüdischen Staat) erlaubt jetzt auch gleichgeschlechtlichen nicht-jüdischen Ehepartnern von Juden die israelische Staatsbürgerschaft zu erwerben. Bisher hatten nicht-jüdische Partner bei ihrer Einwanderung lediglich eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis bekommen, welche vom Bestand der eingetragenen Lebensgemeinschaft abhängig war. Auch in Deutschland und der gesamten EU wird dies mit bi-nationalen Partnerschaften so gehandhabt. Seit 2006 erkennt der jüdische Staat grundsätzlich im Ausland geschlossene Ehen an.

Immer mehr orthodoxe Juden haben keine Scheu mehr ihren homosexuellen Lebensstil zur Schau zu stellen. Seit 2002 findet in Jerusalem jährlich die Gay Pride Parade statt, von jüdisch orthodoxer Seite gibt es nur wenig Widerstand. Juden, Muslime und Christen lehnen jedoch in der Mehrheit – in seltener Einigkeit – eine solche Parade in der heiligen Stadt ab, obwohl man bei dieser weder Küsse in der Öffentlichkeit, provozierende knappe Kostüme oder gar nackte Haut zu sehen bekommt. Dafür sorgen 1500 uniformierte Polizisten, denen ein kreisender Hubschrauber hilft, den Überblick über die 3000 bis 4000 friedlichen Demonstranten zu bewahren.

Während religiöse Juden und Muslime gegen die Schwulenbewegung kämpfen, halten jüdische und muslimische Homosexuelle im Kampf für Gleichberechtigung zusammen.

Was die ultraorthodoxen Juden angeht, sind in deren Vierteln in Jerusalem um die Zeit der Gay Pride Parade die verschiedensten Sprüche und Verse zu dieser Thematik zu lesen, so zum Beispiel: „Wir werden in die Straßen der Stadt den Krieg gegen Amalek den alttestamentarischen Erzfeind Israels) bringen, wir werden das Schwert des (biblischen) Bundes tragen und Jerusalem vor der Schande retten.“

In Israel haben Homosexuelle schon seit vielen Jahren mehr Rechte als in Deutschland. In der nur sechzig Kilometer entfernten Hafenstadt Tel Aviv hingegen, sieht die Welt ganz anders aus als in der heiligen Stadt. Dort treffen sich zur Gay Pride Parade mehr als 20000 Personen, sogar Trauungen von schwulen und lesbischen Paaren wurden an den Stränden der Stadt durchgeführt.

Wie hierzulande gibt es auch in Israel religiöse Führerpersönlichkeiten, die sich zu ihrer Homosexualität bekennen, so der orthodoxe Rabbiner aus der Küstenstadt Netanja. Er gab zur besten Sendezeit im Fernsehen bekannt, dass er Männer liebe, und gehört zu den Gründern von Hod, einem Verein von orthodoxen Homosexuellen.

Daneben gibt es Bewegungen wie die des ultraorthodoxen Psychologen Adam Jessels in Jerusalem: Der Therapeut schwärmt von seinen Klienten als „heroischen Männern und Frauen, die keine Erfüllung im schwulen Lebensstil finden und darum kämpfen, ihn zu überwinden, um ein heterosexuelles Leben führen zu können.“

 (mr)

 
Quellen:
http://www.dw.de/die-kleinen-wunder-von-jerusalem/a-1627624?maca=de-Newsisfree_germanhomepage-22-rdf
http://www.faz.net/aktuell/politik/schwule-juden-ploetzlich-sind-sich-alle-einig-1650101.html
http://haolam.de/The-cheerful-Coyote/2014-8/artikel_18662.html
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/20023
http://www.stol.it/Artikel/Politik-im-Ueberblick/Politik/Israel-weitet-Einwanderungsrecht-auf-homosexuelle-Ehepartner-aus
http://de.wikipedia.org/wiki/InterPride#2005.2F2006_.E2.80.93_Jerusalem

 

Bilder:
Titelbild: Guy Yitzhaki@flickr; Lesbisches Paar und Tel Aviv Gay Pride Parade: U. S. Embassy Tel Aviv@flickr (CC-BY-SA-2.0); Polizisten: Eman@wikimedia; Protest: Benj@flickr

 

 

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