Irans neuer Präsident schickt Juden Neujahrsgrüße

Für das jüdische Volk ist diese Zeit des Jahres eine besondere Zeit: Während die Menschen hierzulande gemütlich den ausklingenden Sommer genießen, haben an vergangenen Mittwochabend mit Rosch Haschana, dem jüdischen Neujahrstag, für Juden in aller Welt die „zehn furchtbaren Tage“ oder auch die „zehn Tage der Reue und Umkehr“ (Teschuwa) begonnen. Es handelt sich um eine Zeit der Buße am Beginn des Monats Tischri, die ihren Abschluss im höchsten jüdischen Feiertag, dem großen Versöhnungstag (Jom Kippur), findet – dieses Jahr am 14. September. Dieser wichtigste Festzyklus des Jahres wird schließlich durch das Laubhüttenfest (Sukkot) fortgesetzt wird.

Zu Beginn dieser für das Judentem so heiligen Zeit hat nun der neue Präsident des Iran, Hassan Rohani, dem jüdischen Volk seine Neujahrsgrüße für das Jahr 5774 ausgerichtet. Auf seinem Twitter-Account postete er die aus dem Munde eines iranischen Regenten zunächst verwunderlich anmutenden Worte:

„As the sun is about to set here in Teheran I wish all Jews, especially Iranian Jews, a blessed Rosh Hashanah.“ (Übersetzung: „Während hier in Teheran die Sonne untergeht, wünsche ich allen Juden, besonders den iranischen Juden, ein gesegnetes Rosch HaSchanah.“) Dem Beitrag angefügt war das Bild eines gläubigen Juden beim Gebet.

Wie auch immer diese Geste zu bewerten ist, Rohani setzt sich hiermit deutlich von seinem Vorgänger Mahmud Ahmadinedschad und dessen Hassreden ab, in denen er Israel u.a. als „Krebsgeschwür“ bezeichnete und ihm den Untergang wünschte.

Diese versöhnliche Linie führte im Anschluss auch der iranische Außenminister, Mohammed Dschawad Zarif, fort, der sich gestern ebenfalls bei Twitter von der Holocaust-Leugnung des Mahmug Ahmadinedschad distanzierte. Eine Nutzerin hatte auf Zarifs an die Juden gerichtete Neujahrswünsche mit den Worten „Vielen Dank, das neue Jahr wäre noch besser, wenn Sie die Leugnung des Holocausts durch den Iran beenden würden, Sir“, reagiert. Daraufhin postete der Außenminister zunächst: „Iran hat das nie geleugnet. Der Mann, der das tat, ist nun abgetreten. Frohes neues Jahr“, relativierte jedoch seine Aussage kurz darauf und schrieb über Ahmadinedschad: Der Mann „dem nachgesagt wurde, dass er das leugnet“, sei nun weg. Gegenüber dem Nachrichtenportal Tasmin News Agency äußere er gestern Abend weiterhin sehr eindeutig, dass der Iran das „von den Nazis verübte Massaker an den Juden“ genauso verurteile wie das „von den Zionisten verübte Massaker an und die Unterdrückung von den Palästinensern“.

In dem Zuge machte Zarif zudem deutlich, dass er entgegen den in der arabischen Welt weit verbreiteten und auch vom letzten iranischen Präsidenten immer wieder gepredigten Verschwörungstheorien einen Unterschied macht zwischen den „Zionisten“, für ihn eine „kleine Gruppe“, die der Welt ein verfälschtes Bild der islamischen Welt präsentiere, indem sie den Iran als antisemitisch darstelle, und den Juden in ihrer Gesamtheit, deren Religion er als eine göttliche respektiere und die in seinem Land als religiöse Minorität gleiche Rechte genössen und sogar im Parlament vertreten seien. (Lesen Sie hier Zarifs Worte im Zusammenhang.)

Inzwischen kamen Zweifel auf, ob die so überraschend an „alle Juden“ gerichteten Glückwünsche des iranischen Präsidenten wirklich aus dessen Feder stammen. Doch der Account gilt, wenn auch nicht persönlich von ihm verwaltet, als echt und von Hassan Rohani autorisiert, weswegen Experten davon ausgehen, dass diese Worte auf ihn zurückzuführen sind.

Rohani, der seit dem 3. August 2013 die Macht im Iran übernommen hat, gilt als moderat und hatte schon vor seiner Amtseinführung für eine Annäherung an Israel – und den Westen – plädiert. Auch wenn er inzwischen mehrfach eine Abkehr von der konfrontativen und antisemitischen Politik seines Vorgängers erkennen ließ, mangelt es Rohani aber nicht an harten Worten gegenüber dem Regime um Benjamin Netanjahu. So bezeichnete er beispielsweise am Al-Kuds-Tag, an dem jährlich gegen die Besatzung Jerusalems protestiert wird, die israelische Besatzung als „eine alte Wunde im Körper der islamischen Welt“.

Dennoch bleibt – nicht nur – für Israel zu hoffen, was Dietrich Alexander in einem Artikel der Welt kommentierte: „Wenn der Ton die Musik macht, dann darf man gespannt sein auf Rohani als Chorleiter.“

Quellen:

https://twitter.com/HassanRouhani
https://twitter.com/JZarif
http://www.tagesschau.de/ausland/rohani-rosch-haschana100.html
http://www.zeit.de/politik/2013-09/iran-praesident-neujahrsgruesse-an-juden
http://www.israelnetz.com/nachrichten/detailansicht/aktuell/rohani-gratuliert-zum-juedischen-neujahr/#.Uime4YX8o7A
http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-08/iran-rohani-israelbeleidigung
http://www.welt.de/politik/ausland/article119732403/Irans-Neuer-gratuliert-Juden-zum-Neujahrsfest.html
http://www.tagesschau.de/ausland/atomgespraeche116.html
http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-09/iran-holocaust-leugnung
http://www.tasnimnews.com/English/Home/Single/133943

 

Zurück