Dr. Arnold Fruchtenbaum zum „Geistlichen Leben“

Dr. Arnold Fruchtenbaum

Arnold Fruchtenbaum, 1943 in Sibirien geboren, ist ein Jude, der an Jesus Christus als Messias, Herrn und Erlöser glaubt. Seine Eltern, polnische Juden, flohen vor den Deutschen aus Polen nach Russland. Aufgrund von persönlich erlebten antijüdischen Erfahrungen emigrierte seine Familie nach dem II. Weltkrieg von Russland über Polen und Deutschland in die USA. Arnold wurde von seinem Vater ziemlich strikt in der Lehre des orthodoxen Judentums unterwiesen. Den ersten Kontakt mit dem christlichen Glauben hatten Fruchtenbaums bereits in Ulm mit dem evangelischen Geistlichen Theophil Burgstahler. Fünf Jahre später, bereits lebend in New York, nahm Arnold Jesus als seinen Messias an. Sein Vater war bis zum Schluss ein starker Gegner dieses Glaubens, was dazu führte, dass Arnold sein Elternhaus nach seinem High-School-Abschluss verließ. Später studierte er Archäologie, Philologie, Philosophie und Theologie. Heute lebt Fruchtenbaum mit seiner Frau in Texas, leitet das Missionswerk ‚Ariel Ministries‘. Er ist durch seine Vorträge und Publikation international bekannt.  Fruchtenbaum hielt Anfang März 2016 eine viertägige Seminarreihe in Berlin zum Thema ‚Geistliches Leben aus einer jüdisch-messianischen Perspektive‘.

Der erste Vortrag beschäftigte sich mit der biblischen Definition des sog. „Geistlichen Lebens“, der anderen Themen, wie ‚Lebensgrundsätze für Gläubige‘, ‚Gemeinschaft der Gläubigen‘, ‚Jüngerschaft‘, ‚Geistliches Leben und der Heilige Geist‘, ‚Göttliche Leitung‘, ‚Biblische Ethik‘ und der ‚Geistliche Kampf‘ als Grundlage vorausging.

Fruchtenbaum unterteilt das, was er unter Geistlichkeit versteht, in drei Kategorien:

Wiedergeburt bedeutet geistlich neu geboren zu werden. Ab diesem Zeitpunkt wird die Botschaft des Evangeliums geglaubt und man ist dadurch wiedergeboren. Ein Ungläubiger hingegen kann keine Geistlichkeit erlangen, da sie für ihn unzugänglich ist. Das bedeutet allerdings nicht, dass jeder Gläubige die Geistlichkeit auch erlebt.

– Durch die Wiedergeburt kommt der Heilige Geist in unser Leben und ermutigt uns unser geistliches Leben weiterzuentwickeln.

Joh 16,12-15: ‚er belehrt uns‘

Röm 8,14: ‚er führt uns im Glauben‘

Röm 8,16: ‚Der Heilige Geist gibt uns Glaubensgewissheit‘

Röm 8,26+27: er ‚vertritt uns im Gebet‘

1Kor 12,4-7: er ‚gibt uns die Gaben, um den Leib des Messias auferbauen zu können‘

– Niemand wird wiedergeboren und ist schon im selben Augenblick geistlich. Geistlichkeit beruht auf Wachstum und benötigt Zeit. In 1Kor 2,15 spricht Paulus von einem Geistlichen und verdeutlicht, dass es dafür Zeit braucht, um im Glauben zu wachsen.

Das Schlüsselkonzept für Geistlichkeit ist das Reifen. Eine Grunddefinition davon ist: ‚Geistlichkeit ist eine zur Reife gelangte Beziehung mit dem Heiligen Geist‘. Ein geistliches Leben ist etwas, das einen geistlichen Gläubigen hervorbringt.

Das Reifen kann wie folgt definiert werden – Ableitungen davon sind:

– Ein Frischbekehrter kann nicht als geistlich bezeichnet werden, weil die nötige Zeit zum Wachstum noch fehlt.

– Ein Älterer Gläubiger muss nicht zwangsläufig geistlich sein. Zwar hatte er die Zeit, um sich geistlich weiterzuentwickeln, aber möglicherweise hat er dem Heiligen Geist nicht gestattet, ihn zu leiten und zu beherrschen. Somit kann es ihm an Hingabe mangeln.

– Ein Gläubiger kann in seine Gewohnheiten zurückfallen bei der Entwicklung seiner Geistlichkeit, das heißt nicht, dass er seine Geistlichkeit komplett verloren hat. Aber in bestimmten Lebensbereichen kann ein Christ in seiner Geistlichkeit zurückgefallen. Zum Beispiel kann eine Person im Bereich seiner Ehe in alte Gewohnheiten zurückfallen; das heißt jedoch nicht, dass die Kontrolle des Geistes im Bereich der Finanzen verloren wurde.

Es werden demnach verschiedene Stadien im geistlichen Wachstum unterschieden. Ein Ehrgeiziger wird durch den Ehrgeiz noch lange nicht zu einer geistlichen Person. In 1Tim 3,6 spricht Paulus eine Warnung aus: ‚Einem Neubekehrten soll keine Stellung von Autorität in der Gemeinde gegeben werden‘ (Hochmut), denn geistliche Reife entsteht nicht durch ein plötzliches emotionales Ereignis. Häufig streben Menschen nicht aufgrund der Bibel nach Geistlichkeit, sondern aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen. Biblisch gesehen gibt es immer Raum für weiteres Wachstum, egal, wie weit wir schon in der geistlichen Reife wachsen durften – 1Kor 13,12/ Phil 3,14.

Das geistliche Leben umfasst viele verschiedene Bereiche. Wir müssen – so Fruchtenbaum – in allen Bereichen zur Geistlichkeit gelangen. Es umfasst das persönliche Leben, unsere Familie, das Leben in unserem Land, in unserem Beruf, sowie das Leben in Gemeinschaft.

1.Schlussfolgerungen aus der Unterteilung von Geistlichkeit

– Der Status des „Säuglings“ (Frischbekehrter) im Glauben sollte nicht lange anhalten. 1Kor 3,1-3 verdeutlichen das: „Aber, Brüder, ich konnte nicht mit euch reden wie mit Geistlichen, sondern wie mit ungeistlichen Menschen, wie mit Unmündigen in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Nahrung; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Auch jetzt könnt ihr es noch nicht, weil ihr noch ungeistlich seid. Denn wenn Eifersucht und Zank und Zwietracht unter euch sind, seid ihr nicht ungeistlich und lebt nach Menschenweise?“ Zwischen dem Zeitpunkt der Evangelisation in Korinth durch Paulus und dem ersten Korintherbrief sind ca. 4-5 Jahre vergangen. Also sollten für einen Gläubigen von der Zeit seiner Bekehrung bis zum Zeitpunkt seiner Reife, nicht länger als 4-5 Jahre vergehen, empfiehlt Fruchtenbaum zur Orientierung.

2. Die Wesenszüge von Geistlichkeit

– Ein geistlicher Mensch spiegelt seine Geistlichkeit im Lebensvollzug wider. Er hat Wesenszüge an sich, die auf den Messias verweisen.

Gal 2,20 – ‚der Messias lebt in mir‘

Gal 5,22+23 – ‚wir wollen die Frucht des Geistes entwickeln‘

1Pet 2,21 – ‚wir sollen in seinen Spuren folgen‘

1Joh 2,6 – ‚wir sollen im Messias verbleiben‘

Geistliche Menschen sind an ihrer Einstellung zu diesen Dingen zu erkennen. Damit ist zugleich die Grundeinstellung der Dankbarkeit (Eph 5,20) und Einheit des Geistes (Eph 4,3) impliziert. Die Gläubigen in Korinth haben diese geistliche Reife nicht erlangt. Die Gemeinde war in verschiedenen Fragen zerstritten.

Geistliches Wachstum besagt, dass wir Wesenszüge entwickeln werden, die dem Messias ähnlich sind. Die Geistlichkeit soll sich auch im Zuhause des Gläubigen widerspiegeln und das wiederum soll durch das Prinzip der Unterordnung gekennzeichnet sein. Der Ehemann ist für die geistliche Reife seiner Frau und die der Kinder verantwortlich (Eph 5,22-33).

Drittens spiegelt sich die Geistlichkeit in der Teilnahme des Gemeindelebens wider (1Kor 12). Die geistlichen Gaben hat der Gläubige nicht einfach empfangen, damit er ‚nur‘ im Glauben wächst. Vielmehr sollen sie zur Erbauung der örtlichen Gemeinde dienen. Der Gläubige sollte sich darauf konzentrieren, wie er die geistlichen Gaben konkret zur Ehre Gottes einsetzen kann.

3. Korinther 2,9 – 3,3: Die vier Arten von Menschen

Paulus beginnt mit der Betonung in Vers 9, dass Gottes Wort uns als Offenbarung gegeben worden ist. Der Geist erleuchtet den Verstand der Gläubigen, damit er die Wahrheiten von Gottes Wort verstehen kann. Dadurch können wir eigentlich verborgene Einsichten erlernen. Dazu kommt es freilich nicht so ohne weiteres. Wir müssen die Hingabe mitbringen, Gottes Wort zu studieren, damit er sich uns im Wort offenbaren kann.

Menschen können in vier Stadien unterteilt werden, inwieweit sie sich dem belehrenden Wort des Heiligen Geistes unterworfen haben, also in Bezug auf ihr Wissen und Nicht-Wissen über Gott.

Vers 12 besagt, dass Gläubige den Heiligen Geist empfangen haben und dadurch die tiefen Dinge Gottes erfahren und erfassen lernen können. Das setzt jedoch voraus, dass sie sich dem Heiligen Geist zuvor unterworfen haben. Die göttlichen Geheimnisse können nur dann erkannt werden, wenn es bereits zu einer Unterwerfung unsererseits unter den Heiligen Geist gekommen ist.

  1. Der natürliche Mensch: Kap. 2,14: „Der natürliche Mensch aber begreift nicht, was vom Geist Gottes ist; denn es ist für ihn eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muss“. Er ist noch nicht wiedergeboren. Er ist geistlich unverändert, da er den Heiligen Geist nicht hat (Röm 8,9). Der natürliche Mensch kann die Dinge aus Gottes Wort nicht begreifen, denn sie sind ihm eine Torheit. Ist der Mensch jedoch nicht bereit, seine Gesinnung (Bekehrung) zu ändern, versucht er sich selbst zu rechtfertigen und Zusammenhänge zu schaffen. So komme es zu Theorien, wie die des Urknalls oder die der Evolution. Apostel Paulus beschreibt, dass der natürliche Mensch diese geistlichen Dinge nicht nur nicht kennt, vielmehr verdeutlicht er, dass er sie gar nicht erkennen kann. Er kann die Wahrheit nicht kennen und annehmen oder sich mit geistlicher Wahrheit auseinandersetzen. Er kann die tiefen Dinge über Satan nicht begreifen (Off 2,24). Der Grund dafür liegt darin begründet, dass diese Dinge geistlich untersucht werden müssen. Das Untersuchen der geistlichen Dinge erlernt man allerdings nicht, indem man z.B. in die Schule geht, da das keine Frage des Intellekts ist, sondern primär eine seiner persönlichen Gesinnung und der Anleitung durch Gottes Geist.
  2. Der geistliche Mensch: Kap.2,15-16: „Der geistliche aber beurteilt alles und wird selbst von niemandem beurteilt. Denn wer hat die Gesinnung des Herrn erkannt, dass er ihn unterweise? Wir aber haben Christi Gesinnung“. Kap. 2,15 – der reife und erwachsene Mensch. Er ist in der Lage alle Dinge zu beurteilen. Er muss sich nicht erst Rat bei anderen einholen; sein Verstand ist erleuchtet durch den Heiligen Geist. Er ist in der Lage, alle Dinge anzunehmen und durch den Verstand zu begreifen. Er kann entscheiden, was geistlich und was un-geistlich ist.

Röm 7,14 – ‚die Thora, das Gesetz, ist geistlich‘. Ein geistlicher Mensch versteht, dass die Schrift (Bibel) ebenfalls geistlich ist.

1Kor 14,37 – ‚der geistliche Mensch wird erkennen, dass die Schriften‘ Paulus Worte Gottes sind‘.

Gal 6,1 – ‚es sind die Geistlichen, die das Werk der Wiederherstellung vollbringen sollen‘. Wenn ein Bruder im Glauben strauchelt, sollen wir ihn wieder zurückführen, wieder herstellen.

Kap. 2,16 – ‚der geistliche Mensch hat den Verstand des Messias‘. Der Heilige Geist erleuchtet den Verstand des geistlichen Menschen und dadurch hat er die Gesinnung Christi in jedem Lebensbereich.

  1. Der Unmündige im Glauben: Kap. 3,1-2: „Aber, Brüder, ich konnte nicht mit euch reden wie mit Geistlichen, sondern wie mit ungeistlichen Menschen, wie mit Unmündigen in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Nahrung; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Auch jetzt könnt ihr es noch nicht.“ Diese Gruppierung ist schwach im Glauben und noch jung im Glauben. Deshalb können sie nur Milch und keine feste Speise vertragen. An diesem Zustand ist nichts Verkehrtes.
  2. Der fleischliche Mensch: Kap. 3,3-4: „Weil ihr noch ungeistlich seid. Denn wenn Eifersucht und Zank und Zwietracht unter euch sind, seid ihr nicht ungeistlich und lebt nach Menschenweise? Denn wenn einer sagt: »Ich gehöre zu Paulus«, der andere aber: »Ich gehöre zu Apollos«,– seid ihr nicht ungeistlich?“ Wenn das Kind heranwächst, aber nicht aus dem Kleinkindalter herauswächst und Fähigkeiten entwickelt, dann ist das nicht normal. Es beschreibt die Personengruppe – innerhalb der Gemeinde in Korinther – die lange genug gläubig gewesen ist, um heranwachsen zu können. Beschäftigt man sich mit den Gemeinden des Neuen Testaments, wird deutlich, dass in der Gemeinde in Korinth die schlimmsten „ungeistlichen“ Umstände herrschten. Sie sind lange genug gläubig gewesen, um feste Speise zu sich nehmen zu können, taten dies aber offensichtlich nicht. Die Fleischlichkeit des Menschen führt dazu, dass der Heilige Geist nicht in unserem Leben wirken kann; genau von solch einer Person ist in Röm 7,14 die Rede.

Dem fleischlichen Menschen ist es somit nicht möglich, mit anderen Gläubigen zu recht zu kommen. In Bezug auf das Wissen über Gottes Wort ist er nicht besser, als ein Neugeborener im Glauben. V. 4 – ‚sein Lebenswandel unterscheidet sich nicht von dem eines natürlichen Menschen‘. Die Personen, die im fleischlichen Zustand verharren, sind diejenigen, die Lebensentscheidungen treffen, welche nachher nicht mehr zurückgenommen werden können. Das hat zur Konsequenz, dass sie von der Belohnung und der Ehre, die einem im messianischen Reich zustehen wird, ausgeschlossen werden.

4. Hebräer 5,11-14: Wesenszüge des Säuglingsstatus und der Reife

„Davon hätten wir noch viel zu reden; aber es ist schwer, weil ihr im Hören so träge geworden seid. Denn obwohl ihr längst Lehrer sein solltet, habt wieder nötig, dass man euch die Anfangsgründe der göttlichen Worte lehrt, und dass man euch Milch gibt und nicht feste Nahrung. Denn jeder, dem man Milch geben muss, ist unerfahren im Wort der Gerechtigkeit; denn er ist ein Unmündiger. Die feste Nahrung aber ist für die Gereiften, die durch Gewöhnung geübte Sinne haben, Gutes von Bösem zu unterscheiden.“

Was für die Gläubigen in Korinth zutrifft, trifft auch für die jüdischen Gläubigen zu, an die sich der Hebräerbrief richtet. In seinem Brief beschreibt der Schreiber die drei Säulen des Judentums, die da sind: Engel, Mose und die levitische Priesterschaft.

Das, was die jüdischen Gläubigen im Messias besitzen, ist wichtiger als das, was durch diese drei Säulen ausgesagt wird. Hebr. 5 beschäftigt sich mit der Priesterschaft, am Ende von V. 10 wird Bezug auf die Ordnung Melchisedeks genommen. Der Schreiber des Briefes ist besorgt darüber, dass seine Zuhörer ihn womöglich nicht verstehen werden, weil das zu Sagende zur festen Speise des Wortes Gottes gehört. Die Begründung für das Nicht-Reifen liegt vermutlich darin, dass die Gläubigen nicht bereit gewesen sind, zu verstehen, was er ihnen zu sagen hat. Deshalb lässt er die Thematik Melchisedek erst einmal bei Seite um seinen Adressaten zuerst zu erklären, was ihr Problem ist. Am Ende von Kap. 6 greift er das Thema von Kap. 5 wieder auf, und in Kap. 7 legt er die Priesterschaft Melchisedeks genauer dar.  In  Kap. 5,11-14 zeigt er auf, weshalb sie evtl. nicht in der Lage sind, seine Anliegen zu verstehen.

Wir sehen – so Fruchtenbaum – einen Kontrast zwischen dem fleischlichen und dem geistlichen Menschen. Der geistliche Mensch ist in der Lage, schwierige und tiefe Dinge zu verstehen und sie dann auszulegen.

V. 11 – ‚ich habe über Melchisedek wirklich viel zu sagen, aber es mag zu schwierig für euch sein, es zu verstehen, weil ihr des Hörens träge geworden seid‘. Dass sie träge geworden sind, bedeutet zugleich, dass sie nicht schon immer des Hörens träge gewesen sind. Es gab zuvor eine Zeit, in der sie eifrig waren, mehr zu erfahren; sie haben die Milch des Wortes Gottes aufgenommen. Der Eifer hat jedoch mit der Zeit schleichend nachgelassen.

Die Geistlichkeit einer Person kann man daran messen, wie gut deren Bibelkenntnisse sind. Eine geistliche Person muss in der Lage sein, auch schwierige Bibelstellen zu verstehen und diese dann selbst auszulegen (V. 11).

V. 12 beschreibt die Aufgabe einer solchen Person. Der geistliche Mensch soll ein Lehrer sein, da er genug Zeit gehabt hat, um zur Reife zu gelangen; er nimmt an der festen Speise Anteil. Die Fleischlichen sind jedoch immer noch unmündige Schüler V.12 – ‚ihr solltet bereits in der Lage sein, das Wort zu unterrichten‘. Die Hebräer brauchen aber immer noch jemand anderen, der ihnen das einfache ABC der Bibel erklärt. Wenn sie nicht geistlich wachsen werden, wird es nach dem Stillstand zu Rückschritten in ihrer geistlichen Reife kommen. Dinge, die ihnen früher bereits klar waren, von denen sie wussten, wissen sie dann nichts mehr. Es ist nicht jeder im Leib Christi zur Lehre berufen, aber jeder Christ sollte in der Lage sein, im Gegenüber mit anderen Menschen seinen Glauben zu erklären. Begründet wird das dadurch, dass jeder Christ beauftragt ist, das Werk der Jüngerschaft auszuüben.

Durch V. 13 wird der Zustand des Kleinkindseins und der Fleischlichkeit deutlich – jeder, der noch Erfahrung mit der Milch hat, ist noch nicht so weit, geistliche Dinge unterscheiden zu können. Der Unterschied zwischen einer fleischlichen Person und einem Kleinkind im Geiste ist folgender: das Kleinkind im Messias hat nur mangelndes Wissen, und das wenige Wissen, das er besitzt, wurde noch nicht auf sein praktisches Leben angewendet. Er ist noch nicht in der Lage, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden; dieses Verhalten ist noch zu entschuldigen, nicht jedoch das des fleischlichen Menschen. V. 13 verstärkt diese Aussage – entweder man wendet die gelernten Sachen an oder man verliert sie wieder. Man sollte in der Lage sein, sich über wichtige Lehren der Bibel mit anderen auseinandersetzen zu können.

V. 14 beschäftigt sich mit dem Zustand der Geistlichkeit und der Reife; die feste Speise ist für den gereiften Erwachsenen. Der Erwachsene ist der geistlich ausgewachsene Mensch. Es ist eine Person, die umsetzt, was sie bereits weiß. Geistliche Reife ist die sorgsame Anwendung von unserem Wissen. Das Erwachsensein ist somit nicht nur das Wissen, sondern auch die Fähigkeit, das Verstandene in die Tat umzusetzen. Die Verpflichtung, die sich aus V.14 an jeden von uns richtet, ist folgende: „Wende an, was du bereits gehört und gelernt hast!“ Es muss immer ein Gleichgewicht bestehen zwischen Wissen und Anwendung, sonst führt Wissen zu Hochmut und Überheblichkeit. Andererseits können wir auch nicht anwenden, was wir nicht wissen. Deshalb bedarf es hier eines Ausgleichs.

(mr)

 

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