Israel: Abtreibung wird kostenlos

Israelinnen, die sich im Alter von 20 bis 33 Jahren befinden, müssen eine Abtreibung nicht mehr bezahlen. Diesem Entschluss stimmte das israelische Kabinett zu. Jährlich werden die Leistungen und Behandlungen im Gesundheitswesen von einer Kommission neu diskutiert und angepasst, jedoch bedarf es am Schluss immer noch der Zustimmung des Kabinetts. Dies geht aus der Onlinezeitung Times of Israel hervor.

Der Leiter der Gesundheitskommission und der Direktor des Scha’arei Zedek Krankenhauses in Jerusalem, Jonathan Halevi, setzt sich auch weiterhin für große Familien in Israel ein und ermutigt zur Geburt. Halevi wies Äußerungen zurück, laut denen der Entscheid der Kommission zu radikal sei. Er ist der Meinung, dass er, wenn eine Schwangerschaft ungewünscht und unbeabsichtigt ist, die Möglichkeit fördern möchte, die Schwangerschaft auf die richtige Art und Weise zu beenden. Seiner Meinung nach wird diese Maßnahme nicht zu einem verantwortungslosen Umgang mit Schwangerschaft führen: „Eine Schwangerschaft ist ein emotionales und physisches Drama. Ich glaube nicht, dass eine Frau schwanger wird, nur weil sie weiß, dass ihre Abtreibung finanziert werden könnte.“

Kritik kam unter anderem von Eli Schussheim, Vorsitzender der Lebensrechtsorganisation Efrat. Wenn Schwangerschaftsabbrüche, die aus medizinischer Sicht nicht nötig seien, gezahlt würden, so sei dies wie Diebstahl an kranken Menschen. Auch berichtet Eli Schussheim aus seinen persönlichen Beratungsgesprächen, bei denen er weder über das Gesetz, noch über die Religion redet. „Wenn Schwangere zu Gesprächen kommen, so rate ich ihnen, falls kein wirklich zwingender Grund für einen Schwangerschaftsabbruch vorliegt, die Schwangerschaft fortzusetzen.“ Es sei ihm noch nie passiert, dass eine von ihm beratene Frau dies bereut hätte, wohingegen Frauen, die eine Abtreibung vollzogen hätten, oft in Depressionen verfallen seien.

Laut Rabbiner David Stav sei es „keine Frage“, dass das Abtreiben ohne medizinischen Notfall gegen das jüdische Gesetz verstoße.

Nach der Lehre des Talmuds gilt der Fötus nicht als eigenständiges Leben, er ist ein Teil der Mutter und Eigentum des Vaters. Die meisten Rabbiner stimmen einer Abtreibung nur dann zu, wenn die Mutter in Gefahr kommt, denn sie vernichtet die „Lebenschance für eine lebendige Seele“. Dies verstoße gegen das Fortpflanzungsgebot, welches das erste Gebot Gottes an die Menschen darstelle (1. Mose 1).

Im Islam wird jeder Angriff gegen die Schwangerschaft nach erfolgter Befruchtung als Sünde betrachtet. Nach erfolgter Einnistung und im Fortschreiten der Schwangerschaft, nimmt die Schwere der Sünde zu. Solch ein Angriff gilt aus islamischer Sicht als Angriff auf das ungeborene Leben. Theologisch wird in zwei Phasen unterschieden: ungeborenes Leben vor bzw. nach Einhauchung der Seele. Bei medizinisch schwerwiegenden mütterlichen Indikationen erlaubt der Islam die Abtreibung ausgehend von der theologischen Regel: „In der Notlage kann das Verbotene erlaubt werden“. Diese grundsätzlichen Aussagen werden von allen islamischen Richtungen vertreten.

Die Abtreibungspolitik Israels ist eine der liberalsten der Welt. Bei medizinischen Notfällen, Vergewaltigungen oder Missbrauch erhalten Frauen Unterstützung, wenn sie eine Schwangerschaft beenden möchten. Wenn es jedoch andere Gründe gibt, zum Beispiel wenn die Eltern nicht verheiratet waren, oder es an emotionalen Gründen liegt, kann ebenfalls eine Abtreibung beantragt werden. Israelische Frauen unter 20 und über 40 Jahren haben laut dem Bericht auch Anspruch auf eine Abtreibung, ohne Angaben von Gründen. Der Fall wird dann einem dreiköpfigen Komitee (zwei Fachärzte, ein Sozialarbeiter) vorgetragen, das dann über den Antrag entscheidet. Laut der Times of Israel werden 98 Prozent der Anfragen genehmigt.

Laut der jüngsten Amtsstatistik, die im Jahre 2005 veröffentlicht wurde, wurden von den 19.000 Anträgen zur Abtreibung nicht einmal 300 von der Kommission abgelehnt. In 55 von 100 Fällen heißt der häufigste Grund: „außereheliche Schwangerschaft“. Andere Gründe sind unter anderem schwangerschaftsbezogene Probleme, wie zum Beispiel Missbildung des Fötus, das Alter der Antragsstellerin, das von 17 bis über 40 reicht, Schwangerschaften infolge von Inzest, Vergewaltigung sowie die Gesundheit der Frau.

Einem Bericht von livenet zufolge ist die Anti-Baby-Pille unter Frauen in Israel weniger verbreitet als in Europa; einige Einwanderinnen der Ex-Sowjetunion sind es gewohnt, zur Geburtenkontrolle abzutreiben. Dem Bericht zufolge, der Ende 2009 erschienen ist, werden auf 100 Lebendgeburten 28 bis 35 Babies abgetrieben, bei 140.000 Geburten jährlich. Seit 1977 sind Abtreibungen unter bestimmten Bedingungen in Israel legal, Soldatinnen stehen während ihres 21-monatigen Militärdienstes zwei kostenlose Abtreibungen zu.

Hier ein Link vom Institut für Ethik und Werte über die Thematik „Abtreibung“, der Ihnen behilflich sein könnte: Abtreibung

(mr)

 

Quellen:

http://www.israelnetz.com/gesellschaft/detailansicht/aktuell/kostenlose-abtreibung/#.UtATjLTOWFA
http://koptisch.wordpress.com/2014/01/07/abtreibung-in-israel-wird-kostenlos/
http://www.livenet.ch/themen/gesellschaft/ethik/lebensrechtsfragen/145129-abtreibung_in_israel.html
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/1418
http://www.enfal.de/famplan.htm
http://www.ethikinstitut.de/index.php?id=288 

 

 

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