Qumran-Schriftrollen online verfügbar

Der Fund der bekannten Schriftrollen vom Toten Meer hat ab 1947 die Bibelwissenschaften sowie die Judaistik revolutioniert und gilt als die wichtigste archäologische Entdeckung des 20. Jahrhunderts. Nun wurden die Funde, darunter die ältesten existierenden Handschriften des Alten Testaments, der Öffentlichkeit über das Internet zugänglich gemacht: Die Leon Levy Dead Sea Scrolls Digital Library, eine Kooperation der israelischen Altertumsbehörde (IAA) und des Internetkonzerns Google, gab am 18. Dezember 2012 den offiziellen Online-Start des Mammut-Projekts bekannt.

Bei der bis zum heutigen Tag veröffentlichten Auswahl der Schriftrollen vom Toten Meer handelt es sich um zwei Arten von Aufnahmen:

Zum einen zahlreiche Scans der Infrarot-Fotografien, die kurz nach dem Fund in den 50er Jahren von den Fragmenten angefertigt wurden (das Gesamtarchiv ist hier zu finden). Zum anderen neue Fotografien, die mittels einer speziellen, von der NASA entwickelten Technik angefertigt wurden: Hierbei wird jedes Schriftstück 28 Mal von beiden Seiten mit 12 unterschiedlichen Farbspektren fotografiert, davon fünf mit Infrarotlicht, so dass selbst verborgene Buchstaben sichtbar werden, die mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen wären. Hiervon würde vor allem die Forschung profitieren, so Pnina Shor, Leiterin des Projektes. Diese Fotos werden dann auf dem Computer zusammengesetzt, so dass eine sehr große Auflösung erreicht wird. Diese Fotografien sind hier aufgelistet. Es finden sich darunter u.a. der Anfang der Schöpfungsgeschichte aus Genesis 1 und die zehn Gebote aus Deuteronomium 6.

Insgesamt zählen zu den sogenannten „Dead Sea Scrolls“ um die 15.000 Fragmente von etwa 850 Rollen, darunter 200DSCN0792 Handschriften des Tanach. Innerhalb der nächsten drei Jahre soll der gesamte Fundus veröffentlicht werden. Ziel dieser Digitalisierung sei erstens, die empfindlichen Fragmente für spätere Generationen zu bewahren und zweitens, allen interessierten Menschen weltweit einen Zugang zu den Manuskripten vom Toten Meer zu ermöglichen. Professor Emanuel Tov von der Hebrew University, Chefredakteur des Projekts, spricht von „einer Art Paradies für die breite Öffentlichkeit und für Wissenschaftler“.

Hier geht es zur digitalen Bibliothek der Schriftrollen: http://www.deadseascrolls.org.il/home.

Bisher hatte bereits das Jerusalemer Israel Museum, welches die wertvollen Schriftrollen beherbergt, einen kleinen Teil der Qumran-Funde online zur Verfügung gestellt. Unter http://dss.collections.imj.org.il/ sind in ausgezeichneter Qualität fünf der wichtigsten Manuskripte zu bestaunen und studieren: die Jesaja-Rolle (1QIsaa), die Tempelrolle (11Q19), die Kriegsrolle (1QM), die Gemeinderegel (1QS) sowie der Habakuk-Pescher (1QpHab). Auch hier lohnt sich ein Besuch, so steht von der Jesaja-Rolle sogar eine englische Übersetzung zur Verfügung, welche sich beim Klick auf einzelne Verse automatisch öffnet: http://dss.collections.imj.org.il/isaiah.

 (jp)

Quellen:

http://www.deadseascrolls.org.il/featured-scrolls

http://www.botschaftisrael.de/2012/12/18/qumran-rollen-vollstandig-digitalisiert-online/

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/qumran-rollen-museum-stellt-bibelhandschriften-ins-internet-a-788467.html

Fotos:

Qumran: © privat

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