40 Tage Beer Sheva – Mein Sommer in der Wüste Israels

Gebäudekomplex auf dem Campus der Universität

„Wir werden uns bestimmt wiedersehen. Wer einmal in Israel war, kommt ziemlich sicher wieder zurück!“ – So oder so ähnlich wurde ich im August 2016 nach meinem internationalen Jugendfreiwilligendienst in einem Jerusalemer Krankenhaus verabschiedet. Und dieser Freund sollte mit seiner Aussage Recht behalten. Schon vor meinem Rückflug dachte ich über die nächste Möglichkeit, wieder nach Israel zu kommen, nach. Als ich erfuhr, dass es durch ein von dem Institut für Israelogie ausgeschriebenem Stipendium möglich ist, für etwa sechs Wochen an der „Ben-Gurion-Universität“ in Beer Sheva zu studieren, nahm ich mir vor, mich dafür zu bewerben. Als ich dieses Stipendium im April 2017 dann tatsächlich bekam, hatte ich eine tolle Perspektive, mit der ich mein restliches zweites Semester an der FTH Gießen verbringen konnte.

Am 27. Juli – der Tag, an dem ich auch noch meine letzte Klausur schrieb – flog ich schließlich nach Israel. Dort angekommen durfte ich schon in den ersten Wochen erleben, dass sich der ganze Stress, der sich durch die Vorbereitungen besonders in der Klausurenphase ergeben hatte, gelohnt hat. Für 40 Tage durfte ich an der „Universität des Negevs“ studieren. Warmes Wüstenklima, unzählige Straßenkatzen, leckerer Hummus und Klimaanlagen, die mich gefühlt eher im Winter als im Sommer leben ließen, gehörten zu meinem Alltag.

An der Grenze zu Gaza

Das speziell auf deutschsprachige Teilnehmer ausgerichtete Sommerprogramm der Universität beinhaltete als Hauptpunkt einen intensiven Ulpan (Ivrit-Sprachkurs), sowie ein am Nachmittag stattfindendes akademisches Rahmenprogramm, zu dem unter anderem Vorlesungen zu israelischer Literatur, Kultur, Archäologie und Politik gehörten. Zusätzlich wurden einige Studienausflüge in der Umgebung und in andere Städte angeboten. So konnte ich z.B. Einiges über die vom Brutalismus geprägte Architektur in Beer Sheva, über archäologische Ausgrabungen in Ashkelon, über die Situation von Beduinen im Negev sowie über politische Aktivisten in der Nähe vom Gaza-Streifen erfahren.

Der im Zentrum stehende Ulpan, der innerhalb der Woche jeden Vormittag ausfüllte, erlaubte mir eine Vertiefung meiner Vorkenntnisse in Ivrit (Neu-Hebräisch), die ich bereits während meines ersten Aufenthaltes in Israel gesammelt hatte. Während die Einsteiger-Klassen eine Gruppengröße von bis zu 20 Studenten hatten, genoss ich in einem von den höheren Kursen die Privilegien einer kleineren Gruppe. Die Teilnehmerzahl unserer Gruppe bewegte sich zwischen 5 und 7, da einzelne Studentinnen und Studenten erst später dazugekommen und einige schon früher

Meine Ulpan-Klasse beim Abschluss-Essen

gegangen sind. Durch diese Gruppengröße konnten wir intensive Diskussionen über verschiedenste Themen führen, bei denen sich jeder beteiligen konnte. Zudem sollte jeder von uns Präsentationen zu selbst ausgewählten Themen halten. Der Ulpan war insgesamt also sehr vielfältig – so konnte ich beispielsweise etwas über Volkstänze, die Intelligenz von Haustieren, jüdische Philosophie und die Flat-Earth-Society lernen, während ich Vorträge zur Geschichte der Russlanddeutschen und zu dem Einsatz von Lamas, Antilopen und Berberschafen in der Israelischen Armee gehalten habe.

Neben dem Ulpan war es mir sehr wichtig, Kontakte zu Israelis zu knüpfen. Zum Teil erhielten wir bereits durch die Organisatoren unseres Sommerprogramms die Möglichkeit, bei israelischen Studentinnen und Studenten zum Shabbat-Essen eingeladen zu werden. Zusammen mit drei anderen Teilnehmern der Sommeruni wurde ich in eine WG zum Essen eingeladen. Bei Shakshuka, einem typisch israelischen Gericht, welches hauptsächlich aus Eiern in Tomatensoße besteht, und guten Gesprächen hatten wir die Möglichkeit, die Lebenswelt der israelischen Studenten ein wenig kennenzulernen. Neben diesem Angebot habe ich regelmäßig „Nahalat Yeshua“ („Erbe Jesu“), eine messianisch-jüdische Gemeinde, besucht. Dort habe ich mich sehr wohlgefühlt – schnell konnte ich einige Kontakte knüpfen und Zeit mit der Jugendgruppe verbringen.

Nimrod-Festung mit dahinterliegendem Hula-Tal

Zusätzlich konnte ich bereits bestehende Kontakte und Freundschaften pflegen und vertiefen. Für zwei Tage bin ich beispielsweise mit einigen Freunden campen gefahren. Gemeinsam haben wir bei heißem Sommerwetter das kalte Wasser im Fluss Dan im Norden Israels genossen, sind Kajak gefahren, waren in einem kleinen Kletterpark klettern und haben die beeindruckende Nimrod-Festung besichtigt.

Für die Möglichkeit, dieses Sommerprogramm mitgemacht haben zu dürfen, bin ich sehr dankbar. Die Erfahrungen, die ich diesen Sommer sammeln konnte, waren für mich sehr bereichernd.

Wer noch mehr über meinen Studienaufenthalt in Beer Sheva wissen will, vielleicht weil er oder sie Interesse hat, auch einmal dort zu studieren oder einfach nur um Israel besser kennen zu lernen, der kann mich gerne über die Homepage des Israel-Instituts kontaktieren.

Bestimmt wird es nicht das letzte Mal sein, dass ich in Israel war. Wer zweimal in Israel war, kommt ziemlich sicher wieder zurück!

Simon Tielmann

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