Qumran-Funde in verbesserter Qualität online einsehbar

Wollten Sie schon immer mal die legendären Schriftrollen vom Toten Meer sehen, ohne dafür das Haus verlassen zu müssen?

Vor rund einem Jahr wurden zu genau diesem Zweck in der Leon Levy Dead Sea Scrolls Digital Library, einer Kooperation der israelischen Altertumsbehörde (IAA) und des Internetkonzerns Google, die revolutionären Qumran-Funde für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gestern nun wurde eine verbesserte Version der Homepage vorgestellt, die u.a. mit 10.000 neuen Fotografien von exzellenter Qualität und vielen begleitenden Manuskripterklärungen aufwarten kann und zudem komplett auch ins Deutsche übersetzt ist. Die Zeitung The Guardian spricht von einer „außerordentlichen Hochzeit von High-Tech-Zauberei und alter Geschichte“ – ein Besuch der Seite lohnt sich ab sofort umso mehr.

Qumran in der judäischen Wüste

Qumran in der judäischen Wüste

Der Fund der bekannten Schriftrollen vom Toten Meer von 1947 war von maßgeblicher Bedeutung für die Bibelwissenschaften sowie die Judaistik und gilt als die wichtigste archäologische Entdeckung des 20. Jahrhunderts. Ziel der Digitalisierung des Fundus, welcher nach und nach erweitert werden wird, sei erstens, die empfindlichen Fragmente für spätere Generationen zu bewahren und zweitens, allen interessierten Menschen weltweit einen Zugang zu den Manuskripten vom Toten Meer zu ermöglichen. Professor Emanuel Tov von der Hebrew University, Chefredakteur des Projekts, spricht von “einer Art Paradies für die breite Öffentlichkeit und für Wissenschaftler”.

Seit dem offiziellen Online-Start des Mammut-Projekts haben mehr als eine halbe Million Menschen die Seite der Altertumsbehörde besucht.

Zu den Neuerungen der modifizierte Website gehören Erklärungen zu einzelnen Manuskripten wie den Büchern Exodus und Samuel sowie der Tempelrolle, eine schnellere Suchmaschine sowie eine verbesserte Meta-Datenbank.

Besonders zu erwähnen sind allerdings die Fotografien der empfindsamen Dokumente, welche zur maximalen Konservierung insgesamt nur von fünf ausgewählte Personen berührt werden dürfen. „Die Neuheit ist die Qualität der Fotos mithilfe eines Systems, das eigens für die Rollen erfunden wird“, sagte Pnina Shor, Leiterin der Abteilung für die Qumran-Rollen bei der Antikenbehörde. „Dies sind die bestmöglichen Bilder der tausenden von Fragmenten. Sie sind exakt genauso wie die Originale. Die Technologie wurde für die NASA entwickelt.“

Diese Multispektral-Aufnahmen der Schriftrollen werden zudem einen Beitrag zum Erhalt der Dokumente beitragen. Ein Langzeit-Kontrollsystem, das in den kommenden Monaten im Konservierungslabor eingerichtet wird, simuliert dabei die klimatischen Bedingungen, die in den Höhlen Judäas herrschten, wo die Rollen mehr als 2000 versteckt gewesen waren, ohne zu verfallen.

An den nächsten Versionen der digitalen Bibliothek mit weiteren Fotos, erweiterten Suchmöglichkeiten sowie Werkzeugen für Wissenschaftlicher und Forscher wird bereits gearbeitet.

Hier geht es zur digitalen Bibliothek der Schriftrollen: http://www.deadseascrolls.org.il/.

Bisher hatte bereits das Jerusalemer Israel Museum, welches die wertvollen Schriftrollen beherbergt, einen kleinen Teil der Qumran-Funde online zur Verfügung gestellt. Unter http://dss.collections.imj.org.il/ sind in ausgezeichneter Qualität fünf der wichtigsten Manuskripte zu bestaunen und studieren: die Jesaja-Rolle (1QIsaa), die Tempelrolle (11Q19), die Kriegsrolle (1QM), die Gemeinderegel (1QS) sowie der Habakuk-Pescher (1QpHab). Auch hier lohnt sich ein Besuch, so steht von der Jesaja-Rolle sogar eine englische Übersetzung zur Verfügung, welche sich beim Klick auf einzelne Verse automatisch öffnet: http://dss.collections.imj.org.il/isaiah.

(jp)

 
Quellen:
 
http://www.israelnetz.com/wissenschaft/detailansicht/aktuell/schriftrollen-vom-toten-meer-version-20/#.Uvo0NYXR47A
http://www.theguardian.com/world/2014/feb/04/israel-dead-sea-scrolls-digital-archive
http://www.jpost.com/National-News/IAA-revamps-Dead-Sea-Scrolls-website-340383
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/qumran-rollen-museum-stellt-bibelhandschriften-ins-internet-a-788467.html
 

Fotos:

Qumran: © privat

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